Aus Neat-Ausbruchmaterial entstehen drei Badeinseln

Mit dem Beginn des maschinellen Vortriebs des Gotthard-Basistunnels ab Amsteg Richtung Süden liefert die AlpTransit Gotthard AG (ATG) Material für das Projekt «Seeschüttung» im Urnersee. Zunächst werden mit dem Schüttmaterial ausdehnte Flachwasserzonen geschaffen. Später werden drei ...
01.07.2003
eln aufgeschüttet. Die Projektleitung Seeschüttung und die AlpTransit Gotthard AG zeigten am Montag, 30. Juni, im Rahmen einer Medienkonferenz im Industriehafen Flüelen, wie das Ausbruchmaterial ab Amsteg mit der Bahn angeliefert, auf die Schiffe umgeschlagen und die nächste Projektetappe realisiert wird.

Seit dem Durchstich der Umfahrung Flüelen ist das vom Kanton Uri lancierte Projekt «Seeschüttung» nur noch langsam gewachsen. Rund 800 000 Tonnen Material sind seit Frühling 2001 für den Aufbau der neuen Unterwasserwelt und der Naturschutzinseln geschüttet worden. Dazu waren gegen 3 000 Schüttfahrten in das Projektgebiet nötig. Im Bereich der Neptuninseln, welche der Naturschutzzone zugewiesen sind, setzte bereits eine positive Veränderung ein. Ornithologen konnten schon erste Brutvögel ausmachen. Der Ufersaum der Inseln dient verschiedenen Wasser- und Singvögeln zum Nahrungserwerb und als Ruheplatz.

Zwei Zugskompositionen

Mit dem Beginn der eigentlichen Vortriebsarbeiten am Gotthard-Basistunnel in Amsteg sind die täglichen Lieferungen von Schüttmaterial per Bahn aufgenommen worden. Bis am 27. Juni hat die Tunnelbohrmaschine Gabi 1 die ersten 320 Meter der Oströhre von Amsteg nach Sedrun ausgebrochen. «Eine sehr gute Leistung für die Auffahrphase», wie Werner Zeder, Abschnittsleiter Gotthard-Basistunnel Nord, festhielt.
Seit Mitte Mai liefert die ATG Schüttmaterial ab der Baustelle in Amsteg. Zurzeit verkehren täglich drei Züge aus dem Tunnellos 252 nach Flüelen. Für den Materialtransport stehen zwei Zugskompositionen mit je 18 Wagen zur Verfügung. Über das Werkgleis Am-steg-Erstfeld und einem Rangierzwischenhalt in Erstfeld wird das Material auf dem Gleis der SBB zum Bahnhof Flüelen transportiert. Dort wird der Zug halbiert und anschliessend in den Industriehafen der Arnold & Co. AG am See für den Entlad verschoben. Ein Umlauf Verlad-Transport-Ablad nimmt rund 7 Stunden in Anspruch.
Geplant ist, dass im laufenden Jahr 400 000 Tonnen Material angeliefert werden. Im kommenden Jahr rechnen die Verantwortlichen mit der doppelten Menge. Die weitere Entwicklung hängt dann unter anderem vom Baubeginn im Teilabschnitt Erstfeld ab. Charly Simmen, Projektleiter Materialbewirtschaftung ATG, dazu: «Damit die riesigen Volumenstösse technisch und wirtschaftlich sinnvoll bewältigt werden können, ist es zwingend notwendig, dass die Baubewilligung für den nördlichsten Teil des Gotthard-Basistunnels - die Teilabschnitte Erstfeld und Rynächt/Altdorf - Ende 2003 durch das BAV erteilt wird. Jede Verzögerung führt dazu, dass zusätzliche Zwischenlager im Kanton Uri geschaffen werden müssen. Andernfalls muss das anfallende überschüssige Baumaterial ins Mittelland abgeführt werden und je nach Entscheid für teures Geld zurückgeholt werden.»

Leistungsfähige Entladegosse
Mit dem Bau einer leistungsfähigen Entladegosse (Umschlagleistung 800 Tonnen pro Stunde) sowie der Verlängerung des Industriegleises in Richtung See können auf dem Werkareal der Arnold & Co. AG in Flüelen Züge mit einer Länge von neun Wagen entladen werden. Ab Verladegosse wird über Förderbänder die Umschlaganlage am See beliefert. Bei Vollbetrieb werden täglich bis 4 000 Tonnen Material umgeschlagen und auf die Nauen verladen. In der Siloanlage können bis zu 9 000 Tonnen Material zwischengelagert werden. Über die Entladegosse werden nebst dem Ausbruchmaterial auch die Betonkies-Komponenten für die Arnold & Co. AG angeliefert.

Flachwasserzone und Inseln

Mit dem Material aus dem Gotthard-Basistunnel sollen zunächst vor allem Flachwasserzonen geschaffen werden, welche am Urnersee mit seinen Steilufern nur selten vorkommen und als ökologisch sehr wertvoll gelten. Bis 2007 wird die bestehende Flachwasserzone durch die Schüttungen um 400 Meter ausgeweitet. Unterwasserpflanzen sollen dort wachsen und Laichplätze für Hechte, Rotaugen und Flussbarsche entstehen. Zudem verspricht man sich von der Flachwasserzone mit einer Grösse von zehn Fussballfeldern eine Wellenbrecherfunktion für die Inseln. Zum Abschluss, sozusagen als Krönung, entstehen nördlich des Gebietes Schanz drei Badeinseln, die für Erholungssuchende und Schwimmer neuen Lebensraum bringen.
«Das Grossprojekt Inselschüttungen hat für den Kanton Uri einen beachtlichen volkswirtschaftlichen Nutzen», betonte Regierungsrat Martin Furrer, der die Reussdeltakommission präsidiert. Bisher seien bereits Investitionen in der Höhe von rund 12 Millionen Franken ausgelöst worden. Die Aufträge wurden fast ausschliesslich an lokale Unternehmen vergeben. «Dank dem Ausbruchmaterial aus dem Bau des Gotthard-Basistunnels kann das Inselschüttprojekt in den kommenden Jahren realisiert werden. Die AlpTransit Gotthard AG ist für den Kanton Uri ein wichtiger Partner», so Martin Furrer.

Urs Hanhart


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