Vier Mitglieder der Urner Regierung - Landammann Josef Arnold, Heidi Z'graggen, Stefan Fryberg und Isidor Baumann - sowie Landratspräsidentin Luzia Schuler und Nationalrätin Gabi Huber waren in der Kirche von Hospental nebst anderen als Ehrengäste zugegen, als Talammann Armand Simmen am Sonntag, 22. Mai, pünktlich um 13.00 Uhr die Talgemeinde eröffnete.
2000 statt 120'000 Franken
Nach einigen Informationen über die Tätigkeit der Talbehörden wurde über die Rechnungen und die Budgets der Korporation Ursern und des EW Ursern abgestimmt. Die Rechnung der Korporation schloss mit einem Überschuss von 226'000 Franken ab, das EW Ursern erwirtschaftete einen Gewinn von rund 840'000 Franken. Die Budgets für das laufende Geschäftsjahr sehen für beide Glieder kleine Ertragsüberschüsse vor. Die Talleute stimmten ohne Opposition den Rechnungsabschlüssen und den Voranschlägen zu. Auch die Abrechnung der Renovation und der Verbreiterung des Maria-Hilf-Wegs in Andermatt wurde gutgeheissen. Schliesslich musste die Korporation Ursern dank einer anonymen Spende nur rund 2000 Franken an dieses Projekt leisten. Die Korporation Ursern hatte für dieses Projekt 120'000 Franken budgetiert gehabt.
Einbürgerung wird erleichtert
Bis anhin sah es die Verordnung über die Aufnahme in das Korporationsbürgerrecht Ursern vor, dass eine Familie 100 Jahre ununterbrochen im Tal Ursern wohnhaft sein muss, um ins Bürgerrecht der Korporation Ursern aufgenommen zu werden. Der Talrat beantragte der Versammlung, dass nun Angehörige von Familien, welche 50 Jahre im Tal leben, das Bürgerrecht verlangen können. Ebenfalls sollten die Einbürgerungsgebühren gesenkt werden.
Karl Cathry aus Realp beantragte, dass auf dieses Ansinnen nicht einzutreten sei. Nicht etwa deshalb, weil er gegen die vorgeschlagene Liberalisierung der Einbürgerungspolitik sei. Im Gegenteil: Er forderte die Verantwortlichen der Korporation auf, das Grundgesetz der Korporation Ursern dahingehend zu ändern, dass Talbürgerinnen, welche einen Nicht-Talbürger heiraten, in Zukunft nicht mehr ihr Bürgerrecht verlieren sollen. Die davon betroffenen Talbürgerinnen können nach der bisherigen Regelung ein Jahr nach der Hochzeit ihr Bürgerrecht wieder beantragen. Der Vorschlag Karl Cathrys fand schliesslich keine Mehrheit, die vom Talrat beantragte Änderung der Bürgerrechtsverordnung wurde gutgeheissen. Talammann Armand Simmen will aber das Anliegen Karl Cathrys aufnehmen und eine Lösung dieses Problems beförderlich an die Hand nehmen.
Neues Kraftwerk in Realp?
Nach der Talgemeinde vom vergangenen Jahr hatte Erich Nager aus Realp eine Anregung zuhanden des engeren Rates und des EW Ursern eingereicht, wonach er zusammen mit 17 Mitinitianten verlangte, dass das EW Ursern prüfen solle, inwiefern ein neues Kraftwerk im Gebiet Wittenwassern realisiert werden könne. Das von Erich Nager ausgearbeitete Projekt wurde von den Verantwortlichen der Korporation Ursern zur Prüfung an ein Ingenieurbüro gegeben. Gemäss den Resultaten des Ingenieurbüros würde ein Kraftwerk mit Stausee im Gebiet Mutten rund 300 Millionen Franken kosten. Geprüft wurde auch, inwiefern im Gebiet Schweig-Gehren ein kleineres Kraftwerk realisierbar wäre. Gemäss den Berechnungen des Ingenieurbüros könnte dort ein Kraftwerk zum Preis von rund 18 Millionen Franken erstellt werden.
Aufgrund dieser Tatsachen hat der Verwaltungsrat des EW Ursern die Strategie aufgestellt, dass zunächst das bestehende, aber marode Kraftwerk Realp (Lochberg) für 4,53 Millionen Franken erneuert werden soll. Dann will das EWU als nächster grosser Investitionsschritt den Ausbau der Windkraftanlage avisieren und in fünf bis sechs Jahren das Kraftwerk im Gebiet Schweig-Gehren planen, sofern es dann die finanziellen Ressourcen des EW Ursern zulassen.
Zunächst altes Kraftwerk sanieren
Erich Nager, Realp, war mit diesem Vorgehen nicht einverstanden. Er forderte die Talleute auf, die vom Talrat vorgeschlagene Erneuerung des Kraftwerks Realp abzulehnen. Das bestehende Kraftwerk sei zu klein, man solle stattdessen das Geld besser in ein Kraftwerk im Gebiet Schweig-Gehren investieren. Die Planung dieses Kraftwerk solle sofort gestartet werden, auch noch vor der Realisierung weiterer Windkraftwerke. Nach angeregt geführter Diskussion liess Talammann Armand Simmen über diesen Vorschlag abstimmen. Gemäss dem stimmenzählenden Talweibel fand der Vorschlag von Erich Nager keine Mehrheit. Obwohl das Resultat nach Meinung einiger Bürger knapp ausgefallen war, verlangte niemand eine Wiederholung der Abstimmung. Es war dann aber nicht ganz klar, ob nur über den Vorschlag von Erich Nager abgestimmt worden war oder ob mit der Abstimmung über diesen Vorschlag auch gleichzeitig das vom Talrat vorgestellte Projekt zur Erneuerung des bestehenden Kraftwerks Realp gutgeheissen wurde. Nach Anträgen aus der Reihe der Talbürgerschaft wurde schliesslich noch einmal über das Projekt und dessen Finanzierung abgestimmt. Diesmal fand das Projekt «Erneuerung Kraftwerk Realp» eine eindeutige Mehrheit.
Urner erhalten Strahlerpatent günstiger
Bis anhin mussten alle Schweizer Bürger welche keine Talbürger sind und auch nicht im Urserntal wohnen, 665 Franken für das Strahlerpatent der Korporation Ursern bezahlen. Neu sollen nach dem Willen der Talgemeinde Schweizer Bürger mit Wohnsitz auf dem Gebiet der Korporation Uri das Strahlerpatent für 465 Franken erwerben können.
Die Talgemeinde beschloss weiter eine Änderung der Verordnung über das Halten von Rind- und Schmalvieh auf der Korporationsallmend. Bisher konnte der «Freiberg» im Gebiet Brunnen auch während des Sommers mit Vieh bestückt werden. Nach der gutgeheissenen Änderung der Verordnung darf auf diesem Freiberg, wie auf allen anderen, nur noch im Frühling und im Herbst Vieh geweidet werden.
Die Andermatt Gotthard Sportbahnen können ihre Beschneiungsanlagen erweitern, die Talgemeinde hat einer Erweiterung des Wasserbezugsrechts zugestimmt. Zudem ratifizierten die Talleute von Ursern den Konzessionsvertrag mit der Kies und Beton Regli AG betreffend Kiesabbau in Zumdorf und stimmten dem Vertrag mit der Weggenossenschaft Dendlerbrücke-Zumdorf zu, welche sich um den Unterhalt der Naturstrasse zwischen Zumdorf und Hospental kümmert.
Georg Simmen