Dätwyler-Stiftung hat Förderpreise verliehen

Trotz schwierigem Umfeld im Bergkanton Uri ist es Alois Bissig und Dolf Wipfli gelungen, erfolgreich ein Business aufzubauen. Im Beisein von Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur wurde den beiden Jungunternehmern Alois Bissig, Inhaber und Geschäftsführer der ABL GmbH, und Dolf ...
02.11.2004
i, Mitinhaber und Geschäftsführer der Swiss Data Safe AG, am Freitag, 29. Oktober, im Haus für Kunst in Altdorf der mit je 20'000 Franken dotierte Förderpreis der Dätwyler-Stiftung überreicht.

Die 1990 gegründete Dätwyler-Stiftung verleiht in der Regel alle drei Jahre einen Förderpreis, und zwar an Personen oder Institutionen, die im Sinne des Stiftungszwecks in den Bereichen Kultur und Wirtschaft herausragende Einzelleistungen erbracht oder über längere Zeit eine aussergewöhnlich fruchtbare Tätigkeit entfaltet haben. Bis anhin wurden die Tellspiel- und Theatergesellschaft Altdorf, der Historiker Hans Stadler, der Musiker Franz Muheim und der Historische Verein Uri ausgezeichnet.

Uri braucht einen Mentalitätswandel

«Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass der Kanton Uri in der Vergangenheit wahrscheinlich allzu stark fokussiert war auf die Arbeitsplätze des Bundes und der Dätwyler AG. Umso härter bekommen wir jetzt die Folgen des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds zu spüren», sagte Stiftungsratspräsident Hansheiri Inderkum in seiner Begrüssung, und er fügte an: «Ich meine, dass Uri dringend eine Neuorientierung benötigt, insbesondere mit Blick auf seine volkswirtschaftlichen Möglichkeiten. Dazu braucht es einerseits Anstrengungen von Seiten der Politik, anderseits aber auch einen Mentalitätswandel hin zu einem Denken und Handeln, das geprägt ist durch Sinn und Verständnis für die Belange der Wirtschaft, insbesondere der kleinen und mittleren Unternehmen.» Er, so Hansheiri Inderkum weiter, stelle mit Freude fest, dass dieser Wandel bereits im Gange sei. Allein bei der Ruag hätten sich in den letzten Jahren 32 höchst erfolgreich arbeitende Klein- und Kleinstunternehmer eingemietet. Im Gegensatz zu Entlassungen in Grossbetrieben sorgten solche Firmengründungen aber kaum für Schlagzeilen, was bedauerlich sei. Der Urner Bevölkerung müsse bewusst gemacht werden, dass auch die Wirtschaft einem steten Wandel unterworfen sei. Einem Wandel, der zwar auch durch den Verlust von Arbeitsplätzen geprägt sei, gleichzeitig aber auch die Entstehung neuer Arbeitsplätze bringe. «Dazu braucht es eben Unternehmer - Leute, die im wahrsten Sinne des Wortes bereit sind, etwas zu unternehmen und zu riskieren», so Hansheiri Inderkum. «Um die positiven Aspekte der Wirtschaft ins Bewusstsein der Urner Bevölkerung zu tragen, hat der Stiftungsrat beschlossen, den Dätwyler-Preis den beiden Jungunternehmern Alois Bissig, Inhaber der ABL GmbH, und Dolf Wipfli, Mitinhaber der Swiss Data Safe AG, zu verleihen.»

Schicksal selber in die Hand genommen

«Was wir heute würdigen, sind der Mut, der Optimismus und der Durchhaltewillen, die Alois Bissig an den Tag gelegt hat», sagte Stiftungsrat Walter Baumann in seiner Laudatio. Viele Leute hätten schon ähnliche Chancen gehabt, diese aber einfach an sich vorbeigehen lassen. Alois Bissig habe sein Schicksal selber in die Hand genommen und nicht einfach gewartet, bis sich etwas ergebe. «Er hat auch bewiesen, dass es weder eine akademische Ausbildung noch einen Stab von Beratern braucht, um so weit zu kommen. Zudem hat er unter Beweis gestellt, dass es auch heute noch möglich ist, im Kanton Uri eine erfolgreiche Firma aufzubauen», so der Laudator. - Bei besagter Firma handelt es sich um die vor neun Jahren gegründete ABL GmbH mit Sitz in Altdorf. Sie gilt als Spezialistin für individuelle Lösungen im Bereich Lichtwellenleiteranlagen. Heute beschäftigt die ABL GmbH 21 Mitarbeitende und misst sich im hart umkämpften Kommunikationsmarkt mit Unternehmen wie Alcatel und IBM - und dies mit Erfolg, weil sie sich dort engagiert, wo es für die IT-Riesen keinen Sinn macht: bei den individuellen Kundenlösungen und Produkten mit relativ kleinen Stückzahlen.

Fehlende Ideen und Visionen

Preisträger Alois Bissig wies in seiner Rede darauf hin, dass er im Wirtschaftsstandort Uri eigentlich keine Vorteile sehe. Wenn er ganz nüchtern nach betriebswirtschaftlichen Kriterien kalkulieren würde, müsste er «auswandern», und zwar sofort. Schon im Vergleich mit dem Kanton Nidwalden seien die Bedingungen hier ausgesprochen unattraktiv. Was ihn von einem Standortwechsel abhalte, seien ausschliesslich emotionale Gründe: «Ich bin hier geboren, fühle mich hier zu Hause und möchte dem Kanton Uri deshalb auch diese Arbeitsplätze erhalten, so lange es betriebswirtschaftlich einigermassen geht.» Nach Einschätzung des 45-jährigen Flüelers fehlt in Uri zurzeit der innovative Geist und - von politischer Seite her - eine gewisse Risikobereitschaft. Er sehe kaum Ideen und schon gar keine Visionen. Alois Bissig würde sich wünschen, dass im Kanton Uri eine Plattform für KMU geschaffen wird, damit Synergien genutzt werden könnten. Auswärtige Firmen hereinzuholen sei unter den jetzigen Bedingungen äusserst schwierig. Deshalb müsse man dafür sorgen, dass die Einheimischen Firmen gründen.

Keimzelle für Wirtschaftsraum Uri

Seit drei Jahren lagert die Urner Firma Swiss Data Safe AG im umgebauten, ehemaligen Bundesratsbunker in Amsteg alles, was viel Wert hat - Bilder, Wertsachen, Edelmetalle und vor allem Daten und operative Systeme. Und dies so erfolgreich, dass sie sich bereits nach neuen Anlagen umschauen muss. CEO Dolf Wipfli, der Spitzenleistung zur Firmenphilosophie erhoben hat, gründete die Firma erst vor drei Jahren, zu einem Zeitpunkt, als die Voraussetzungen alles andere als optimal waren. Doch Dolf Wipfli und sein Team behaupteten sich im schwierigen Umfeld. Inzwischen zählt die Swiss Data Safe zu den führenden Unternehmen der Branche. «Ohne Durchhaltewillen, den Mut Neuland zu betreten und ohne Vertrauen in diese Geschäftsidee gäbe es diese Firma nicht. Heute wollen wir diese Idee und deren Umsetzung in die Praxis auszeichnen», sagte Laudatorin Barbara Merz. Die zahlreichen Bunker, welche sich auf Urner Kantonsgebiet befinden, könnten ebenfalls für die Lagerung von Sachen und vor allem von Daten genutzt werden. Es handle sich um ein Konzept mit Zukunft. «Wir vom Stiftungsrat sind überzeugt, dass die Geschäftsidee der Swiss Data Safe AG für den Wirtschaftsraum Uri eine Keimzelle bilden könnte für eine Vision, die heissen könnte: Uri - der sichere Platz für Ihre Daten», so die Laudatorin.

Neue Gewerbezone kreiert

Preisträger Dolf Wipfli bedankte sich bei der Volkswirtschaftsdirektion «für die stets sehr konstruktive Zusammenarbeit». Ein Dank ging auch an die zuständigen Ämter sowie an den Gemeinderat von Silenen. Dolf Wipfli wies darauf hin, dass die Situation nach der Firmengründung alles andere als einfach gewesen sei. Weil es in der Schweiz erstmals überhaupt zu einer Umnutzung eines Bunkers gekommen sei, hätten sich die zuständigen Beamten mächtig den Kopf zerbrochen und schliesslich einen neuen Begriff kreiert: die unterirdische Gewerbezone. Nun sei die Swiss Data Safe daran, eine zweite Bewilligung zu erlangen. Er hoffe - so der 41-jährige Schattdorfer - dass er dabei auf ebenso konstruktive und zum Teil auch kreative Ideen zählen könne wie im ersten Fall. Zurzeit arbeitet die Swiss Data Safe zusammen mit dem Frauenhofer Institut in Freiburg im Breisgau an einem Projekt für die Langzeitarchivierung von Daten. Es geht dabei um Zeiträume von 50 bis 100 Jahre. Sollte dieses revolutionäre Vorhaben gelingen, wäre das innovative Urner Unternehmen der Konkurrenz einmal mehr einen entscheidenden Schritt voraus.

Urs Hanhart


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