50 Jahre Kinder- und Familienhilfswerk Uri

50 Jahre Kinder- und Familienhilfswerk Uri sind mehr als nur ein Jubiläum. Das sind fünf Jahrzehnte selbstloser Tätigkeit, sind unzählbare Tag- und Nachtstunden im Dienste des Armen, Kranken, Benachteiligten und Vergessenen! So bezeichnete Altständerat Hans Danioth in seiner Laudatio das ...
05.11.2002
nder- und Familienhilfswerk Uri mit Recht als ein «Konzern aktiver Nächstenliebe». Am Donnerstag, 31. Oktober, wurde das Jubiläum gefeiert.

In der Dorfstube des Hotel Reiser war die Schwesterngemeinschaft des Liebeswerkes Solothurn mit Vertretern von Kirche und weltlichen Behörden Uris zum festlichen Mahl vereint. Regierungsrat Markus Stadler, Vorsteher der Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion, überbrachte dabei die Grüsse von Regierung und Volk von Uri, die 1952 einen ersten Hilferuf nach Solothurn gesandt hatten. Sie konnten damals, so führte er aus, «gut jammern». Der Notschrei des Flüeler CSP-Regierungsrates Josef Müller wurde aber, dank der Unterstützung von Kapuzinerpater Josaphat Hammer, damaliger Leiter der Franziskanischen Laiengemeinschaft, erhört. In der Folge konnte dann in Altdorf ein Werk aufgebaut werden, das seinesgleichen sucht. Und alles geschah ohne finanzielle Hilfe des Kantons und der Gemeinden, die erst Jahre später, auf Intervention von Finanzdirektor Ludwig Danioth, in die Tasche griffen. Markus Stadler dankte Generaloberin Meta Mannhart, einer ehemaligen Mitarbeiterin in Altdorf, mit einem bunten Blumenstrauss «auf symbolische Art». Blumen erhielten anschliessend auch Katharina Banz, überreicht von Beat Abegg, Leiter des Sozialdienstes Uri, während Iwan Stampfli, Vorsteher des Amtes für Soziales, Theresia Holdener einen Strauss überreichte.

Zeiten des Feierns

Nach einer herzlichen Begrüssung der Gästeschar durch Theresia Holdener, Leiterin des Werkes in Altdorf, richtete die Generaloberin des Seraphischen Liebeswerkes, Meta Mannhart, die mit dem vollzähligen Vorstand von Solothurn ans Fest gekommen war, besinnliche Worte des Rück- und Ausblicks an die Anwesenden, um jenen Urnerinnen und Urnern zu danken, «die dem Sozialwerk über 50 Jahre hinweg menschliche, fachliche, geistliche und administrative Unterstützung geschenkt haben». Es waren, so führte sie aus, «neben Gottes Schutz und Segen eure Freundschaft und Wertschätzung, die unsere sozial tätigen Mitschwestern in ihrem Wirken immer wieder neu beflügelt und gestärkt haben.» In den vergangenen 80 Jahren habe das Seraphische Liebeswerk immer versucht, «auf soziale Fragen und Notstände eine Antwort zu geben, gemäss dem Leitmotiv des Kapuzinerpaters Theodosius Florentini: Zeitbedürfnis ist Gottes Wille.» Meta Mannhart definierte die segensreiche Arbeit im Urnerland mit Worten des Mitbegründers des Seraphischen Liebeswerkes, Fritz Spieler: «Es braucht Menschen, die aufhorchen, wenn es andern nicht gut geht; Menschen, die sich in ihrem Innersten bewegen lassen; die hingehen, hinschauen und in sich täglich neu den Wunsch aufsteigen lassen, bei allem Guten dabei zu sein.»

Veränderungen werden unumgänglich

Leider musste Meta Mannhart auch nachdenkliche Zukunftsüberlegungen anfügen. «Es ist insbesondere die Altersstruktur unserer Mitschwestern», erklärte sie, «welche im Werk an der Seedorferstrasse 6 Veränderungen unumgänglich macht. Bei solchen Realitäten überkommt uns Wehmut, und Loslassen ist von uns gefordert.» Bereits habe eine Delegation aus Solothurn mit der Urner Regierung «ein lösungsorientiertes, vertrauengebendes Gespräch geführt». Sie beschloss ihre eindrücklichen Ausführungen mit Dag Hammarskjöld, der meinte: «Für das Vergangene Dank, für das Kommende Ja!»

Eine verdiente Laudatio

Nach genussreichem Querflötenspiel, dargeboten von Bruder Josef Haselbach und Monika Wipfli-Düggelin, nahm Altständerat Hans Danioth, Freund und Nachbar des Kinder- und Familienhilfswerkes, eine verdiente Würdigung vor. Keine Institution habe ihn im Verlaufe seines Lebens derart intensiv begleitet wie diese, meinte er einleitend, und zwar von Jugend auf, als sein Vater, damals Regierungsrat, von den «hilfreichen Geistern berichtete, die im Waldegge' - gleichsam zwischen Erde und Himmel - als unsichtbare Helfer in Notlagen wirkten.» Später sei er dann in seiner Funktion als Gemeinderat und Landrat, aber auch in seiner beruflichen Tätigkeit als Anwalt und Notar in näheren Kontakt getreten. Daraus hätten sich dann immer mehr grundsätzliche Überlegungen zum Verhältnis zwischen privater Sozialhilfe und Staat entwickelt. «Damals habe ich feststellen dürfen, wie einmalig unser urnerisches Konzept der privaten Sozialhilfe ist. Der Staat konnte viele Aufgaben an dieses wundersame Hilfswerk delegieren, die sonst Waisenämter, Fürsorgeräte und andere Instanzen hätten angehen müssen. Und damit wurde der Sozialhilfe der unvermeidliche amtliche Anstrich genommen. Gleichsam im freien Raum zwischen Staat und Privaten fungierte dieser Apparat, den ich als Konzern aktiver Nächstenliebe' bezeichnen möchte. Und dieses Gleichgewicht des Vertrauens', das auf Uneigennützigkeit, Fachkompetenz und einem 24-stündigen Einsatz beruhte, bildete zwischen Behörden und Hilfesuchenden die tragfähige Grundlage für das Urner Modell' der Sozialhilfe.»

Hans Danioth kam dann auch auf die persönlichen Beziehungen einer echten Freundschaft' zu sprechen, die er und seine Gattin Elena seit bald 30 Jahren als Grundstücknachbarn pflegen. Man habe schon seinerzeit bewusst auf eine Abschrankung verzichtet und die Grenze durch das Pflanzen eines Baumes markiert. Der Laudator schloss seine Ausführungen mit einem herzlichen Dank an die Jubilare, verbunden mit dem Wunsch auf ein gutes Gedeihen des Werkes und auf eine weitere segensreiche Zusammenarbeit im Urnerland. «Uri kann auf das Kinder- und Familienhilfswerk nicht verzichten», meinte er abschliessend. Und er dürfte aus Erfahrung gesprochen haben.

Schlusswort der Ehrenbürgerin

Den Abschluss der Feier machte die Urner Ehrenbürgerin Katharina Banz, Vorsteherin des Hauses in Altdorf. Sie dankte für die vielen Worte und Gesten der Anerkennung und meinte spasshaft: «Dass man uns in Uri liebt, habe ich gewusst, nicht aber, dass man uns so(oo) gern hat.» Zur Zukunft des Werkes im Urnerland meinte sie: «Man wird einen Weg finden!»



Kurt Zurfluh


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