Aus dem Kerzenvogt wird der Sennenvater

Die Michaelsgemeinde hat zwei Anträge zur Änderung der Statuten gutgeheissen. Der Name «Kerzenvogt» wird der Zeit entsprechend mit «Sennenvater» ersetzt.
02.10.2007
Landrat Max Müller, der Vorsitzende der Michaelsgemeinde vom 29. September, bezeichnete in seinem Jahresbericht die Wende im Milchpreissektor als eigentlichen Eckstein. Vermehrt verlangte Milch- und Fleischprodukte, speziell im Ausland, hätten bereits auch in Uri Wirkung gezeigt und in der Preisentwicklung eine positive Wende herbeigeführt. Als Erfolg bezeichnete Max Müller den zweiten Urner Alpkäsemarkt in Altdorf und den «Vrenächilbi»-Viehmarkt auf dem Urnerboden. Ein Memento galt den verstorbenen ehemaligen Vorsitzenden der Michaelsgemeinde, Alois Gisler-Imhof und Alois Gisler-Gisler. Kastenvogt Pfarrer Wendelin Bucheli, Bürglen, stellte seinen Jahresrapport unter das Motto «Liebe der Schächentaler zum Tier». Er wünsche für die Bauern, dass sie ihre Würde weiterhin wahren, indem sie vorweg gesund und naturverbunden produzieren.

272 neue Mitglieder geworben

Die Jahresrechnung der Sennenbruderschaft präsentierte Rechnungsführer Erich Arnold. Es musste ein Minus von rund 550 Franken in Kauf genommen werden. Dies, obwohl der für das Jahr 2006/07 gewählte Kerzenvogt, Gustav Muheim-Gisler, 272 Neumitglieder geworben hatte. Das Vermögen der Sennenbruderschaft beziffert sich gegenwärtig auf knapp 84 500 Franken. Die Rechnung wurde oppositionslos gutgeheissen. Zustimmung erhielt ein Kreditbegehren von 10 000 Franken für eine Auffrischung respektive Erneuerung der Bruderschaftstrachten. Genehmigt wurden zwei seinerzeit durch Alois Arnold eingebrachte Anträge: Das Protokoll sei künftig nicht mehr vorzulesen und die Bezeichnung «Kerzenvogt» sei durch «Sennenvater» zu ersetzen. «Väterliche Eigenschaften sind heute vordergründig geworden», argumentierte Alois Arnold. Um die ursprünglichen Aufgaben des Kerzenvogtes nicht vergessen zu lassen, soll der Änderung in den Statuten wenigs-tens noch «Kerzenvogt» in Klammern angefügt werden.

Wenig umstrittene Wahlen

Für das nächste Jahr fällt der Gemeinde Altdorf das Recht zu, den Sennenvater (Kerzenvogt) zu stellen. Aus einer Zweiernomination wurde Max Gisler-Arnold, Byfangweg (Eygasse 32), nahezu einmütig nominiert. Als neue Sennenbeamte wurden gewählt: Hauptmann Erich Arnold, Bürglen; Statthalter Bernhard Arnold, Unterschächen; Vorfähnrich Roger Gisler, Schattdorf; Nachfähnrich Beat Herger, Spiringen.
Der abtretende Sennenvater Gustav Muheim-Gisler, Unterschächen, dankte für die grosse Unterstützung. Pfarrer Viktor Hürlimann verwies auf das 400-Jahr-Jubiläum der Sebastiansbruderschaft Spiringen. In diesem Zusammenhang wird am kommenden Wochenende ein Gabenschiessen ins-zeniert. Max Müller verabschiedete Sekretär Kurt Zurfluh mit der Überreichung eines Präsents. Eine Würdigung fiel ferner Petra Gisler-Telli zu. Sie hatte die Kommission präsidiert, welche es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Sennenkilbi in Bürglen (immer am zweiten Sonntag im Oktober) attraktiver und vielfältiger zu gestalten. Neu steht dem OK Sennenkilbi Bürglen Erich Herger vor. Unter Applaus verabschiedete sich Max Müller, der die Bruderschaftsversammlung in den vergangenen acht Jahren als versierter Tagungschef geleitet hat.

Eine über 400-jährige Bruderschaft

Die Sennenbruderschaft Bürglen wurde 1593 aus der Taufe gehoben. Deren Mitglieder hatten sich seinerzeit aufs Banner geschrieben, gemeinsam gegen die Fährnisse der Zeit aufzutreten und am gleichen Strick ziehend neue Ziele anzustreben. Im Verlaufe der Jahrhunderte hat sich der Zweck der Körperschaft, die übrigens weit über 10'000 Mitglieder in aller Welt zählt, gewandelt. Heute setzt sich die Sennenbruderschaft der Gemeinden Altdorf, Schattdorf, Bürglen, Spiringen und Unterschächen speziell für das Hochhalten christlichen Brauchtums und das Unterstützen karitativer Belange ein. Alljährlich am Sankt-Michaels-Tag (29. September) treffen sich die Stimmberechtigten in Spiringen zur «Landsgemeinde». Sie wurde auch am vergangenen Samstag mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche eröffnet. Pfarrherr Viktor Hürlimann, seine Mitzelebranten sowie Diakon Bruno Tresch mit dem Kanzelwort setzten die religiösen Schwerpunkte, während Mariette und Toni Zgraggen den Festgottesdienst musikalisch umrahmten.

Ruedi Ammann


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