Der Kleine Prinz ging mit einem Lächeln nach Hause

Vom 1. bis 6. Januar hatte sich der Lichthof des Bernarda-Schulhauses in Altdorf in ein kleines Planetensystem verwandelt. Die Theatergruppe Eigägwächs (Theater aus Leidenschaft) erzählte unter der Regie von Lory Schranz-Gisler die Geschichte des kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry.
14.01.2004
Ein kleiner Kerl, der einem in der Wüste gestrandeten Piloten von seinen Abenteuern auf verschiedenen Planeten erzählt - das wäre zwar den Inhalt des Stücks auf einen Punkt gebracht, doch die Spielerinnen und Spieler der Theatergruppe Eigägwächs haben den Zuschauern viel mehr mit auf den Weg gegeben.

Komische Welten

Ja, sie waren komisch, die Menschen auf den Planeten, die der kleine Prinz besuchte. Die einen hatten keine Zeit, wichtig waren ihnen nur die Anzahl Sterne, die sie besassen und zählten. Andere versuchten die Beschämtheit über ihr Verhalten in Alkohol zu ertränken oder waren so selbstverliebt, dass sie jemand anderen ausser sich selbst gar nicht wahrnahmen.
Sehr traurig für einen, der neue Freunde gewinnen möchte. Erst auf der Erde gelang es dem kleinen Prinzen dann doch. Nach und nach freundete er sich mit einem in der Wüste abgestürzten Piloten und einem Fuchs an. Denn sie hatten etwas, das die Menschen auf den anderen Planeten nicht hatten - Zeit. Zeit, um sich kennen zu lernen, Zeit, um etwas, das nicht in Werten messbar ist, entstehen zu lassen. Die verschiedenen Welten, in denen die drei lebten, hatten Platz in der Welt des andern gefunden.

Ein reales Spiel

Ein schönes Beispiel dazu gab auch die bunt zusammengewürfelte Schauspielergruppe. Sie bestand aus Menschen mit einer Behinderung aus dem Wohnheim SBU in Schattdorf, Spielerinnen und Spieler der Tellspielgesellschaft sowie ehemaligen Schülerinnen und Schülern der Mittelschule und des Lehrerseminars. In den vergangenen Monaten nahmen sie sich Zeit, einander ihre Welten zu zeigen und aufeinander zuzugehen. Dies ist, wie man während der Aufführungen sah, mit grosser Offenheit geschehen. Die Spielerinnen und Spieler mit und ohne Behinderung profitierten voneinander. Sei es durch das Erfahren von Spontaneität, dem Gewinnen von mehr Selbstbewusstsein oder dem sich gegenseitigen Helfen. Das Stück wirkte deshalb sehr lebensnah, weil die Spielenden genau dasselbe wie der kleine Prinz während der Probearbeiten erfahren haben.

Das Verweilen-Können war wichtig

Auf subtile Weise hat es Lory Schranz-Gisler verstanden, die Figuren zu besetzen. Lebendig und verschieden, wie ihre Welten eben sind, kamen sie daher. Ihre fortwährende Präsenz auf der Bühne gab dem Publikum Musse, auf den verschiedenen Planeten zu verweilen. Und das Verweilen-Können war wichtig bei der Aussagekraft, die das Stück hat. Dieser Effekt wurde durch die Musik des Theaterorchesters verstärkt. Sanft, einfühlsam, aber durchaus mal bluesig oder lüpfig hielt sie das Stück zusammen. Sie begleitete Spielerinnen, Spieler und Publikum gleichermassen durchs Stück. So eben, dass man am Ende berührt, aber wie der kleine Prinz, mit einem Lächeln auf den Lippen, nach Hause gehen konnte.

Brigitte Hächler


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