Andermatt hat bald keine Apotheke mehr

Die Dorfapotheke von Hanspeter Birchler schliesst per Mitte August. Das Lokal entspricht den gesetzlichen Anforderungen nicht, und die Ertragslage war stets ungenügend. Zwei Gründe, warum Hanspeter Birchler seine Apotheke in Andermatt nach vier Jahren aufgibt.
28.05.2010
Die Apothekenlandschaft im Kanton Uri befindet sich im Wandel. Nach der Schwanen-Apotheke in Altdorf gibt nun auch die Andermatter Dorfapotheke/Drogerie Birchler die Schliessung bekannt: Per Flyer wurde die Urschner Bevölkerung informiert, dass Andermatt ab «spätestens Mitte August» ohne Apotheke auskommen muss.

Von Anfang an provisorisch

Erst vor vier Jahren hatte Hanspeter Birchler neben seiner Filiale in Erstfeld die Dorfapotheke in Andermatt eröffnet. Er bezog damals das Lokal mitten im Andermatter Dorfkern, in dem vorher bereits die Drogerie Heussi einquartiert war, und führte das Geschäft vorerst als Drogerie weiter. Dabei war schon damals klar, dass der Standort nur provisorisch sein würde. «Das Lokal konnte die gebäudetechnischen Ansprüche von Beginn an nicht erfüllen», erklärt Hanspeter Birchler. Die Drogerie wurde provisorisch bewilligt, mit der Auflage, in absehbarer Zeit etwas Neues zu suchen - oder eben zu schliessen.

«Ich habe immer draufgelegt»

Die provisorische Bewilligung des Lokals wurde zwar bis Ende 2011 verlängert, trotzdem kommt eine Weiterführung für Hanspeter Birchler nicht mehr länger in Frage. Die Einführung der Heilmittelverordnung 2008 veranlasste Hanspeter Birchler dazu veranlasst, die Drogerie mit einer Apotheke zu ergänzen. «Das ist zwar nicht personal- aber kostenintensiver.» Damit sei bereits einer der Hauptgründe für die Schliessung der Apotheke angesprochen: die mangelnde Ertragslage in der Talschaft Ursern. «Die Grösse der Bevölkerung ist zu gering, dass eine Apotheke rentieren kann», erklärt Hanspeter Birchler. Die Bilanz der vergangenen vier Jahre zeige auf, dass er stets aus der eigenen Kasse drauflegen musste. «Ich kam nie in einen grünen Bereich.»

Ohne Nachfolger keine Zukunft

Als Hanspeter Birchler in Andermatt eröffnete, war von Sawiris Tourismusresort noch keine Rede. Es sei von Beginn an ein Versuch gewesen, etwas Neues zu wagen. «Natürlich hat uns das Sawiris-Projekt dann auch positiv gestimmt», gibt er zu. Wenn das Resort die für das Urnerntal erwartete Entwicklung annehme, sei es durchaus denkbar, dass eine Apotheke dann auch wirtschaftlich auf besseren Boden trete. Die dafür notwendige Zeit und Zuversicht hat Hanspeter Birchler jedoch nicht: «Jetzt noch zehn Jahre abzuwarten und weiterhin zu investieren, macht in meinem fortgeschrittenen Alter keinen Sinn mehr - vor allem, wenn wir keinen Nachfolger aus der Familie in Sicht haben», erklärt der 56-Jährige. Für ihn sei der Versuch in Andermatt eine lehrreiche Erfahrung gewesen, die er nicht missen möchte. Jetzt will er sich wieder voll und ganz auf die Filiale in Erstfeld konzentrieren, die weiterhin bestehen bleibt. Mit der Schliessung der Apotheke in Andermatt verliert die verantwortliche Apothekerin ihre Anstellung. Das übrige Personal, das jeweils von Erstfeld nach Andermatt delegiert wurde, kann weiterhin beschäftigt werden.

Für Uri «nicht dramatisch»

Hanspeter Birchler stand in engem Kontakt mit der Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirketion (Gsud) Uri. Diese hat versucht, Möglichkeiten aufzuzeigen, was Fragen der Bewilligung anbelangt. «Mehr konnten wir nicht tun», so Direktionssekretär Roland Hartmann. Wenn wirtschaftliche Gründe für eine Schliessung sprechen, so sei der Kanton machtlos. «Wir bedauern die Schliessung der Apotheke trotzdem sehr», gibt Roland Hartmann zu. Er zeigt Verständnis dafür, dass das für die Bevölkerung im Urserntal einen grossen Verlust darstellt.
Ab Herbst gibt es im Kanton Uri noch drei Apotheken: Die Apotheke Birchler in Erstfeld, den «Sunstore» im Tellpark Schattdorf sowie die Amavita in Altdorf. «Für die medizinische und pharmazeutische Versorgungssituation im Kanton Uri ist die Schliessung der Dorfapotheke in Andermatt nicht dramatisch», sagt Roli Hartmann. Denn im Netz mit Hausärzten, Drogerien und Apotheken sei nach wie vor sichergestellt, dass die Bevölkerung die Medikamente, die sie oder er benötigt, auch weiterhin in Uri beziehen kann. «Ansonsten müssten wir in den privaten Markt eingreifen!»

Carmen Epp


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