Abteilung Rad des ESC Erstfeld aufgelöst

Mit der Durchführung der 8. SVSE-Bikemeisterschaften durch den ESC Erstfeld ist eine Ära des Schweizerischen Eisenbahner-Sportes zu Ende gegangen. Die Abteilung Rad des ESC Erstfeld wurde nach 25-jähriger erfolgreicher Tätigkeit an der GV des ESC Erstfeld aufgelöst. Massgeblich an diesem ...
21.03.2003
folg beteiligt war Karl Imhof, der während der gesamten Zeit als Obmann amtete.

1978 wurde der Radsport in die SVSE aufgenommen. 1979 fanden bereits die erste Radmeisterschaften in Lausanne statt. Am Start zu diesem Rennen befanden sich mit Karl Imhof und Sepp Indergand zwei Fahrer des ESC Erstfeld. Diese beiden Sportler gründeten dann die Abteilung Rad, bei welcher Karl Imhof zum Obmann ernannt wurde.
Hans Traxel (heute Natitrainer der Damen) gewann 1980 in Yverdon den ersten Schweizermeistertitel für den ESC, und ein Jahr später doppelte er in Biasca gar nach. Sepp Indergand belegte bereits zum dritten Mal den 2. Rang. Weil diese beiden Fahrer alle Rennen dominierten, wurde an den Meisterschaften von den beiden ein Film gedreht. Dieser zeigt das Einmaleins des Radsportes respektive dessen taktisches Repertoire, das die beiden beherrschten. Kein Wunder also, war Hans Traxel zu dieser Zeit einer der erfolgreichsten Elite-Amateure des Landes, und Sepp Indergand war auf dem Sprung dorthin. Für Hans Traxel sollte es die letzte «Bähnler»-Saison sein, denn er wurde ein Opfer des Stellenabbaus in Erstfeld.
Nachdem Sepp Indergand fünfmal den 2. Platz an den Schweizermeisterschaften belegt hatte, siegte er 1984 erstmals am nationalen Championat in Biasca. Den Titel verteidigte er 1985 in Flawil und 1986 in Bottens erfolgreich.

1986 an die Europameisterschaft in Blankenburg

Mit Sepp Walker und Sepp Indergand schafften es 1986 zwei Fahrer des ESC Erstfeld, sich für USIC-Meisterschaften in Blankenburg zu qualifizieren. Dass mit Fridolin Epp ein weiterer erfolgreicher Rennfahrer als erster Ersatz zu Hause bleiben musste, zeigte, wie stark der ESC in diesen Jahren war. Karl Imhof durfte als Mechaniker mitreisen. Traditionsgemäss reiste die neunköpfige Schweizer Delegation mit dem Zug.
Ein besonderes Erlebnis war es damals, als der Zug von der BRD durchs «Niemandsland» zur Grenze zur DDR fuhr. Aus der stockfinsteren Nacht wurde es plötzlich taghell, denn mit riesigen Scheinwerfern erleuchteten die Grenzposten den Zug. Dass die Grenzwächter mit dem Maschinengewehr im Anschlag und mit ihren Kampfhunden den Zug durchsuchten, beeindruckte sehr. Nicht verstehen konnte man, dass sie die Sättel der Velos wegnahmen, um in den Rahmen zu schauen, ob Schmuggelware oder dergleichen dort versteckt sind. Nach eineinhalb Stunden Aufenthalt rollte der Zug weiter nach Blankenburg. Dass sich die Rennfahrer in diesem Land nicht so richtig wohl fühlten, lag auch daran, dass selbst bei der Streckenbesichtigung nur die ganze Mannschaft zusammen und natürlich nur mit einem «Sicherheitswärter», die Strassen der ehemaligen DDR befahren durfte.
Die Meisterschaften wurde mit einem Kriterium über 70 Kilometer eröffnet. In dieser Prüfung siegte Juri Kascharin, der als russischer Staatsamateur ebenfalls an den USIC-Meisterschaften teilnehmen durfte. Das Strassenrennen, das über 140 Kilometer führte, sah an der Ranglistenspitze die beiden DDR-Fahrer Olaf Merkel und Andreas Lux. In der Gesamtrangliste belegten die Staatsamateure die ersten 13 Plätze. Auf den 10. Rang kam der beste nicht Ostblockfahrer, nämlich der zweifache Profiweltmeister im Querfeldein, Vito Di Tano. Bei so starker Konkurrenz erstaunte es nicht, dass die Schweizer Fahrer nur Plätze im Mittelfeld belegten (Sepp Indergand 24., Sepp Walker 39.). Nicht wegen der Resultate, sondern wegen ihren Velos fielen zwei Inder auf. Ihre Rennmaschinen hatten nur zwei Gänge, und zwar auf beiden Seiten des Hinterrades einen. Das hatte zur Folge, dass sie bei den Steigungen vom Rad steigen, das Hinterrad herausnehmen, dann drehen und wieder hineinstecken mussten - wohlverstanden ohne Schnellspanner - und ab ging die Post.

1991: erste USIC-Medaille für die SVSE-Radfahrer

1987 wurde der damalige Betriebsdisponenten-Lehrling Kurt Betschart in Langenthal Schweizermeister. Sein Nachfolger war wieder Sepp Indergand, und zwar 1988 in Biasca und 1989 in St-Maurice.
An den USIC-Meisterschaften in Ternopol (Ukraine) von 1991 gab es für die Schweizer Delegation mit Thomas Ruch und Sepp Indergand die erste USIC-Medaille in der Sparte Rad, dies war auch erst die zweite Medaille in allen SVSE-Sportarten. Erwähnenswert ist dabei, dass die erste USIC-Medaille ebenfalls von einem Athleten des ESC Erstfeld gewonnen wurde, nämlich von Skirennfahrer Edy Baumann. - Zurück zu den Resultaten aus Ternopol: Im Einzelzeitfahren belegte Sepp Indergand Platz 4, Thomas Ruch Rang 14, im Kriterium kam Sepp Indergand auf Platz 19, während Thomas Ruch 27. wurde. Den 16. Platz gab es Sepp Indergand im Strassenrennen, und den 27. Rang für Thomas Ruch. Im Gesamtklassement belegte Sepp Indergand den 6., und Thomas Ruch den 24. Platz. Die viel umjubelte bronzene Auszeichnung gewann die Schweizer Delegation in der Mannschaftswertung, und zwar hinter den überragenden Franzosen und den Russen. Bei der Heimreise mit dem Zug wurden diese Medaillen ausgiebig gefeiert.
In den folgenden Jahren, konnte man die Erstfelder Bähnler nur noch sporadisch an den SVSE-Rennen entdecken. Sei es, weil in Erstfeld ein weiterer Stellenabbau vonstatten ging, weil sie langsam wettkampfmüde wurden oder sich vermehrt im Berufs- respektive Trainerbereich weiterbildeten.
KarL Imhof - 25 Jahre Obmann Rad
Seit der Einführung der Abteilung Rad im Jahre 1978 war Karl Imhof immer als Radobmann tätig. Er erledigte die Anmeldungen, organisierte die Fahrgelegenheiten zu den Rennen, besorgte die Unterkünfte, putzte und «mechte» an den Velos und war an 22 Klubrennen als OK-Präsident tätig. Mit acht Einzel-, elf Mannschaftsmeistertiteln und 34 Tagessiegen ist der ESC Erstfeld der erfolgreichste Eisenbahner-Radverein.
Die Rekordteilnehmerzahl beim Klubrennen datiert mit 57 Teilnehmer aus dem Jahre 1994. Bei diesem Anlass begann mancher Stern am Radsporthimmel aufzugehen. So bestritten zum Beispiel die nachmaligen Profis Luzia, Markus und Beat Zberg, aber auch der Sechstage-Spezialist Kurt Betschart dieses beliebte Rennen. Letzter Klubmeister in der Geschichte der Abteilung Rad wurde Thomas Ruch. Nachdem 2002 nur noch sieben Fahrer zum Start erschienen waren, beschloss Karl Imhof, auf die GV 2003 die Abteilung Rad aufzulösen.

Claudia Zgraggen


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