Andermatt: «Chäshüsli» schliesst

Seit Jahren gibt es in Andermatt einen Laden mit Käse und Milchprodukten. Beim «Chäshüsli» ist auch die Milchannahmestelle für die Urschner Bauern untergebracht. Per Ende Monat schliesst das «Chäshüsli» seine Tore. Die Pächterfamilie Gaetano und Edith Valente hat den auslaufenden ...
25.06.2004
ag nicht mehr erneuert.

«Es läuft halt nicht mehr so viel», erklärt Edith Valente auf die Frage nach dem Grund, weshalb sie den Pachtvertrag für das «Chäshüsli» nicht mehr erneuert haben. Vor fünf Jahren hatte Edith Valente zusammen mit ihrem Ehemann Gaetano den Laden von der Vorsorgestiftung der Emmi AG gepachtet. «Am Anfang war schon noch mehr los. Wir konnten viel ans Militär liefern, und auch die Hotellieferungen waren noch zahlreicher», so Edith Valente. Das Militär ist mittlerweile nur noch marginal in Andermatt einquartiert. Und die Hotels werden heute meistens direkt von Grosslieferanten aus dem Unterland beliefert.»

Einheimische kaufen auswärts

Sie hätten zwar einige einheimische Stammkunden, aber vor allem ältere Leute. Von diesen Stammkunden sind in den vergangenen fünf Jahren einige gestorben. Die jüngeren Leute sind mobil und decken ihren Lebensmittelbedarf vermehrt in grossen Einkaufszentren. «Im Winter lief es eigentlich immer besser. Die Ferienhausbesitzer waren gute Kunden, und natürlich war in der kalten Jahreszeit die Nachfrage nach Fondue-Mischungen und Raclettekäse gross. Aber alleine vom Winter können wir nicht leben.»

Haus verkauft

Das Haus an der Gotthardstrasse 59, in welchem das «Chäshüsli» und die Milchannahmestelle Andermatt untergebracht sind, wurde inzwischen von der Vorsorgestiftung der Emmi AG an eine Privatperson verkauft. Wie es nun mit dem Ladenlokal weitergeht, ist offen. Der Laden schliesst seine Pforten auf Ende Juni. Nur die Milchannahmestelle wird weiterhin betrieben. In den Monaten Juli und August wird Gaetano Valente die Milch der Urschner Milchproduzenten weiter entgegennehmen. Sobald er aber eine neue Arbeitsstelle gefunden hat, müssen die Bauern selber schauen.

Wie weiter?

Im Urserental liefern im Winter zehn Milchproduzenten die Milch ihrer Kühe bei der Annahmestelle in Andermatt ab. Im Sommer sind es vier Produzenten mehr, weil diverse Alpen noch Milch liefern. Hans Regli, Präsident der Milchverwertungsgenossenschaft, findet es schade, dass die jahrelange Tradition der «Chäsi» in Andermatt auf einmal ein Ende findet. «Wir hatten schon zwei Sitzungen, an welchen wir die verschiedenen Möglichkeiten besprochen haben», erklärt Hans Regli. «Am schönsten wäre es natürlich, wenn wir eine Käserfamilie nach Andermatt locken könnten, welche den ganzen Betrieb übernehmen würde.» Hans Regli schätzt allerdings die Chancen für diese Lösung als gering ein. Eine weitere Option wäre, dass jemand angestellt wird, der die Milchannahme im bisherigen Rahmen sicherstellt. Die Anschaffung eines vollautomatischen Sammelfahrzeugs, welches von Hof zu Hof fährt und die Milch entgegennimmt, wäre eine andere Möglichkeit. «Die Anschaffung eines solchen Fahrzeugs ist aber eine kostspielige Angelegenheit», so Hans Regli. Es würden im Moment alle möglichen Optionen geprüft und schlussendlich den Bauern zur Abstimmung vorgelegt. Die Annahme der Milch ist aber bis auf weiteres sichergestellt. Die Milchverwertungsgenossenschaft hat das gesamte Inventar der Annahmestelle von der Vorsorgestiftung der Emmi AG übernehmen können.

Ein neues Leben

Für die Familie Valente beginnt am 1. Juli ein neues Leben. Vorläufig bleibt die Wohnung über dem Laden ihr Zuhause. Sie ist auf der Suche nach einem neuen Betätigungsfeld. «Wir suchen irgendeine Anstellung, wir wollen nicht mehr selbstständig erwerbstätig sein», erzählt Edith Valente. «Wir bedauern die Schliessung des Ladens. Den Umgang mit den Kunden haben wir sehr geschätzt, und wir möchten es nicht unterlassen, uns bei allen treuen Stammkunden und den Gästen zu bedanken.»

Georg Simmen


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