Das Gitschital - unbekanntes Kleinod vor der Haustüre

Von Seedorf ins Gitschital und mit der Seilbahn zurück. Eine abwechslungsreiche Wanderung - auch für Familien und Gruppen geeignet.
10.06.2011
Ausgangspunkt ist die Haltestelle bei der Post in Seedorf. Vor dem Abmarsch durch die Bodenwaldstrasse noch ein kurzer Blick auf das sehenswerte Kloster Seedorf. Im Bodenwald beginnt der Waldweg knapp unterhalb der asphaltierten Forststrasse in einem sehr gut gepflegten und artenreichen Laubmischwald mit vielen Stechpalmen, Nussbäumen und Linden. Ein kurzer Besuch des Aussichtspunktes auf dem Steibödeli beim Kreuz (Pt. 590) lohnt sich: Das untere Reusstal und das Reussdelta mit dem Urnersee liegen zu unseren Füssen. Auf der Forststrasse und auf dem gut ausgeschilderten Waldweg erreichen wir den oberen Aussichtspunkt unterhalb des Rütlis auf etwa 900 Meter, wo wir einen ausgezeichneten Blick ins Schächental und die umliegenden Berge vom Rophaien über den Rossstock und die Schächentaler Windgälle zum Bälmeten haben. Links und rechts des Weges sehen wir mehrere Wildwechsel von Rehen und Hirschen. Die Felsen bestehen aus oft gefaltetem Altdorfer Sandstein mit dazwischen gepressten Schieferschichten. Hier treffen wir auch auf den steileren direkten Weg von Seedorf über den Bocktritt. Der Weg auf der Strasse führt seit 1989 in einem beleuchteten Tunnel unter dem Stäuber hindurch.

Das Tal wird flacher und weiter. Es ist ein typisches Hängetal mit einem steilen und engen Eingang und einem flacheren Talboden. Auf der gegenüberliegenden Talseite wächst im Vorderen Schattigen ein dichter Laubmischwald. Er ersetzt dort den Nadelwald, der von der Korporationsbürgergemeinde Altdorf bewirtschaftet wird und der in den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts unter schwierigen Verhältnissen ausgeholzt wurde. Das Holz wurde mit Seilbahnen ins Tal transportiert. Die Stämme waren in früheren Zeiten im Palanggenbach geflözt und am Ende der Schlucht aus dem Wasser gezogen worden. Heute ist der Wald von grossen Abbrüchen und Schutthalden, Brächen, durchsetzt.

Wir erreichen die Wiesen und Weiden des Talberges, der bis Mitte des letzten Jahrhunderts als Berg genutzt wurde. Ein Berg wird im Frühling und Herbst beweidet und im Sommer gemäht. Dieses Heu reicht bis im Spätherbst und Winter, bevor das Vieh im Januar ins Tal getrieben wird. Heute ist der Talberg ein Teil der Alp Gitschital, wo das Vieh den ganzen Sommer bleibt und nur wenig Heu gewonnen wird. Am Strassenrand können wir vier verschiedene Arten von Schachtelhalmen finden, den Riesen-, Winter-, Acker- und Bunten Schachtelhalm.

Über Feldmes - der Name bezeichnet sumpfiges Land - gelangen wir in den Gitschitaler Boden mit einigen Alpgebäuden. Hier alpen heute nur noch drei Familien, nachdem früher zehn Familien ihr Vieh sömmerten. Vorher haben wir bei Witlauwi ein breites Tal, den Sulzbach, überquert, das uns die Naturgewalten bei einem Unwetter ahnen lässt. Der Boden ist im Frühling von Krokus und Gelbstern übersät. Zwischen den Steinen blüht und duftet der Seidelbast. Später überblicken wir ausgedehnte Felder der Bewimperten Alpenrose. Über den Alphütten bemerken wir eine markante Moräne, obwohl weit und breit kein Gletscher zu sehen ist. Ein Ausläufer des Chlitaler Firns vom Uri Rotstock ist links des Rot Gitschens über die Felswände heruntergeflossen und hat diese Moräne aufgeschüttet. Etwa 200 Meter höher liegt der Oberstafel der Alp Gitschital, Distleren, der mit dem Vieh einer Familie bestossen wird. Den Abschluss des Tales bilden steile und steinige Hänge, die nur noch selten beweidet werden.

Vom Stafel Distleren können wir noch weiter hinaufsteigen und über Laucheren den Surenenweg erreichen, der uns zur Luftseilbahn Brüsti-Attinghausen bringt. Von Distleren aus können wir auch auf etwa gleicher Höhe zum Seewli wandern, von wo wir über die Gibelstöcke zum Brüsti oder auf einem steilen, aber guten Weg nach Attinghausen absteigen können. Der bequemste Weg führt aber vom Gitschitaler Boden durch den artenreichen Buchenwald über die Honegg zum Gitschenberg, von wo wir mit einer Luftseilbahn beim Schloss A Pro die Postauto- und Bushaltestelle erreichen. Die Seilbahn fährt von Ende Mai bis Ende September, solange der Gitschenberg bewohnt ist.

Die Wanderung ist sehr abwechslungsreich, nicht sehr anstrengend und dauert je nach Endpunkt fünf bis sechs Stunden. Sie kann auch in umgekehrter Richtung begangen werden und ist auch für Familien und Gruppen problemlos.

Walter Brücker


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