Die Idee hatte Toni Fullin bereits im Herbst 2010, nun hat er seine Vision umgesetzt: Oberhalb der Bergseehütte in der Göscheneralp ist ein Krokodil eingezogen. So nämlich heisst der neu erstellte Klettersteig über den Vorbau des Bergseeschijen. «Der Fels am zweiten Turm erinnert an die Form eines Krokodils», erklärt Toni Fullin die Namensgebung seines Projekts. «Gefährlich ist das Krokodil jedoch nicht. Bereits einige Personen haben es erfolgreich bezwungen», fügt Toni Fullin an.
Der Fels ist ihr MetierVon der Idee bis zum Baubeginn des Klettersteigs waren kaum sechs Monate vergangen. «Die speditive Vorgehensweise ist dem unkomplizierten Bewilligungsverfahren vonseiten der Korporation Uri, der Gemeinde Göschenen und der Regierung zu verdanken», weiss Toni Fullin. Kaum zwei Monate nach der Bewilligung war das «Krokodil» denn auch geboren. Denn Toni Fullin wusste, was er tat. Der leidenschaftliche Bergführer und Hüttenwart der Bergseehütte hat sich mit seiner Work & Climb GmbH auf die Arbeit am und im Fels spezialisiert. Tatkräftig mitgeholfen hatten auch sein Sohn Mario Fullin, zertifizierter Felsspezialist und Bergführer, sowie die beiden Bergführer Andy Banholzer und Moses Gamma. «Wir mussten rund 350 Löcher in den Fels bohren, ein 400 Meter langes, durchgehendes Seil einziehen und Steigbügel einbauen», schildert Toni Fullin die wichtigsten Arbeiten. Mit Sponsoringbeiträgen von Kanton, Korporation, Tourismus und Kraftwerk Göschenen, der Urner Kantonalbank, dem Verband Urner Raiffeisenbanken, der Dätwyler-Stiftung, der Gasser Felstechnik, Heli Gotthard, Appenzeller Bier und Püntener Fenster konnten die Materialkosten gedeckt werden. «Die Arbeit unseres Viererteams jedoch haben wir ehrenamtlich erbracht», fügt Toni Fullin an.
50 Meter über dem BodenDie Arbeit von Toni Fullin kann sich sehen lassen: Entstanden ist ein Klettersteig in einer traumhaften Landschaft mit Blick auf die Winterberge und den Dammagletscher. Ein 400 Meter langes, durchgehendes Stahlseil über den Vorbau des Bergseeschijen beschert ein Klettererlebnis von 1½ bis 2½ Stunden. Dabei ist Schwindelfreiheit von Vorteil, aber kein Muss. Das Highlight des Klettersteigs, die 18 Meter lange Seilbrücke in luftigen 50 Metern über dem Boden, kann nämlich auch umgangen werden. Toni Fullin aber kann das Erlebnis in luftiger Höhe nur empfehlen: «Man kann sich mit beiden Händen am Seil festhalten, ist links und rechts gesichert, und das Stahlseil unter den Füssen ermöglicht einen sicheren Gang über die Hängebrücke.»
Ideal als Familienausflug«Dank den Stahlseilen eignet sich der Klettersteig auch für Familien und unerfahrene Kletterer», betont Toni Fullin. «Man sollte aber die Klettersteigtechnik beherrschen und über die entsprechende Ausrüstung verfügen.» In der Bergseehütte auf 2370 Metern über Meer kann die erforderliche Ausrüstung gemietet und eine Anleitung bezogen werden. Von dort aus erreicht man den Klettersteig in einem 15-minütigen Fussmarsch, nach dem Abstieg ist man in 30 Minuten wieder zurück in der Bergseehütte. «Ideal für einen Tagesausflug für Jung und Alt», ist Toni Fullin überzeugt. Der Initiant hofft, mit der neuen Attraktion viele Touristinnen und Touristen in die Region zu locken.
Einweihung mit SchulklasseDer Klettersteig bei der Bergseehütte ist bereits geöffnet und lädt bis und mit Herbstferien zum Entdecken ein. Die offizielle Einweihung aber findet erst 2012 statt. Dann wollen die Initianten eine Urner Schulklasse dazu einladen, das neue «Krokodil» zu bezwingen.
Carmen Epp