Dekan geniesst die KKL-Atmosphäre

Der Kirchengesang hat in Uri Tradition und Zukunft. Die Pfarrkirche von Schattdorf war für den Festgottesdienst vom vergangenen Sonntag prall gefüllt.
17.06.2008
Beim Einzug zum Festgottesdienst sang der Kinderchor: «Ihr Völker alle, klatscht in die Hände.» Die Besucherinnen und Besucher der prall gefüllten Pfarrkirche klatschten und begrüssten den Präses des Cäcilienverbandes Uri, Josef Zwyssig und Dekan Bruno Werder. Die Kirchenchöre werden oft wirklich nicht mit Applaus bedacht, obwohl sie, wie in der zweiten Lesung aus der Apostelgeschichte zu vernehmen war, eine Sonderstellung einnehmen: «Sie lobten Gott und waren beim ganzen Volk beliebt.»
An den Begegnungskonzerten vom Samstagnachmittag, 14. Juni, liessen sich die einzelnen Kirchenchöre nicht ungerne beklatschen. Neun Chöre stellten sich sogar der Bewertung einer Fachjury und nahmen am Abend die Kritik oder das Lob entgegen. Lob hätten alle verdient, denn es war ein Hochgenuss, die Kirchengesänge einmal auf diese Art zu hören. Statt auf der Empore - vom Kirchenvolk getrennt - stellten sich die Sängerinnen und Sänger in einheitlicher Kleidung vor den Sängerinnen und Sängern anderer Urner Chöre, der Fachjury und Chorliebhabern auf und gaben ihr Bes-tes. Die Konzerte fanden in der Aula und in der Pfarrkirche statt. Was geboten wurde, verdient Bewunderung und Anerkennung.

Harmonie der Stimmen und der Herzen

Josef Zwyssig meinte in seiner Festpredigt vom Sonntag: «Euer Gesang wird dann am meisten Betroffenheit auslösen, wenn die Zuhörenden spüren; da ist eine Einheit vorhanden zwischen Stimme und Herz. Dieser Gesang kommt von Herzen.» So war es auch beim Festgottesdienst vom Sonntag, währenddem der aus den Cäcilienchören Uris zusammengesetzte Chor Cäciluri das Gotteslob mit solcher Inbrunst sang, dass es einzelne Zuhörer fror, wie zu vernehmen war. Zustande gebracht hatte dies die kompetente Leiterin, Ruth Mory-Wigger, die in acht Proben die Stimmen zu einer Einheit formte. Ansager Hanspeter Arnold bezeichnete sie beim Mittagessen eine Motivationslokomotive, die stets gewusst habe, Begeisterung auszulösen. Diese Begeisterung war bei den Konzerten zu spüren. Die Kompositionen «Locus iste» von Anton Bruckner, gesungen vom Cäcilienverein St. Martin Altdorf, bis hin zu «Veni Sancte Spiritus» von Wolfgang Amadeus Mozart, vorgetragen vom Kirchenchor Bürglen, oder «Maria durch ein Dornwald ging» von Cesar Bresgen, dargeboten vom überaus harmonisch wirkenden Cäcilienverein Amsteg, kamen leicht und freudig daher, obwohl da und dort auch ein bisschen Nervosität zu spüren war.

Gott allein die Ehre

Wenn auch Johann Sebastian Bach seinen Werken stets den Satz beifügte: «Dem höchsten Gott allein zu Ehren», so dient das Kirchengesangsfest doch in erster Linie dem gemeinsamen Erlebnis beim Singen. Mehrmals betonte die Präsidentin des Cäcilienverbandes Uri, Doris Infanger, dieses Ziel. Dies sei auch der Grund, weshalb sich die Chöre ungern einer schriftlichen Benotung und Kritik stellten. Hauptziel sei die Kameradschaft unter den Sängerinnen und Sängern, meinte sie und nicht das eifersüchtige und neidische Hinschauen auf die andern. Doris Infanger weiss, wovon sie spricht, denn der Nachwuchs in den Kirchenchören ist vor allem bei den Männerstimmen spärlich. Man möchte die schöne und ungetrübte Kameradschaft unter-
einander nicht unnötig aufs Spiel setzen. Hanspeter Arnold bezeichnete die umsichtige Präsidentin ein «Perpetuum mobile», das immer um das Wohl der Cäcilienvereine Uris besorgt sei. Dekan Bruno Werder sagte in seiner Begrüssung am Sonntag: «Ich fühlte mich bei den Konzerten wie im KKL, nur dass unsere Kirche ein noch viel schönerer Raum ist für diese wunderbaren Gesänge. Ohne diese würde unsere Kirche verarmen.» Und Josef Zwyssig drückte in seiner Predigt dasselbe aus. «Eure Stimme ist ein Geschenk und ein Auftrag! Geht und verkündet damit das Reich Gottes!»

Seit zwei Jahren an der Arbeit

Die kantonalen Kirchengesangsfeste werden jeweils im Turnus von vier Jahren durchgeführt. Vor zwei Jahren begann das OK von Schattdorf mit den Vorbereitungen. Dieses bestand aus Toni Walker, Präsident, Franz Jauch, Martha Scheiber, Alice Eller und Daniela Tresch. Da die organisierenden Orte jeweils bestrebt sind, eine eigene Note ins Fest zu bringen, wartete Schattdorf mit den Begegnungskonzerten auf, die bei Mitwirkenden und Gästen sehr gut ankamen. Fredy Scheiber entwickelte sogar ein eigenes Logo mit den Farben eines Regenbogens, der für sich wirke und im Zusammenspiel der Farben Geselligkeit und Wärme ausdrückten, sagte Toni Walker. Die verschiedenen Grussbotschaften und den Dank überbrachten Regierungsrat Markus Stadler für die Urner Regierung, Hans Stadler für den Kleinen Landeskirchenrat und Justin Blunschi für die Blasmusikanten. Markus Stadler, selber Mitglied im Kirchenchor Bürglen, sah sich beim Singen als Botschafter von Einklang und Harmonie der Herzen.

Robi Kuster


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