300 Millionen Jahre Maderanertal

Eine Zeitreise durch 300 Millionen Jahre Maderanertal. Ein ganz besonderer Rundgang auf 2300 Meter über Meer.
29.09.2010
Startpunkt unserer Wanderung ist die Talstation der Seilbahn nach Golzern in Bristen. Aus der Seilbahn ist die Umgestaltung der Landschaft nach dem Unwetter vom August 2005 noch leicht erkennbar. Von der Bergstation, 1395 Meter über Meer, geht es nur 100 Meter locker Richtung Golzernsee, denn bereits der erste Wegweiser leitet uns auf den steilen Weg nach oben zum Südabfall der Chli Windgällen und zu unserem ersten Zwischenziel Oberchäseren, 1936 Meter über Meer. Am Morgen noch teilweise im Schatten, gewinnen wir rasch an Höhe. Der Weg ist perfekt ausgemäht. Von Oberchäseren führt ein blau-weiss markierter Bergweg weiter in nördlicher Richtung und bringt den interessierten Berggänger zur unteren und oberen Erzgrube.

Wir wählen den Weg in östlicher Richtung zur Alp Bernetsmatt und weiter zur Windgällenhütte, 2032 Meter über Meer. Besonders im Juli ist die Blumenvielfalt phänomenal, wandern wir doch ziemlich genau am Übergang zwischen den Gneisen, die uns beim Höhersteigen begleitet haben, und den darüberliegenden Kalkgesteinen des Windgällengebiets. Teilweise etwas luftig leitet der gut ausgebaute Weg unsere Schritte hoch über dem Golzernsee in Richtung Windgällenhütte. Wer das grossartige Panorama bewundern will, schaltet mit Vorteil eine kleine Rast ein. Noch einige kleine Hügel, und vor dem Düssistock taucht die Windgällenhütte auf. Annina und Wisi Arnold betreuen ihre Gäste bestens, und wer sich zu einer Übernachtung in der Windgällenhütte entschliesst, kann besonders während der Woche einen einmaligen Abend geniessen.

Nach einer Stärkung nehmen wir den 2009 mit grünen und weissen Punkten markierten geologischen Rundgang in Richtung Stäfelgletscher in Angriff. Bei 13 im Gelände markierten Punkten wird man durch 300 Millionen Jahre geologische Entstehungsgeschichte des Maderanertals geführt. Das Maderanertal, wie es sich heute dem Betrachter zeigt, wurde erst in den letzten Millionen Jahren angelegt. Vorher waren zum Teil Meeresverhältnisse oder sogar Vulkane aktiv. Wasserlösung im Kalk, Gesteinsvielfalt, Gletschermoränen, Gletscherschliffe und zurückweichende Eismassen, Überreste von ausgestorbenen Meerestieren und verfältelte Gesteinsschichten sind die wichtigsten Höhepunkte dieser rund zwei- bis dreistündigen Rundwanderung, die sich besonders für Kinder ideal eignet. Will man sich bereits zu Hause mit der geologischen Situation vertraut machen, findet man unter www.windgaellenhuette.ch genaue Angaben zum geologischen Rundweg. Das Hüttenwartteam stellt den geologisch Interessierten die Informationen, bestens aufbereitet, zur Verfügung.

Am höchsten Punkt des Rundgangs, 2300 Meter über Meer, kreuzen wir den Bergweg, der von der oberen Eisengrube kommt. Im Windgällengebiet wurde vor allem zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert Eisenerz abgebaut. Unten bei der Talstation der Golzernseilbahn wurde das Eisen ausgeschmolzen. Der Schmelzofen ist zugänglich, und ein Besuch lohnt sich. Das satte Grün im Bereich der Windgällenhütte steht in einem frappanten Gegensatz zu der vom Gletscher rundgeschliffenen Felshöckerlandschaft aus vulkanischem Gestein bei der Nummer 7, einer Landschaft, die 1850 noch unter Eis lag.

Nördlich der Nummer 7 liegt in einer kleinen, vom Stäfelbach durchflossenen Ebene extrem viel Gesteinsmaterial, zum Teil fein zerrieben, das bei grösserer Wassermenge, vor allem am Nachmittag, ausgewaschen wird. Der Stäfelbach wird zu einem grauen Gewässer, das durch Schnee- und Eisschmelze immer stärker anschwillt. Die Hauptwassermenge verschwindet in einer Doline nördlich der Windgällenhütte. Am Ende des Rundgangs mag es für Kinder spannend sein, die Quarzader, die nördlich der Hütte durchläuft, noch etwas zu bearbeiten. Leider können keine grossen Funde mehr versprochen werden. Für den Abstieg von der Windgällenhütte ins Tal wählt man am besten die Route vorbei am grossen Steinmann in Richtung Golzernsee mit einem möglichen Sprung ins kühle Nass. Nach einer Übernachtung auf hohem Niveau ist der längere, aber sehr reizvolle Weg über den Tritt und via Hotel Maderanertal zurück nach Bristen empfehlenswert.

Max Rothenfluh


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