Kolonnenverkehr durch das Zentrum und Wildparkieren sind in Andermatt gang und gäbe. Jetzt soll das Dorf attraktiver gestaltet werden: Dazu wird ein neues Verkehrskonzept erarbeitet. Roger Nager, Vizepräsident im Gemeinderat, informierte an der offenen Dorfgemeinde vom Donnerstag, 29. Oktober, über den Stand der Dinge. «Das Tourismusresort, der Rückgang der Armee und die touristische Ausrichtung waren ausschlaggebend für eine Neuerung», sagte Roger Nager.
Einerseits soll der Dorfkern entlastet werden, indem zwischen der Verzweigung Oberalpstrasse und der Talstation der Andermatt Gotthard Sportbahnen der Verkehr beruhigt wird. Das Konzept sieht neben den bereits bestehenden Einschränkungen kurzfristig eine Geschwindigkeitsreduktion auf Tempo 30 und langfristig eine Begegnungszone mit Tempo 20 vor. «Ein verkehrsfreier Dorfkern wäre machbar, eine Umsetzung aber schwierig», erklärte Roger Nager. Die Zufahrt zum Gewerbe und zu rund 700 privaten Parkplätzen im Dorf müsse stets gewährleistet sein. Die Signale aus der Bevölkerung werden aber immer deutlicher: «Laut einer Umfrage wollen die Andermatter einen autofreien Dorfkern», ist sich Gastwirt Kevin Obschlager sicher.
Ortsbus soll Dorf und Resort verbindenIm Verkehrskonzept wird auch eine Verknüpfung zwischen Dorf und Resort erarbeitet. Der Bahnhof soll dabei zur Drehscheibe werden. Zudem soll ein Ortsbus eingesetzt werden, der das ganze Jahr über auf zwei Linien zwischen dem Resort, dem Dorf und verschiedenen Parkplatzanlagen pendelt.
Das Thema Parking könnte noch längerfristig eine Knacknuss sein, ist sich Roger Nager sicher: «Da durch das VBS und das Resort künftig 950 Parkplätze wegfallen, muss ein Ersatz her.» Zirka 400 Parkplätze werden im Tourismusresort kompensiert. Neue Anlagen wären im Gebiet Altkirch, Tristel oder entlang der Gotthardstrasse möglich. Auch wird eine Idee ausserhalb Andermatt diskutiert: Ein Park-and-Ride-Angebot in Göschenen.
Das Parkplatzproblem muss aber auch kurzfristig geregelt werden: In Zumdorf, beim ehemaligen Helihangar und in der Nähe der Kläranlage werden derzeit Parkplätze geschaffen. «Und was ist mit der Idee für ein Parkhaus im Gebiet Mühlematte?», fragte Primarlehrer Franz Gehrig skeptisch. Der Gemeinderat bestätigte, dass dieses Projekt im Verkehrskonzept aufgenommen wurde. «Die Umsetzung liegt aber nicht in unserer Hand und wird aus raumplanerischer Sicht schwierig», erklärte Roger Nager.
Hohe Bildungskosten und PflegefinanzierungIn der laufenden Rechnung im Voranschlag 2010 wird bei einem Ertrag von 6,13 Millionen ein Verlust von 95 600 Franken erwartet. Karl Poletti wies auf die finanziell grössten Abweichungen zum letzten Voranschlag hin. Aufgrund der Blockzeiten und der Schülerpauschalen rechnet die Gemeinde 2010 mit einem Aufwand von 1,83 Millionen Franken für das Schulwesen - rund 261'000 Franken mehr als im Vorjahr.
Für die Gesundheit rechnet der Gemeinderat mit einem Aufwand von 100 600 Franken - im Vorjahr waren lediglich 14'100 Franken budgetiert. Überrascht zeigte sich Ludwig Loretz von der Geschäftsprüfungskommission über die Höhe der Bildungskosten und der Pflegefinanzierung: «Es besteht Handlungsbedarf. Nichtsdestotrotz können wir diesen Voranschlag vertreten.» Dem Voranschlag 2010 wurde zugestimmt.
Wiedergewählt wurde Paul Bennet als Gemeindeweibel. Christoph Gähwiler hat seine Demission als Präsident der Geschäftsprüfungskommission (GPK) eingereicht. Zum Präsidenten wurde der bisherige Vizepräsident Ludwig Loretz gewählt. Bestätigt in der GPK wurde Mitglied Peter Zigerlig, und neu in die Kommission gewählt wurde Ursina Portmann-Zingg.
Kreditbegehren zu spätAn der Versammlung wurde über einen Kredit über 40'000 Franken für die öffentlichen, invalidengerechten Toilettenanlagen beim Tourismusbüro befunden. Das Kreditbegehren wurde zu spät vorgelegt, die Toilettenanlage ist bereits fertiggestellt. «Wir mussten während dem Bau des Tourismusbüros rasch reagieren, als das Anliegen für eine invalidengerechte Toilette laut wurde», begründete Karl Poletti. Dominik Marty, FDP, beantragte, dass diese Geldsprechung einmalig ist.
Zudem sollen die Anlagen von Andermatt Gotthard Tourismus bewirtschaftet werden. Allen Anträgen wurde zugestimmt. Die Abrechnung für das neue Strassenrettungsfahrzeug wurde genehmigt. Karl Poletti informierte über die gute Zusammenarbeit zwischen der Andermatt Alpine Destination Company und dem Gemeinderat.
Martina Regli