Auf dem Rütli grast künftig Rätisches Grauvieh

Via Transportseilbahn ist die neue Rinderrasse gestern Freitag, 22. Januar, angekommen. Für den Rütlipächter kommt der «Kuhwechsel» etwas abrupt.
22.01.2010
Derzeit tut sich einiges auf der berühmtesten Wiese der Schweiz. 3 Millionen Franken investiert das Bundesamt für Bauten und Logistik für die «Generalüberholung» des Rütli. Diese beinhaltet verschiedene Anpassungen und Neubauten. Bereits fertiggestellt ist der neue Stall im südlichen Bereich des Rütli. Ziel des Stallneubaus ist, dass Edi Truttmann die Wiese weiterhin auch landwirtschaftlich nutzen kann. Der Rütlipächter betreibt auf dem Rütli Mutterkuhhaltung mit drei Tieren.

Neue ökologische Ausrichtung

Die Bauten auf dem Rütli seien Bestandteil des neuen Landschaftsentwicklungskonzepts, erklärt Herbert Ammann, Geschäftsführer der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG), die das Rütli im Auftrag des Bundes verwaltet. «Jetzt folgt die ökologische Ausgestaltung.» Das heisst, bei Flora und Fauna wird mehr Gewicht auf die Ökologie gelegt: beispielsweise mit dem Ersatz des bisherigen Braunviehs durch die alte, vom Aussterben bedrohte Rinderrasse Rätisches Grauvieh. Durch die Ökologisierung solle künftig kein Futtermaterial mehr angeschafft oder abtransportiert werden müssen.

Neuer Stall kleiner dimensioniert

Im Sinne der ökologischen Ausrichtung sei auch der Stall geplant worden, erläutert Architektin Theres Aschwanden von der Aschwanden Schürer Architekten AG gegenüber dem «Urner Wochenblatt». Das Rätische Grauvieh ist kleiner als das Schweizer Braunvieh. Dementsprechend wurde der Stall auch kleiner dimensioniert. Bei der Bauabnahme Anfang Dezember war für Edi Imfeld, Zweigstellenleiter der Kontrollfirma Qualinova, klar: Aufgrund der Tierschutzbestimmungen darf das Braunvieh von Edi Truttmann nicht in den neuen Stall auf dem Rütli einziehen. «Die Liegeboxen sind nur für kleine Rindviehrassen zulässig.»

Früher Zeitpunkt überrascht

Während der Bauarbeiten war das Vieh des Rütlipächters im Stall eines Bekannten untergebracht worden. Gemäss Edi Truttmann in der Absicht, dieses nach Bauende im neuen Stall einzuquartieren. Er war deshalb überrascht, dass dies nicht mehr möglich war. Über den bevorstehenden Wechsel der Viehrasse sei er natürlich informiert gewesen. Doch mit diesem plötzlichen Zeitpunkt hatte er nicht gerechnet. «Sonst hätte man die drei Kühe ja bereits bei Baubeginn verkaufen können, statt sie während des Sommers auszuquartieren», hält Edi Truttmann fest. Mittlerweile sind seine Tiere verkauft und weiden künftig auf einer Wiese im Kanton Aargau.

Neue Kühe sind da

Wer hat nun recht, Edi Truttmann oder die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft? Erfolgt der Kuhwechsel nun aufgrund des neuen Konzeptes oder weil der Stall für das Braunvieh zu klein ist? «Beide haben wohl recht», meint Edi Imfeld. Möglicherweise sei die Kommunikation der Beteiligten nicht immer optimal gewesen. Gestern Freitagnachmittag, 22. Januar (nach UW-Redaktionsschluss) wurden Edi Truttmanns drei neue Kühe nach Seelisberg gebracht und anschliessend mit der Transportseilbahn aufs Rütli befördert. Im neuen Stall in der Wiege der Schweiz dürften sie sich sicherlich bald wohl fühlen.

Markus Arnold


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