äum der Aufführung von Friedrich Schillers «Wilhelm Tell» stattgefunden.Dieses Jahr jährt sich die Weimarer Uraufführung von Friedrich Schillers «Wilhelm Tell» zum 200. Mal. Dieser runde Jahrestag eines Werkes von internationalem Rang wird in ausserordentlicher Weise gefeiert, und zwar mit einem Brückenschlag zwischen der Landschaft Tells und Weimar, der Hauptstadt der deutschen Klassik.
Offizieller StartUnter dem Namen «kulturschweiz 2004» haben sich die Tellspiel- und Theatergesellschaft Altdorf in Uri, die Produktion von Lukas Leuenberger, eine Freilichtaufführung auf dem Rütli mit dem Deutschen Nationaltheater Weimar, und das Musée Suisse Forum der Schweizer Geschichte in Schwyz in einer Dachorganisation zusammengeschlossen, um gemeinsam das Jubiläum «200 Jahre Wilhelm Tell' von Friedrich Schiller» nachhaltig zu feiern. Am 19. Juni fiel mit der Vernissage zur Jubiläumsausstellung «Tell, bitte melden!» in Schwyz der Startschuss.
«Das Treffen der beiden historischen Tell-Bühnen in der Urschweiz als Landschaft Tells und in Verbindung mit einer Ausstellung über den Mythos von Tell ist einzigartig und nicht wiederholbar. Der Zusammenschluss ist auch deswegen einzigartig, weil sich drei an sich konkurrenzierende Kulturproduktionen zusammen mit einer Region unter ein Dach stellen und so Kultur und Tourismus verbinden», sagte Regierungsrat Markus Züst, Co-Präsident von «kulturschweiz 2004» an der Eröffnung. «kulturschweiz 2004» sei eine starke Botschaft aus der Urschweiz und daher eine grosse Chance für die Region rund um den Vierwaldstättersee. «Tell ist eines der schönsten Beispiele für Kraft alter Überlieferungen, die von Generation zu Generation, von Landschaft zu Landschaft weitererzählt werden und durchJahrhunderte hinwegen lebendig bleiben», sagte Ständerat Hansruedi Stadler, Co-Präsident von «kulturschweiz 2004». Sehr viele Partner konnten als Sponsoren für «kulturschweiz 2004» gewonnen werden. Die Beiträge und Sachleistungen belaufen sich insgesamt auf rund 1,4 Millionen Franken.
Die drei HauptproduktionenVom 19. Juni bis am 30. November dauert die Ausstellung «Tell, bitte melden!» im Forum der Schweizer Geschichte in Schwyz. Am 23. Juli feiert die Freilichtaufführung von «Wilhelm Tell» auf dem Rütli, eine Produktion von Lukas Leuenberger mit dem Deutschen Nationaltheater Weimar, Premiere. Gespielt wird bis am 29. August. In Altdorf wird das Schauspiel «Wilhelm Tell» von Friedrich Schiller neu inszeniert. Die Tellspiel- und Theatergesellschaft Altdorf spielt unter der Regie von Louis Naef vom 14. August bis am 16. Oktober.
Diverse RahmenveranstaltungenDie drei Hauptproduktionen werden mit diversen Rahmenveranstaltungen in Uri und Schwyz sowie rund um den Urnersee abgerundet. Den Gästen der Urschweiz wird damit ein ganzheitliches Tell-Erlebnis geboten. So finden auf dem Vierwaldstättersee verschiedene Spezial-Schifffahrten mit Literarischem und Kulinarischem zum Thema «Tell» statt. Es gibt die Mythenwanderungen mit dem Musée Suisse. Das Theater(uri) in Altdorf wird sich ausser Haus begeben: Mit einer Eigenproduktion «Ab dr Stangä» von Heinz Stalder geht es im Herbst auf eine Urner Tournee. Es ist ein hintergündig-humorvolles Zweimannstück zum «Tell»-Jubiläum als Gemeinschaftsproduktion des Forums Theater(uri) mit dem Kleintheater Luzern. Dabei ist der bekannte Urner Schauspieler Sigi Arnold. In Brunnen wird der «Brunner Tell» aufgeführt. Ausstellungen finden auch im Tell-Museum Bürglen und im Haus für Kunst Uri in Altdorf statt. In Altdorf beteiligen sich zeitgenössische Kunstschaffende unter der Leitung von Sibylle Omlin an der Ausstellung «Geschiebe». Die Kunstwerke nehmen Bezug auf die geografische Situation von Altdorf, auf Gegebenheiten in der Baukultur, auf die jäh aufragende Gebirgslandschaft, auf die Transitsituation. Das Forum der Schweizer Geschichte bezieht auch den «Weg der Schweiz» mit ein. Es wird viele Schulreisen in den Kanton Uri geben. Zudem wird auch ein Schüleraustausch zwischen Weimar und Uri stattfinden. Ganz speziell sind auch die Aktionen «Drumherum» der Tellspiel- und Theatergesellschaft Altdorf. Sie bieten die Gelegenheit, sich dem historischen und erfundenen Stoff der «Tell-Geschichte» auch auf einem anderen Weg zu nähern. Schliesslich sollen auch verschiedene «Pakete» im Tourismusbereich die Gäste zum Verweilen einladen. «Dank diesem Erlebnischarakter kann sich die ganze Urschweiz nicht nur in einem historischen Bild präsentieren, sondern auch als weltoffene und zukunftsgerichtete Gegend mit grossem Potenzial. Wir sind alle überzeugt, dass kulturschweiz 2004' über das Ausführungsjahr hinaus Impulse für Wirtschaft, Kultur und Tourismus für Uri und Schwyz bringt», betonte Markus Züst.
Noch ein Tell-Parcours?«Tell war ein Urner, und im Gegensatz zu Grenzstreitigkeiten, die in früheren Jahrhunderten zwischen Uri und Schwyz immer wieder aufflammten, gab das nie Anlass zu Diskussionen. Aber der eigentliche Befreiungsschlag von Tell fand auf schwyzerischem Boden - in der Hohlen Gasse in Küssnacht - statt. Und darum hüten und pflegen auch wir dort eine Gedenkkapelle. Diese historische Stätte soll übrigens nächstens publikumsfreundlicher gestaltet werden», sagte Werner Inderbitzin, Regierungsrat des Kantons Schwyz, anlässlich der Eröffnung. Und er regte die Schaffung eines Tell-Parcours an. Denn Tell sei für die damaligen Verhältnisse ein relativ weit gereister Mann gewesen. «Wie sonst sollte der Bergbauer und Jäger aus dem Schächental gewusst haben, wo die Hohle Gasse und damit die günstigste Position für sein geplantes Vorhaben zu finden ist?» Und er fragte: «Warum haben wir Schwyzer und Urner diese Seenlandschaft mitsamt der Geschichte von Tell noch nicht oder zu wenig genutzt - für den Tourismus, aber auch für geschichtlich Interessierte? (...) Warum gibt es keinen Tell-Parcours? Die Route beginnt in Küssnacht im Ortsmuseum, führt zur Ruine Gesslerburg, durch die Hohle Gasse, dem Wanderweg entlang des Zugersees über Arth zur Insel Schwanau im Lauerzersee mit der Burgruine, zum Forum der Schweizer Geschichte in Schwyz, zum Auslandschweizerplatz in Brunnen, dort, wo Tell auf seinem Weg zur Hohlen Gasse an Land sprang, zur Tellsplatte in Sisikon, zum Telldenkmal auf dem Hauptplatz in Altdorf bis zum Tell-Museum in Bürglen, wo der Parcours endet. Selbstverständlich ist auch der umgekehrte Weg denkbar. Ja, die ganze Idee liesse sich in Verbindung mit einer Schifffahrt auf dem Zuger- und Urnersee verbinden.»
Und schliesslich der wirtschaftliche NutzenRegierungsrat Markus Züst hofft mit diesem kultur-historischen Brückenschlag auf Impulse für die Wirtschaft in der Urschweiz. Und auch der Schwyzer Volkswirtschaftsdirektor dachte kommerziell. Die Events im Rahmen der Gedenkanlässe «200 Jahre Wilhelm Tell' von Friedrich Schiller» hätten einen wirtschaftlichen Aspekt. Werner Inderbitzin: «Neue Anreize zur Förderung des Tourismus in der Region Uri und Innerschwyz sind nötig und äusserst willkommen. Kultur, Geschichte und Tourismus sind keine Gegensätze, sie lassen sich gut miteinander verbinden. Nutzen wir doch diese Chance!» Ihn kümmert nicht, dass viele Historiker die Existenz von Tell in Frage stellen. «Wir behaupten einfach, wie dies seinerzeit Bundesrat Philipp Etter getan hat: Tell hat gelebt! Das schafft Identität für eine Region und bringt erst noch einen wirtschaftlichen Nutzen.»
Erich Herger