«Besser einen Fehler riskieren als nichts tun»

«Touristische Veränderungen brauchen Zeit.» Diese Aussage möchte der Verkehrsverein Attinghausen-Brüsti nicht stehen lassen. Durch Zusammenarbeit und aktives Handeln kann schnell etwas erreicht werden. Noch in diesem Sommer entsteht auf dem Brüsti ein Höhenrundweg und eine WC-Anlage auf dem ...
27.06.2003
Nossboden. Ein Reporter des «Urner Wochenblattes» hat vor Ort einen Augenschein genommen.

Die Seilbahn setzt sich in Bewegung, und 15 Minuten später befinde ich mich auf 1 500 Meter über Meer in einer herrlichen Bergwelt. Der Himmel ist blau, die Berge strahlen und die saftigen Wiesen stehen in voller Blütenpracht. Ich war schon einige wenige Mal auf dem Brüsti, aber so schön hatte ich es nicht mehr in Erinnerung. Ich trage zwar gutes Schuhwerk, mache mich aber nicht auf den Surenenweg und begebe mich auch nicht talwärts Richtung Waldnacht. Heute bin ich «geschäftlich» oben und lasse mir vor Ort die neusten Pläne des Verkehrsvereins Attinghausen-Brüsti erklären. Meine Begleiter sind Pirmin Ronner, Präsident des Verkehrsvereines, «Krone»-Wirt Joe Herger, Vizepräsident, und Edy Arnold, Verwaltungsratspräsident der Luftseilbahn Attinghausen-Brüsti AG.

Taten statt Worte

Es werde im Tourismus zu viel abgewartet, diskutiert und aufgeschoben, findet Pirmin Ronner. Dabei könne man mit wenig Mittel in kurzer Zeit viel bewegen. Im April 2001 hat der Verkehrsverein angefangen, den Beweis für diese Aussage anzutreten. Der Vorstand des Verkehrsvereines wurde neu zusammengesetzt, und es wurde ein Leitbild erarbeitet. Darin heisst es, die touristische Wertschöpfung solle in Zukunft steigen, und mit verschiedenen Leistungen, unkompliziertem und flexiblem Handeln, durch eine flache Struktur sowie durch den Miteinbezug aller Beteiligten möchte man dies erreichen.
Anfänglich hatte der Verkehrsverein viele administrative Arbeiten zu tätigen, doch mit Kreativität und Imageverbesserung konnte gleichzeitig der Mitgliederbestand des Verkehrsvereins innerhalb 14 Monate von 25 auf heute 100 Personen erhöht werden. Vor kurzem konnte mit Veit Wyrsch das 100. Mitglied willkommen geheissen werden.

«Nur so kann man etwas bewegen»

Man wollte aber auch möglichst schnell konkrete Massnahmen ergreifen, um das touristische Angebot zu verbessern. Man entschloss sich, in Attinghausen einen Info-Platz zu errichten - dieser wird morgen Sonntag, 29. Juni, eröffnet -, die WC-Anlage im Nossenboden, Brüsti, an die Kanalisation anzuschliessen und auf dem Brüsti einen gut 1,5 Kilometer langen und 2,5 Meter breiten Höhenrundweg zu bauen. Noch in diesem Sommer werden die beiden Vorhaben umgesetzt. «Es ist besser, das Risiko, einen Fehler zu machen, einzugehen, als nichts zu tun. Nur so kann man etwas bewegen», sagt Pirmin Ronner. Weiter soll mit attraktiven Events den Touristen und Einheimischen etwas geboten werden. Das Sommerprogramm lässt sich sehen (siehe Kasten) - und ist künftig natürlich ausbaufähig.

Der Höhenrundweg

Wir machen uns auf, den künftigen Höhenrundweg abzulaufen. Zu einem Teil besteht er schon, jedoch müssen an einigen Stellen Hang abgetragen und talseits Material aufgefüllt und ab Schwandennossen muss der Weg praktisch neu angelegt werden.
Was erhofft man sich für die Zukunft von diesem so gut ausgebauten Höhenrundweg? Der Rundweg soll im Sommer und Winter geöffnet sein, erklärt Pirmin Ronner. Vor allem ältere Menschen und Familien seien froh, einen bequemen, gut unterhaltenen Weg gefahrlos - kein Kreuzen mehr mit Skifahrern - gehen zu können. Im Winter kann er bequem mit einem Pistenfahrzeug präpariert werden. Auch für Sportler sei der Rundweg attraktiv. Beispielsweise ergeben vier Runden auf dem Höhenrundweg mehr als 6 Kilometer Laufstrecke. Pirmin Ronner betont, dass sowohl private Grundstückbesitzer als auch die Korporation das Vorhaben unterstützen.

WK auf dem Brüsti

Bevor wir uns im Gasthaus erfrischen, machen wir einen Abstecher zum Nossenboden. Der historische Surenenweg führt mitten durch diesen familienfreundlichen Rastplatz mit Tischen, Bänken, Feuerstelle, Brennholz und WC-Anlage. Diese Anlage wird im August an die Kanalisation angeschlossen. Hierzu müssen rund 220 Meter Leitungen für die Kanalisation sowie für die Wasserzufuhr der Spülung verlegt werden. Ziel ist es, die WC-Anlage am Nossenbodenfest vom 31. August zu eröffnen. Der Höhenrundweg werde zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht ganz fertig sein, glaubt Pirmin Ronner.
Die beiden Projekte kosten viel Geld, und für einen so kleinen Verkehrsverein wären die Finanzen kaum aufzubringen. Trotzdem konnte eine Lösung gefunden werden. Einerseits haben Private ihre Hilfe zugesichert - beispielsweise stellt das Berggasthaus Z'graggen gratis einen «Menzi Muck» und den für die Arbeiten notwendige Brennstoff kostenlos zur Verfügung - andererseits hatten Gespräche mit Oberst Josef Dittli, Kommandant Geb Inf Rgt 18, dazu geführt, dass eine Train-Einheit mit zehn Mann plus einem «Menzi-Muck»-Fahrer ihren WK ab dem 18. August auf dem Brüsti verbringen wird, wo sie die notwendigen Arbeiten ausführt. Auf diese Weise können die Kosten auf ein Minimum beschränkt werden. Natürlich sind weitere Sponsoren willkommen.

Auf dem Berg und im Tal

Im Berggasthaus wartet ein feines Mittagessen. Wir haben Zeit, die Gespräche zu vertiefen. Welche Bedeutung hat der Tourismus für das Dorf Attinghausen? Was bringen solche Aktionen? Beim Tourismus geht es um viele Arbeitsplätze. Kommen die Gäste, stimmen die Bahn- und Skiliftfrequenzen, die Gastbetriebe haben höhere Umsätze, einheimische Geschäfte können profitieren. Alles hängt zusammen, alles ist vernetzt. «Dies müssen die Menschen erkennen. Alle können profitieren, also müssen wir uns gemeinsam für unsere Zukunft einsetzen: auf dem Brüsti und im Talboden», sagt Pirmin Ronner.
Joe Herger unterstreicht dies: «Sehr viele Gäste machen auf ihrer Durchreise einen Abstecher nach Attinghausen. Wird diesen etwas geboten - mit der Burgruine, der Tell-Geschichte und so weiter haben wir die Möglichkeiten -, können wir erreichen, dass die Gäste wie-
der kommen und vielleicht auch ein
paar Tage bleiben.» Attinghausen möchte sich deshalb auch beim Anlass Kulturschweiz 2004 («Tell-Sommer») engagieren.

Visionen

Pirmin Ronner schätzt die tolle Zusammenarbeit aller Beteiligten. Auf diese Weise könne in Attinghausen und auf dem Brüsti noch einiges erreicht werden. Beispielsweise die Verbindung der Seilbahn mit dem öffentlichen Verkehr sei noch nicht optimal. Auch würde sich das Brüsti mit seiner Ruhe hervorragend als Seminarort eignen. Und noch visionärer: Wie wär es mit einem Kinderspielplatz? Einer Bike-Strecke? Einem Openair-Event in der herrlichen Naturarena? Schneeschuhwandern oder Wildbeobachtungen auf dem Brüsti?
Die Mittagssonne scheint auf die Gasthaus-Terrasse. Hier einfach sitzen zu bleiben und weiter zu diskutieren würde wohl niemandem etwas ausmachen. Doch das «Viertel-vor»-Bähnchen fährt bald: Zeit, den Rückweg anzutreten.
Wieder setzt sich die Bahn langsam in Bewegung. Wir haben die «Quitsche»-Kabine erwischt. Das erinnert Edy Arnold an die anstehenden Sanierungs- und Umbauarbeiten der beiden Sektionen. Die Sicherheit auf den Anlagen sei zwar absolut gewährleistet, jedoch müssen in den nächsten Jahren Investitionen von insgesamt rund 600 000 Franken getätigt werden. Eine grosse Aufgabe, die wieder die Zusammenarbeit aller erfordert. Doch das ist ja die Stärke der Menschen in Attinghausen ...

Sommer-Events

In diesem Sommer wird den Touristen und Einheimischen auf dem Attinghauser Gemeindegebiet ein vielseitiges Programm geboten. Es geht los mit der Geissbergkilbi am 3. August. Eine Woche später, am 10. August, findet auf dem Brüsti die 1. Älplerkilbi mit einem Alpkäsemarkt statt. Am 16. August (Verschiebedatum 23. August) steht die beliebte Surenenwanderung auf dem Programm. Das Waldnachtschiessen wird am 17. August durchgeführt, und den Abschluss des Sommerprogramms macht das Nossbodenfest am 31. August.

Markus Arnold


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