Der Unterschied am Klausen - zu Kreta

Am Samstag, 12. August, wurde auf der Klausenpasshöhe der offizielle Festakt zum 100-jährigen Bestehen der Klausenstrasse abgehalten. In einem okumenischen Festgottesdienst wurde auf das Verbindende der Passstrasse hingewiesen. Nationalrat Franz Steinegger betonte in seiner Festansprache ...
14.08.2000
e Wichtigkeit guter Verbindungen für die Wirtschaft. Und er nannte den Unterschied im Umgang mit dem «Giggel» in Kreta und in Uri - der Sage nach. Schnaps statt Hunger ...

Bei strahlendem Wetter und im Beisein zahlreicher Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik der Kantone Glarus und Uri wurde der offizielle Festtag 100 Jahre Klausenstrasse mit einem ökumenischen Festgottesdiens auf der Klausenpasshöhe eröffnet. Der Gottesdienst wurde von Stefan Schmidt, Pfarrer von Unterschächen, und Hans-Walter Hoppensack aus Schwanden gestaltet. Umrahmt wurde die Feier von Urner Alphornbläsern und Fahnenschwinger und dem Heimatchörli Ennenda.
In seiner Predigt wies Hans-Walter Hoppensack vor allem auf das Verbindende einer Passstrasse hin. «Gebirgszüge trennen, Passstrassen verbinden. Von einem Pass hat man auch immer den Ausblick auf zwei Seiten, das öffnet den Blick für das Fremde. Zudem hat man aus der Höhe auch Distanz zum alltäglichen Kleinkram.» Es sei verständlich, dass das Fremde auch Ängste wecke, sagte Hans-Werner Hoppensack weiter, aber das dürfe kein Anlass zum Bau von Barrikaden werden. Ein Leben sei nur gemeinsam möglich. Es gelte sich gegen das Einzelkämpfertum zu stellen, das Visier hochzuklappen und den Nachbarn anzulächeln.

Aufbruchstimmung

Nationalrat Franz Steinegger blickte in seiner Festansprache erst einmal zurück. Bereits in einer Zeit zirka 1800 bis 1600 vor Christus hätten Menschen auf dem Klausenpass ihre Spuren hinterlassen. Später hätten sich die Befürchtungen, der Bau einer Passstrasse über den Klausen bringe vor allem Unheil und Müssiggang ins Schächental nicht bewahrheitet, ebenso wie das Argument, die Bauern würden zu wenig von der Strasse profitieren. «Die Berglandwirtschaft ist auf gute Verbindungen angewiesen, das zeigt sich bist heute», sagte Franz Steinegger. Gleiches gelte natürlich auch für die übrige Wirtschaft. Im Hinblick auf den Ausbau der Strasse gelte es sich ein Beispiel an den Erbauern vor 100 Jahren zu nehmen. «Es wäre gut, käme eine ähnliche Aufbruchstimmung wie damals auf, wenn wir die Klausenstrasse auf Jahr 2000 Stand bringen.» Nicht unerwähnt blieb in der Festansprach die berühmte Grenzlaufsage. «Es ist eine archetypische Geschichte, die sich in vielen Teilen der Welt findet», sagte Franz Steinegger und verwies auf eine beinahe identische Erzählung, die er auf Kreta vernommen habe. «Der Unterschied besteht lediglich darin, dass die siegreiche Ortschaft ihrem Giggel' nicht - wie die Urner - hungern liessen, sondern ihm Schnaps zu trinken gaben, was dazu geführt habe, dass dieser gleich die ganze Nacht hindurch gekräht habe.»

Im Zeichen der Verbindung

Etwas Aussergewöhnliches hatte sich die Belegschaft des Hotels Klausenpasshöhe einfallen lassen. Zum besonderen Anlass hatte sich das Servierpersonal einen historischen Look zugelegt und trug den geladenen Gästen das Mittagessen in Kleidern wie vor 100 Jahren auf. Im Saal spielte die Ländlerkapelle Echo vom Chamliberg auf.

In seiner Ansprache betonte Ruedi Gisler, Landamann von Glarus, ebenfalls das Verbindende der Passstrasse. «Die Öffnung brachte die beiden Kantone Uri und Glarus einander noch näher.» Er selbst sei ein lebendes Beispiel dieses Austausches, sei er doch, wie es am Namen unschwer zu erkennen, Nachfahre eines Auswanderers aus dem Schächental. Zudem sagte Ruedi Gisler, dass der Ausbau der Klausenpassstrasse von Glarner Seite her politisch abgesegnet und demnach auf allerbestem Wege sei. Dies konnte der Vertreter der Urner Regierung, Baudirektor Oskar Epp, leider nicht vermelden. Uri sei noch nicht ganz so weit wie Glarus, sagte der Urner Regierungsrat. Zwar werde die Strasse Ende 2001 von Altdorf bis Unterschächen fertig ausgebaut sein, das restliche Teilstück bis zur Kantonsgrenze sei hingegen weiterhin in einem relativ schlechten Zustand. Ende September werde sich der Landrat aber wieder mit dem Ausbau der Strasse von Unterschächen bis Urigen beschäftigen, der rund 60 Millionen Franken kosten dürfte. Auch Oskar Epp gratulierte dem OK für die gelungenen Anlässe zur 100-Jahr-Feier der Klausenstrasse. «Es bleibt zu hoffen, dass das zweite Jahrhundert Klausenstrasse ebenso erfolgreich wird wie das erste.»

Hymne der Klausenstrasse

Nach einem Vortrag des Glarner Historikers Heinrich Stüssi, der noch einmal einen Einblick in die enge Verbundenheit der Kantone Glarus und Uri bot, die sich vor allem in Glarus durch die vielen Urner Namen äussert, wurde der Anlass mit der unvermeidlichen «Hymne der Klausenstrasse» beendet. Jeannine Furrer alias «ds Chlüsers Rosmarie» trug zur Freude aller das Lied «Alpärosä Edelwyys» vor, ein Titel, der bei einer Feier zum Anlass des 100-jährigen Bestehen der Klausenstrasse nicht fehlen durfte.

Stefan Arnold


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