Um 6 Prozent sank 2009 gesamtschweizerisch das landwirtschaftliche Einkommen der Bauern. In Uri haben die Landwirte sogar 12 Prozent weniger verdient - gerade einmal 29`578 Franken. Dies geht aus dem aktuellen Lagebericht zur Urner Landwirtschaft hervor. «In Uri hat das landwirtschaftliche Einkommen massiv abgenommen», verdeutlichte Wisi Brand, Präsident des Bauernverbandes Uri, an der Präsentation am Donnerstag, 28. Oktober. Und Martin Furrer von Agro-Treuhand legte nach: «Mit diesem Einkommensstand befinden sich die Urner Landwirte nach dem Anstieg im vergangenen Jahr wieder auf dem Niveau von 2005.» Ein Grund für das tiefere Einkommen ist zum einen der Milchpreis, der im vergangenen Jahr 12 Rappen niedriger ausfiel. Auch die Preise für Nutz- und Schlachtvieh haben sich im letzten Jahr auf einem deutlich tieferen Niveau als noch 2008 bewegt. Dazu sind die Strukturkosten für die Landwirtschaftsbetriebe auch im 2009 weiter angestiegen. «Hinzu kommt, dass die Betriebe in Uri deutlich weniger von den Änderungen im Direktzahlungssystem profitieren», erklärte Martin Furrer. Bei dieser Bilanz ist nicht erstaunlich, dass allein im vergangenen Jahr 21 Landwirtschaftsbetriebe aus Uri verschwunden sind.
54 Hektaren Kulturland weg«2009 sind 54 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche verloren gegangen. In den Jahren zuvor waren dies im Durchschnitt gerade einmal 18 Hektaren», veranschaulichte Martin Furrer. Die durchschnittliche landwirtschaftliche Nutzfläche pro Betrieb beträgt in Uri 13,8 Hektaren - in anderen Bergregionen der Schweiz liegt der Durchschnitt bei 23,2 Hektaren. Besonders im unteren Kantonsteil sind die Betriebe tendenziell kleiner als beispielsweise im Urserntal. Dies ist auf die Siedlungsentwicklung und die topografischen Verhältnisse im Urner Unterland zurückzuführen. Im vergangenen Jahr mussten Urner Landwirte etwas mehr in Gebäude, den Betrieb und Angestellte investieren als noch 2008. Die Betriebskosten stiegen um rund 1000 Franken auf 66`740 Franken an. Den grössten Anteil der Betriebskosten verursachen Gebäude und Maschinen. Die Strukturkosten sind bei den Urner Landwirtschaftsbetrieben auch im vergangenen Jahr höher ausgefallen - sowohl bei kleinen als auch bei grossen Betrieben.
Der Cashflow ist um rund 3,5 Prozent gesunken. Das Eigenkapital ist mit 8190 Franken nur leicht tiefer als im Vorjahr. «Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich die Familien angepasst, zurückgesteckt und mehr in Nebenjobs gearbeitet haben», relativierte Susanne Kilchenmann von Agro-Treuhand. Für einen Drittel aller 659 Betriebe in Uri reicht das Gesamteinkommen nicht aus, um den Privatverbrauch zu decken. «Diese Betriebe zehren an der Substanz,» sagte die Agronomin.
Keine Entspannung im 2010 zu erwartenDas tiefere landwirtschaftliche Einkommen in Uri ist nicht allein auf die Strukturen zurückzuführen, resümierte Susanne Kilchenmann. «Das hängt auch von der Unternehmensführung ab.» Direktzahlungen seien für ein Überleben der landwirtschaftlichen Betriebe in Uri wichtig. Die Bauern würden viele Leistungen im Interesse der Öffentlichkeit erbringen. In Zukunft sieht Susanne Kilchenmann die Betriebe noch mehr Druck ausgesetzt: «Kleine Betriebe sind auf einen Nebenerwerb angewiesen. Doch es wird in Zukunft schwieriger, alles unter einen Hut zu bringen.» Sie zeigte sich überzeugt, dass sich die Situation auch im 2010 nicht verbessern würde. «Einmal mehr sind die Bauernfamilien gefordert, Erträge und Kosten weiter zu optimieren.» Diese Ansicht teilte auch Volskwirtschaftsdirektor Isidor Baumann. «Es ist wichtig, die Wertschöpfung im Kanton Uri zu verbessern. Wo hat die Urner Landwirtschaft Potenzial?» Damit diesbezüglich wichtige Projekte vorangetrieben werden können, brauche es aber zuerst die Initiative der Landwirte, erklärte er.
Martina Regli