be an den neuen Besitzer statt.Menschen aus der ganzen Schweiz und zum Teil auch aus dem Ausland hatten während zwei Jahren ihre Wünsche und Hoffnungen in den «Fliegenden Teppich» geknüpft. Das farbige Teil, welches nun eine Wand des Gerichtsgebäudes schmückt, besteht aus über 160'000 Knöpfen. «Viele Menschen haben mir gesagt, dass sie durch die Idee des Fliegenden Teppichs' beflügelt worden sind und in ihnen die Zuversicht gewachsen ist, dass Unmögliches möglich werden könnte», sagte Marlène Marty-Epp an der Finissage. Ihr persönlich sei es sehr wichtig gewesen, rund ums Knüpfen viele Begegnungen zu ermöglichen. Viel Lob gab es von Seiten der Künstlerin für das Team, welches sie auf den Reisen jeweils begleitete und unterstützte. Ohne dessen Mithilfe wäre dieses Projekt nicht zu verwirklichen gewesen.
Dass der Teppich sein definitives Daheim im Kanton Uri gefunden hat, ist für Marlène Marty ein grosser Aufsteller, wie sie betonte. Vor allem, weil er den alten und den neuen Teil des Zierihauses quasi miteinander verbinde und die Fäden gen Himmel und damit Richtung Zukunft gerichtet seien.
Überwältigende AusstrahlungJustizdirektorin Heidi Z'graggen, die den Teppich, inklusive einer ausführlichen Begleitdokumentation, in ihrer Funktion als oberste Schirmherrin über das Gerichtsgebäude in den Besitz des Kantons Uri nehmen durfte, bezeichnete das im wahrsten Sinne des Wortes aussergewöhnliche Knüpferzeugnis als «wunderschönes Werk». Gleichzeitig zeigte sie sich überwältigt von dessen Ausstrahlung. Hoffnungen von Menschen seien letztlich immer auf etwas Gutes beziehungsweise etwas Positives gerichtet. Deshalb habe der Teppich auch eine derart starke Wirkung auf den Betrachter. «Ich hoffe sehr, dass all die Wünsche, die von Menschen aus der ganzen Schweiz hineingeknüpft worden sind, in Erfüllung gehen. Davon werden alle profitieren. Denn wenn etwas Gutes verwirklicht wird, hat es letztlich eine positive Wirkung für die ganze Gesellschaft», so Heidi Z'graggen.
Glückliche FügungStaatsarchivar Rolf Aebersold sprach im Zusammenhang mit dem Ankauf des «Fliegenden Teppichs» von einer «glücklichen Fügung». An der Wand, wo das Kunstwerk seinen definitiven Landeplatz gefunden hat, hing seit
der Eröffnung des Zierihauses als Gerichtsgebäude der Teppich «Alpsegen» von Erna Schillig. Dieser musste aus konservatorischen Gründen (Licht, Wärme, Materialbeschaffenheit, Materialalterung) ins Depot zurückgenommen werden. Da kam das Ende des Projektes von Marlène Marty gerade recht. «Solche Objekte kaufen wir selbstverständlich nicht fürs Depot. Das würde keinen Sinn machen und entspräche auch nicht unserer Strategie. Ein solcher Ankauf macht nur Sinn, wenn ein adäquater Platz zur Verfügung steht», betonte Rolf Aebersold.
Fast atypischDen grossen Teppich bezeichnete der Staatsarchivar als fast atypisch für das bisherige Schaffen von Marlène Marty. Sonst wirke sie eigentlich eher im Stillen, im Kleinen. Die Künstlerin habe ihren Wirkungskreis gefunden und kämpfe jeden Tag darum, diesen zu erweitern. Dabei bleibe sie sich aber stets selber treu und verzichte auf jede Anbiederung beim institutionellen Kunstbetrieb. «Die Art der Umsetzung der eigenen Gedanken, wie sie Marlène Marty pflegt, ohne Seitenblicke nach links und rechts, die abhängig machen könnten, hebt sich wohltuend ab von vielem, was heute in der Kunstszene abläuft und leider nur allzu oft nach Schall und Rauch in der Versenkung verschwindet», sagte Rolf Aebersold. Mensch und Natur seien die Hauptthemen, mit denen sich Marlène Marty beschäftige. Als verbindende Brücke zu beiden Themen seien die Fragen der Schöpfung, die Sinnfrage und die Vergänglichkeit von allem in den Bildern der Künstlerin allgegenwärtig. «Dass sie diese Gedanken mit ihren gestalterischen Mitteln gut zum Betrachter rüberbringt, beweist die Anziehungskraft, die sie mit ihren Bildern auslöst. In diesem Sinne hoffe ich, dass auch der Fliegende Teppich' die Herzen der Besucher im Zierihaus erreichen möge.»
Urs Hanhart