nd eine Medienkonferenz statt, an welcher über die Vereinsaktivitäten orientiert und verschiedene neue Publikationen vorgestellt wurden. Darüber hinaus wurde im Foyer eine Ausstellung eröffnet mit Spezialprodukten, die vor allem im Bereich der Archivierung Verwendung finden.Beim VSA ist es Tradition, dass die aktuelle Ausgabe der Vereinszeitschrift «Arbido» zu einem grossen Teil dem gastgebenden Kanton gewidmet wird. Im Editorial äussert sich Rolf Aebersold, Vorsteher des Amtes für Kultur und Staatsarchivar des Kantons Uri, zur Erhaltung von beweglichem kulturellem Erbe im Kanton Uri. Er weist darauf hin, dass die Mittel der öffentlichen Hand, die diesem bewahrenden Bereich zufliessen, sich zwar vergrössert haben, aber grösstenteils sehr stark objekt- oder projektbezogen bereitgestellt werden. Die Kontinuität sei damit nicht gesichert. Dies zeige sich aktuell in der Situation, in der mit öffentlichen Geldern kulturelle Infrastrukturen stark ausgebaut wurden, aber die finanziellen Engpässe für den Betrieb schwer auf den Trägern lasten.
Ressourcen bleiben bescheidenAuch bei den Trägern selbst sieht Rolf Aebersold ein Problem: «Zu einem grossen Teil sind es private Trägerschaften, die mit viel Herzblut und auch unermüdlichen Finanzbeschaffungsaktionen ihre gesteckten Ziele zum Wohle des kulturellen Erbes verfolgen.» Auch hier habe der Kampf um die Kontinuität in der Aufgabenwahrnehmung leider die stärkste Kontinuität. «Der Kanton sowie die Gemeinden, Korporationen, Stiftungen, Firmen und Private helfen im Rahmen ihrer Möglichkeiten, aber diese Ressourcen sind und bleiben trotz allem guten Willen bescheiden», so Rolf Aebersold.
Im aktuellen «Arbido» wird eine Auswahl von kulturbewahrenden Institutionen vorgestellt, angefangen bei der Kantonsbibliothek Uri über das Historische Museum Uri bis hin zum Firmen- und Familienarchiv der Dätwyler. Ausschlaggebend für die Berücksichtigung in der Fachzeitschrift waren Grösse und Öffentlichkeit. Aus Platzgründen konnten die da und dort in den Gemeinden für das Ganze nicht minder wertvollen Korporations- und Gemeindarchive, einzelne Klosterarchive oder kleine heimatkundliche Sammlungen nicht berücksichtigt werden.
Zwei wichtige Projekte abgeschlossenVereinspräsident Andreas Kellerhals, Schweizerisches Bundesarchiv, gestand anlässlich der Medienkonferenz ein, dass er Uri bislang vor allem als vom Transitverkehr geplagten Kanton wahrgenommen habe. Dieses Bild habe sich während seines Aufenthalts stark gewandelt. Vor allem von der Reichhaltigkeit der vorhandenen Archivlandschaft zeigte er sich stark beeindruckt.
Für das vergangene Vereinsjahr zog der Präsident eine positive Bilanz. Zwei länger dauernde Projekte hätten zum Abschluss gebracht werden können. Zum einen handelt es sich dabei um die Strategiestudie zur dauerhaften Archivierung von Unterlagen aus elektronischen Systemen, und anderseits fanden die Vorbereitungsarbeiten für das Nachdiplomstudium in Archivwissenschaften an den Universitäten Lausanne, Genf und Bern ebenfalls ein erfolgreiches Ende; der erste Lehrgang wird im Herbst dieses Jahres starten.
Eine grosse Herausforderung bleibt nach wie vor die Archivierung elektronischer Unterlagen, denn dieses Problem ist noch nicht gelöst. Hier zeigten sich die Kapazitätsgrenzen der Milizorganisation eines VSA, so Andreas Kellerhals. Zukunftsweisende und tragfähige Lösungen innerhalb der «archival Community» könnten dann gefunden werden, wenn eine tragfähige Organisationsstruktur entstehe. Das Problem soll unter anderem auch durch internationale Zusammenarbeit angegangen werden.
Im Zusammenhang mit der Jahresversammlung des VSA fand im Foyer des Tellspielhauses eine interessante Produkteausstellung statt. Die Archivarinnen und Archivare konnten sich dabei unter anderem über die neuesten Entwicklungen im Archivierungsbereich ins Bild setzen lassen. An dieser für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Produkteschau war nebst sieben weiteren Anbietern auch der Mikrofilmdienst der Stiftung Behindertenbetriebe Uri, Schattdorf, mit einem Stand präsent.
Neues BegriffsverzeichnisCristina Bianchi, Vorstandsmitglied und Chefin im Archiv des Internationalen Olympischen Komitees in Lausanne, stellte das soeben erschienene Verzeichnis «nützlicher Begriffe für Schweizer Archive» vor. Das im September 1998 lancierte Projekt eines Begriffverzeichnisses fand mit der vorliegenden Publikation seinen vorläufigen Abschluss. Die Schlagwörter werden doppelspaltig in den beiden Hauptlandessprachen Deutsch und Französisch wiedergegeben. Nicht abgedruckt ist die italienische Übersetzung; sie soll in der elektronischen Version auf der Homepage des VSA zugänglich gemacht werden. «Praktische Gründe und ein Mangel an Mitarbeitenden zwangen uns dazu», begründete Cristina Bianchi. Die Initiative zur Erstellung des vorliegenden Verzeichnisses ging übrigens von Vertretern der welschen und italienischen Schweiz aus.
Kurz vorgestellt wurde auch ein rund 300-seitiges Buch, welches eine systematische Übersicht über die Bestände an Flüchtlingsakten in den Archiven der Kantone der Schweiz und im Liechtensteinischen Landesarchiv beinhaltet. Diese gemeinsam vom VSA und dem Schweizerischen Bundesarchiv herausgegebene Publikation bezieht sich auf den Zeitraum zwischen 1930 bis 1950.
Zum Schluss wurde darauf hingewiesen, dass der VSA die Öffentlichkeitsarbeit ausbauen möchte. Ein erster Schritt ist der «Tag der offenen Tür», der am 16. November stattfinden wird. Besucherinnen und Besuchern soll dabei ein interessanter Blick hinter die Kulissen von Archiven gewährt werden.
Urs Hanhart