Urnerin macht Kunst auf zwei Rädern

Wenn Andrea Keller auf ihr Zweirad steigt, hat das mit Biken wenig zu tun. Als Kunstradfahrerin beweist sie, dass man zwei Räder auch anders befahren kann.
22.11.2011
Es sieht aus wie ein ganz normales Fahrrad: zwei Räder, ein Sattel, Pedale und Lenker. Einzig die Grösse, die fehlende Gangschaltung und die geschwungenen Hörner am Lenker trüben den ersten Eindruck. Und spätestens dann, wenn Andrea Keller das Rad besteigt, wird klar: Das ist kein normales Fahrrad. Die Urnerin betreibt auf den zwei Rädern nämlich alles andere als normalen Bikesport. Andrea Keller ist Kunstradfahrerin.

Schnuppertraining begeistert

Dass man zwei Räder auch anders befahren kann, weiss Andrea Keller seit ihrem elften Lebensjahr. Nach einem Schnuppertraining bei den Kunstradfahrern Uzwil fing die gebürtige Sankt Gallerin Feuer für die spezielle Sportart. Ob einzeln, im Zweier-, Vierer- oder Sechserteam - Andrea Keller verbuchte in allen vier Disziplinen Erfolge auf dem Kunstrad. Entschieden hat sich die heute 27-Jährige schliesslich für das Vierer-Kunstradfahren. Wegen des Teamgedankens, wie Andrea Keller erklärt: «Durch die vielen Trainings und Einsätze wird man zu einer kleinen Familie.» Und die muss perfekt zusammenpassen, kommt es im Vierer-Kunstradfahren doch auf eine sauber und synchron ausgeführte Kür an.

Durch die Liebe nach Uri

Seit fünf Jahren ist Andrea Keller Teil der Kunstradfahrer Luzern und wohnhaft in Seedorf. Dass die gebürtige Ostschweizerin den Weg in den Kanton Uri fand, hat sie ebenfalls dem Kunstrad zu verdanken. An der Hallenradsport-WM 2005 in Freiburg verliebte sich Andrea Keller in einen mitgereisten Fan der Radballer von Radsport Altdorf. Und daraufhin auch in den Kanton Uri. Der Abschied von ihrem Verein, den Kunstradfahrern Uzwil, fiel Andrea Keller nicht schwer. «Das damalige EM-Team hatte sich aufgelöst und ein Neuanfang bot sich an», erklärt die Kunstradfahrerin. Bei den Kunstradfahrern Luzern fand sie schliesslich ein Team, in dem sich die Urnerin wohl fühlt. Dass das Kunstrad als Sportgerät im Kanton Uri nicht sehr bekannt ist, stört Andrea Keller nicht. Schliesslich ist sie die einzige Urnerin, die diesen aussergewöhnlichen Radsport betreibt.

WM-Titel im Visier

Mit dem Vierer-Damenteam der Kunstradfahrer Luzern konnte Andrea Keller bereits viele Erfolge feiern: Vier Schweizermeistertitel in Folge, dreimal WM-Bronze und zuletzt die Silbermedaille an der Hallenradsport-WM in Japan Mitte November. Dafür arbeitet das Team auch hart, wie Andrea Keller bestätigt: «Wir trainieren dreimal pro Woche bis zu 2 Stunden sowie an drei Wochenenden im Monat samstags und sonntags.» Dabei werden stets neue Übungen trainiert, schnelle Abläufe geprobt, die Übergänge koordiniert und an der Synchronität gefeilt. «Damit wir in der fünfminütigen Kür unser ganzes Können präsentieren können», erklärt Andrea Keller. Und das soll stets gesteigert werden, denn das Ziel des Damenteams ist klar: der Weltmeistertitel 2012. «Damit wir an der WM 2013 in Basel den Titel im eigenen Land verteidigen können.»

Carmen Epp


Meistgelesen

  • 01Leistungsvereinbarung droht zu scheitern
  • 02Alte ungenutzte Skiliftanlage wird abgerissen
  • 03Im Führerstand von Göschenen nach Airolo
  • 04Wandern auf historischen Verkehrswegen
  • 05Zum Fünf-Jahr-Jubiläum gehts ins Isental
  • 06Wiederbelebung einer Flussaue an der Reuss
  • 07Programm verspricht exklusive und vielseitige Volksmusik