Pro Tag werden in der Poststelle in Bristen drei Pakete aufgegeben, 82 Briefe und zwei eingeschriebene Sendungen verschickt sowie 36 Einzahlungen getätigt. Diese Nutzung ist für die Post «ungenügend». Die Kosten können nicht gedeckt werden. Das Fazit: Ende 2011 wird es die Poststelle in Bristen in der heutigen Form nicht mehr geben. «Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden», sagt Marcel Bollhalder, Verantwortlicher für die Netzentwicklung bei der Post.
Post und Gemeinde haben verschiedene ZieleDie Weiterführung der Poststelle ist gemäss Marcel Bollhalder «utopisch und längerfristig keine Lösung». An der Informationsveranstaltung am Mittwoch, 8. September, präsentierte er den 110 Anwesenden zwei Lösungsvarianten. Erstens: Die Einführung einer Postagentur. Und zweitens: Die Schaffung eines Hausservices. Für die Post stellt der Hausservice die beste Lösungsvariante dar, erklärte Marcel Bollhalder. Mit dieser Lösung würde der Postschalter quasi an die Haustüre verlegt. Alle Einzahlungen oder Briefaufgaben könnten wie bisher abgewickelt werden - einfach direkt beim Briefträger. «Das ist ideal für ein Dorf wie Bristen», sagte Marcel Bollhalder. Der Gemeinderat sieht das jedoch anders: «Durch einen Hausservice würde das Dorfleben und die Gemeinschaft Bristen geschwächt», zeigte sich Gemeindepräsident Wendelin Loretz überzeugt. Der Gemeinderat sieht in der Postagentur die bessere Lösung für Bristen. Eine Postagentur integriert im Dorfladen sei zudem eine Chance für das einzige Lebensmittelgeschäft im Dorf.
Dorfladen nur noch bis 2012Das Dilemma: Der Dorfladen Bristen steht vor dem Aus. Geschäftsinhaber Philipp Loretz bekräftigte an der Versammlung, dass er und seine Frau Ende 2012 aufhören und den Dorfladen aufgeben müssen, sofern nicht eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gefunden wird. «Der Dorfladen rentiert nicht mehr, seit einiger Zeit fahren wir einen Verlust ein.» Aus diesem Grund kommt für ihn und seine Frau auch keine Postagentur infrage. «Wir haben keinen Platz dafür. Wir müssten zudem ein neues Kassensystem einführen, was aus Personal- und Zeitmangel für uns nicht umsetzbar ist.»
Hausservice in Golzern möglich?Mit dieser Ausgangslage waren nun die Ideen der Bristnerinnen und Bristner gefragt. In erster Linie sprachen sich die Anwesenden für die Weiterführung der Poststelle aus. «Als zweite Priorität käme für mich der Hausservice infrage», sagte Posthalter Christian Tresch. Doch wie werden mit einem Hausservice die Bewohnerinnen und Bewohner auf Golzern, Waldiberg oder auf der Breitlaui bedient? «Grundsätzlich werden abgelegene Orte, die bereits heute ohne Zustellung auskommen, auch nicht mit einem Hausservice bedient», stellte Marcel Bollhalder klar. Wie die Situation auf Golzern gelöst werden soll, müsse geprüft werden. Doch weder Marcel Bollhalder noch Pirmin Walker, Leiter des Poststellengebietes Altdorf, konnten diese Frage an der Informationsveranstaltung abschliessend beantworten. Dementsprechend enttäuscht reagierten die betroffenen Einwohnerinnen und Einwohner. Walter Epp aus Golzern meinte dazu: «Es sieht so aus, als würden wir zu keiner Lösung kommen.» Ein Hausservice nur für die Hälfte der Talbewohnerinnen und -bewohner komme nicht infrage.
Lösung mit dem DorfladenEine mögliche Lösung brachte Rolf Jauch, Präsident des Kirchenrates Bristen, aufs Tapet: Den Erhalt des Dorfladens mit der Schaffung einer Postagentur verknüpfen. «Die Post wird uns nicht helfen», sagte er an der Versammlung. Für ihn sei die Schaffung einer Postagentur der beste der Lösungsvorschläge. «Wir müssen zusammen anpacken, damit wir das Dorfleben aufrechterhalten können.» Dazu sei es wichtig, das bestehende Angebot des Dorfladens weiterzuführen. Diese Ansicht teilten auch andere: «Unser Dorfladen ist das A und O. Ich will nicht im Unterland einkaufen müssen», meinte einer. «Ohne unseren Dorfladen ist das Dorfleben im Eimer!», sagte ein anderer Einwohner. Vorschläge für den Erhalt des Dorfladens wurden einige gemacht: Ein Einzelunternehmer oder eine Genossenschaft könnten das Geschäft erhalten. Rolf Jauch ergriff die Initiative und erklärte sich bereit, ein Projekt auf die Beine zu stellen: «Es braucht aber die Hilfe von allen.» Und Wendelin Loretz sicherte die Mithilfe des Gemeinderates zu.
In einer kurzen Schlussabstimmung sprach sich eine Mehrheit der Anwesenden für eine Postagentur im Dorfladen Bristen aus. Sofern sich bis Ende 2011 eine Lösung abzeichnet, könnte eine Schliessung der Poststelle noch für eine gewisse Zeit herausgezögert werden, bestätigte Pirmin Walker. Was nun weiter mit dem Dorfladen und der Post in Bristen geschieht, liegt bei den Bristnerinnen und Bristnern.
Martina Regli