Die Hoffnung stirbt zuletzt?

Fast jeden Tag hören wir von irgend woher den Satz: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Der Satz zeugt von Durchhaltewillen auch in schwierigen Situationen, von einem Optimismus, der den Willen stützt und stärkt.
09.04.2009
Tatsächlich brauchen wir eine Hoffnung, die auch in negativen Situationen Bestand hat. Schon vor einigen Jahren haben Psychologen, Philosophen, Ökonomen und Politiker die Abwesenheit der Hoffnung in der heutigen Gesellschaft beklagt und sie dringend eingefordert. Und jetzt erst recht tönt es von allen Seiten: Hoffnung ist die wichtigste Kraft, die wir angesichts der Probleme brauchen, die auf uns einstürmen.

Ohne Hoffnung haben wir keine Zukunft. Ohne Hoffnung können wir keinen Schritt tun, weder im persönlichen noch im sozialen Bereich. Ohne Hoffnung können wir keines der heutigen Probleme anpacken. Damit die Finanzkrise, die Lebensmittelkrise, die ökologische Krise, die Sinnkrise und so weiter eine positive Wende nehmen können, braucht es eine optimistische Lebenseinstellung, die über alle Krisen hinausträgt.

An dieser Einsicht ist nicht zu rütteln. Dennoch stellen sich eine Reihe von Fragen. Einmal die, ob Optimismus nicht eher eine Eigenschaft ist, die gewissen Leuten von Natur aus gegeben ist, anderen aber nicht. Dann die Frage, wie weit man sich eine solche Haltung aneignen und inwieweit man sie einüben kann.

Schliesslich die entscheidende Frage: Ist Optimismus ohne weiteres mit Hoffnung gleichzusetzen? Was denn ist der Grund, der es erlaubt, auf einen guten Ausgang einer negativen Situation zu wetten? Ist es der Glaube an die menschliche Kraft? Oder der Glaube an das Gute, das letztlich siegen wird?

Gott - der Grund der Hoffnung

An dieser Stelle spricht der Theologe von Gott. Die Hoffnung, die er bezeugt, kann nicht sterben, sagt er. Denn die Hoffnung gründet in Gott, sie rechnet mit ihm. Auch dann noch, wenn die menschliche Kraft nicht ausreicht. Auch noch in der Ausweglosigkeit. Im Tod noch.

Weil Gott Gott ist und seine Möglichkeiten über alles hinausgehen, was wir Menschen tun können. Diese Hoffnung, von der der Theologe spricht, ist «wider alle Hoffnung», das heisst: Wenn die Hoffnung, die sich auf Irdisches, Menschliches abstützt, stirbt oder schon lange tot ist - die Hoffnung, die von Gott ausgeht, überlebt den Tod seiner irdischen Variante.

Ostern

Dies ist nun die Botschaft, die die Christen an Ostern feiern. Also nicht einfach das Wiedererblühen der Natur nach einem harten Winter, nicht einfach die Fruchtbarkeit, die in Eiern und in Hasen symbolisch zum Ausdruck kommt. Das alles ist der Lauf der Natur und die Konsequenz biologischer Gesetze. Ostern meint mehr und anderes!

Um dies zu verstehen, muss das Geschehen des Karfreitags angeschaut werden: Da befindet sich jemand an einem Ort, der am weitesten von Gott entfernt ist: Jesus, ein guter Mann, der nichts anderes als das Gute wollte, wird ermordet, gewaltsam, mit schrecklicher Folter und sadistischer Lust. Er erlebt den tiefstmöglichen Punkt seines Lebens, die dunkelste Nacht, die tragischste Stunde, die absolute Gottverlassenheit.

Er schreit: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Und der Himmel schweigt
Und die Evangelien, die dies schildern, setzen das Karfreitagsgeschehen in einen kosmischen Kontext: Die Sonne verfinstert sich, die Erde bebt, Felsen zerbersten, die Gräber öffnen sich und die Toten stehen auf. Und am dritten Tag wird der Ermordete zum Leben erweckt - für immer und ewig.

So werden - im Glauben, der sich in der Begegnung mit Jesus entzündet - das Schicksal des Einzelnen und das Schicksal der Welt zusammengebunden: Gott ist das Ende des Endes, der Tod des Todes, Gott ist alles in allem. Es gibt keinen gottfernen Ort mehr. Er ist die Zukunft der Welt, des Menschen, der ganzen Schöpfung.

Das Zeichen der Hoffnung ist überall aufgerichtet: Denn Gott ist Gott, und darum kann nichts in das Nichts zurückfallen. Sogar in der Hölle noch ist die Hoffnung aufgerichtet. Denn Gott ist Gott

Anton Rotzetter OFMCap, Altdorf


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