Auf die Trucker wartet nun eine riesige Betonpiste

Für 70,8 Millionen Franken hat der Kanton Uri im Auftrag des Bundes das Schwerverkehrszentrum realisiert. Damit soll künftig die Sicherheit steigen und die A2 entlastet werden.
27.02.2009
Am kommenden Montag, 2. März, beginnt am Gotthard ein neues Zeitalter - sowohl für die Kantonspolizei Uri als auch für die LKW-Fahrenden. Dann nämlich wird die 70 000 Quadratmeter grosse Betonpiste des Schwerverkehrszentrums (SVZ) Ripshausen in Erstfeld als Abfahrtsraum in Betrieb genommen. Vorbei sind die Zeiten, als die Lastwagen hintereinander zwischen Attinghausen und Flüelen auf der Dosierspur warten und die Chauffeure mit einer Chemietoilette auf dem Pannenstreifen vorliebnehmen mussten. Das neue SVZ verfügt über eine moderne Infrastruktur mit sanitären Anlagen, einem 80-plätzigen Truckstopp, und ist das erste seiner Art in ganz Europa. Das zweite in Bodio im Tessin ist erst in der Planungsphase und wird frühestens 2011 seinen Betrieb aufnehmen.

Sicherheitsrisiko eliminiert

Vorerst ersetzt das SVZ die Warteräume in Uri und Nidwalden, welche infolge der Brandkatastrophe im Gotthardtunnel vom 24. Oktober 2001 in Betrieb genommen wurden. «Diese haben sich zwar bewährt, sind aber wegen ihrer Nähe zur Autobahn ein Sicherheitsrisiko», wie Erwin Wieland, Vizedirektor beim Bundesamt für Strassen (Astra), am vergangenen Donnerstag in Erstfeld an einer Medienorientierung erklärte. Weiter bestehen bleibt hingegen der Warteraum im luzernischen Knutwil. «Jedoch planen wir künftig diesen allenfalls baulich zu verbessern», so Erwin Wieland. Ebenfalls weiter genutzt wird die Dosierstelle unmittelbar vor dem Tunnelportal in Göschenen. «Diese», so Erwin Wieland, «ist als Tropfenzähler wichtig für die Sicherheit im Gotthardtunnel.»

Gut gerüstet für die Zukunft

Wie immer die künftigen Regeln für den Schwerverkehr am Gotthard aussehen werden - Priorisierung, Reservationssystem oder Alpentransitbörse -, das SVZ Ripshausen ist laut des stellvertretenden Astra-Direktors Willy Burgunder für alle Optionen offen. Auch wenn dereinst die Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene erreicht ist, braucht es laut Urner Baudirektor Markus Züst das SVZ. «Denn auch dann werden jährlich immer noch 600 000 Lastwagen über die Autobahn A2 fahren.» Insbesondere bei Schneefall können dank dem SVZ nun die Lastwagen mit einer ausreichenden Winterausrüstung von jenen separiert werden, die ungenügend ausgestattet sind. «Die oft beklagte Solidarhaftung wegen ein paar schwarzen Schafen fällt somit künftig weg», prognostiziert Erwin Wieland.

Ab Herbst wird auch kontrolliert

Seine effektive Kontrolltätigkeit wird das SVZ aber erst im Herbst aufnehmen - offizieller Eröffnungstermin ist am 9. September. Derzeit sind die dafür notwendigen Hochbauten noch in der Phase des Innenausbaus. Zusammen mit den verschiedenen Gebäuden umfasst das SVZ insgesamt eine Fläche von 85 000 Quadratmetern. Die Kosten für den in 20 Monaten erstellten Bau bewegen sich mit 70,8 Millionen Franken im Rahmen des Budgets und werden vom Bund bezahlt. Im regulären Betrieb haben insgesamt 330 Lastwagen Platz, bei Maximalauslastung können 450 Lastwagen abgestellt werden. «Selbst wenn alle Plätze voll besetzt sind, ist die Zufahrt für Schadenwehrfahrzeuge überall auf dem Areal gewährleistet», versichert der Urner Polizeikommandant Reto Habermacher.

Chauffeure teilweise zufrieden

Während den Zeiten des Nachtfahrverbots soll das SVZ den Chauffeuren auch als Ruheraum dienen. «Damit gehören die Suchfahrten nach Abstellplätzen abseits der Autobahn der Vergangenheit an», verspricht Reto Habermacher. Darauf angesprochene Chauffeure - welche anlässlich der Medienvorführung am Donnerstag bereits über das Areal gelassen wurden - freuen sich mehrheitlich auf die besseren Verhältnisse und den Sicherheitsgewinn. Nur bei ein paar ausländischen Truckern überwiegt nach wie vor Ärger: «Für die rund 300 Kilometer lange Fahrt durch die Schweiz brauchen wir oftmals 6 Stunden - es darf doch nicht sein, dass die Schweiz uns als einziges Land in Europa so schikaniert.»

Daniel Regli


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