Schneider, stellvertretender Direktor des Schweizerischen Bauernverbandes, enthielt einige brisante Aussagen für die Landwirtschaft der Zukunft.Auch in diesem Jahr tagten die Urner Bauern für ihre 80. Generalversammlung im Pfarreizentrum in Erstfeld, das bis fast auf den letzten Platz gefüllt war. Unter den zahlreichen Gästen waren Nationalrätin Gabi Huber, Regierungsrat Isidor Baumann, Regierungsrätin Heidi Z'Graggen, die Altregierungsräte Hans Zurfluh und Martin Furrer sowie verschiedene Landräte und Funktionäre aus dem Urnerischen und Schweizerischen Bauernverband. Da keine Wahlen anstanden und die Kasse einigermassen ausgeglichen abgeschlossen wurde, galt die Aufmerksamkeit den Aktionen im vergangenen Jahr, der Zukunft der Landwirtschaft und den Ehrungen verdienter Mitglieder. Gespannt war man vor allem auf das Referat von Urs Schneider, der einmal mehr die Urner Bauern über die rasante Entwicklung in der Landwirtschaft orientieren wollte.
Leitbild, Bilaterale und WTOBereits in den Begrüssungsworten fragte sich der Präsident des Urner Bauernverbandes, Josef Truttmann aus Seelisberg, ob nun Geld tatsächlich Macht bedeute oder ob nur die Macht zu Geld verhelfe. Der berühmte Spruch «Geld macht nicht glücklich» helfe den gebeutelten Bergbauern auch nichts. Mit vereinten Kräften gelte es, vorwärts zu schauen und das Beste aus der Situation zu machen, meinte er. Der Urner Bauernverband war auch im vergangenen Jahr nicht untätig geblieben. So konnte das neue Leitbild erstellt werden, welches grosse Beachtung findet. Gekonnt präsentierte sich die Urner Landwirtschaft an der Luga. Zudem diskutierte man über die Milchkontingentierung und orientierte über einen beabsichtigten Beitritt zum Betriebshelferdienst NW/UR. Zu reden gab auch die Grundstückbewertung, weil Uri als einziger Kanton die Belehnungsgrenze als Steuerwert kennt, was Auswirkungen auf die Vermögensbesteuerung hat.
Bestes Kulturland opfernNach der Orientierung von Polizeikommandant Reto Habermacher über das Kompetenzzentrum wurde beim Regierungsrat eine Stellungnahme deponiert, worin die grossen Vorbehalte aus der Sicht der Landwirtschaft formuliert wurden. Der Bauernverband kritisiert, dass diesem Bau bestes Kulturland und Erholungsraum zum Opfer fallen. Um effizienter zu arbeiten, wurden die Vernetzungsprojekte und Betriebshelferdienste dem Bauernsekretariat Uri/Nidwalden angegliedert. Besonders die Vernetzungsprojekte im Berggebiet waren und werden noch vermehrt im Gespräch sein. Der Bauernvorstand beabsichtigt, für die Vernetzungsprojekte eine Trägerschaft zu gründen. Das Landwirtschaftsamt wird mit dem Beratungsdienst, dem Amt für Raumplanung und dem Bauernverband eingehender darüber informieren. Auch der Bau der Neat lieferte Gesprächsstoff. Die Begleitkommission versuchte, eine gute Zusammenarbeit zwischen Betroffenen und der AlpTransit Gotthard AG zu erreichen. Neben all den grossen und kleinen Aktivitäten des Bauernverbandes wurde auch das Gespräch mit den eidgenössischen Parlamentariern gesucht. Dabei kamen die Direktzahlungen, Marktstützungsmassnahmen und das Zollgesetz zur Sprache. Die Anliegen wurden von Gabi Huber und Hansruedi Stadler verstanden und wohlwollend aufgenommen.
Schwerpunkte für 2005
In einer Zeit der Unruhe und totalen Umgestaltung werden dem Bauernverband die Themen wohl kaum ausgehen. Die Agrarpolitik (AP 7 und AP 11) wird Kernthema bleiben. Es geht um die existenziellen Einkommen der Bauern. Der Ausstieg aus der Milchkontingentierung ist voll im Gang. Gemäss Leitbild soll der Tourismus einen grösseren Stellenwert erhalten, und die Trägerschaft Vernetzungsprojekte soll konkrete Gestalt annehmen. Der Bauernverband möchte die Zusammenarbeit mit Nidwalden, den bäuerlichen und nichtbäuerlichen Organisationen und dem Bauernsekretariat fördern. Der Urner Bauernverband wird auch künftig nicht um heikle Probleme herumkommen. Diese will man aber «mit aller Kraft angehen», wie dies Josef Truttmann formulierte.
Innovation auf allen Ebenen
Regierungsrat Isidor Baumann meinte zu Beginn seiner Grussworte: «Über Geld redet man nicht» und sprach dann doch eingehend darüber. Sparmassnahmen des Bundes treffen die Bergbevölkerung hart. Es gelte, innovativer zu werden, um die verloren gegangenen Beiträge aufzufangen. Für gute Ideen seien Gelder da, aber sie müssten genützt werden. Gute Ansätze von Privaten und Vernetzungen seien vorhanden. Mit dem neuen Finanzausgleich 08 kommen neue Aufgaben auf den Kanton zu. Die Wohnbausanierung im Berggebiet untersteht dann dem Kanton. Isidor Baumann hofft auf eine gute Verteilung der noch verbleibenden Mittel für die Berglandwirtschaft und auf viele innovative Ideen von Seiten der Bauern.
Urs Schneider, der stellvertretende Direktor des SBV, lobte verschiedene innovative Projekte in Uri. In seinem Referat zum Schluss der Versammlung allerdings führte er den Anwesenden die ganze Problematik der Bilateralen I und II, des Ausstiegs aus der Milchkontingentierung und der WTO vor Augen. Es waren Tatbestände, welche schon oft gehört wurden, aber immer wieder betroffen machen. Lösungen sind teilweise vorhanden, müssen aber noch konkretisiert werden. Die Konkurrenzfähigkeit muss durch Umlagerung von Marktstützungsmitteln in Direktzahlungen verbessert werden. Gemeinwirtschaftliche Leistungen müssen mit einem einfachen Direktzahlungssystem gesichert werden. Die Wertschöpfung im ländlichen Raum soll gefördert, und der Strukturwandel erleichtert und sozial abgefedert werden. Schliesslich soll die Administration vereinfacht werden. Für viele Bauern sind dies im Moment noch Schlagworte. So schnell glaubt man den hohen Herren in Bern nicht und warnt vor den Auswirkungen. Urs Schneider beschwichtigte, indem er meinte, dass die Bauern nicht allein seien, die Veränderungen hinnehmen müssten, und der Kopf im Sand nütze auch nichts.
Robi Kuster