«Die Musik spielt mit mir ebenso wie ich mit ihr»

Mit seinen Songs will er eine Alternative zum geläufigen Pop aufzeigen und die Leute mit Ungewöhnlichem konfrontieren.
10.03.2009
«Das Leben, das ich jetzt führe, ist das Grösste. Ich will genau so immer weitermachen», meint Mario Schelbert alias Moe der Barde. Er führt aus: «Wenn ich Gitarre spiele, gibt mir die Musik etwas zurück. Das ist ein tolles Gefühl. Wer mich fragt, weshalb ich das tue, dem oder der rate ich, es selber auszuprobieren.» Seit er seine Ausbildung angefangen hat, haben sich verschiedene Türen für ihn geöffnet. Eine davon ist die Musik für das Jugendtheater. «Die Anfrage war eine grosse Ehre für mich», freut sich Mario Schelbert.

Gitarre spielen und Charakter formen

Zurzeit ist er im sechsten Semester am Konservatorium in Zürich respektive Winterthur; er wird im Sommer den Bachelor of Arts in Music abschliessen. Neben dem Studium gibt er zwei Nachmittage pro Woche in Isenthal, Schattdorf und Andermatt Gitarrenunterricht. Zwischen seinen Schülerinnen und Schülern gibt es grosse Altersunterschiede, was teilweise zu schwierigen Situationen führt. «Meine jüngste Schülerin beispielsweise will mitten im Unterricht plötzlich Verstecken spielen oder läuft einfach weg», berichtet der Altdorfer. Zum Unterrichten gehört für ihn auch ein Stück weit die Charakterbildung. «Klar ist es mein Ziel, kleine Miniversionen von mir heranzuziehen», fügt Mario Schelbert lachend hinzu. Teenager kommen mit ihren Problemen zu ihm. «Man muss einfach natürlich sein. So findet man Zugang zu den Kindern», ist er überzeugt.

Selber machen statt konsumieren

Für Mario Schelbert ist die Einsamkeit die grösste Inspirationsquelle. «Wenn ich den ganzen Tag unterwegs bin, sammle ich enorm viele Eindrücke. Diese kann ich mit Musik verarbeiten. Manchmal wirkt die Welt befremdend auf mich. Das Konfliktpotenzial, das gewisse Leute in sich tragen, ist erschreckend», meint Mario Schelbert. Als Künstler ist er vor allem am Verhalten der Gesellschaft und den Hintergründen dazu interessiert.
In seiner Kindheit war er nicht gross von Musik umgeben, aber er wurde dazu erzogen, selbst etwas zu machen. «Dadurch zeichnete ich viel, erfand Geschichten, spielte draussen oder machte Musik», meint er. Musikalische Vorbilder hat Mario Schelbert nicht. «Das Problem ist: Ich will nicht so werden wie diese Personen, sondern man hätte so bereits schon früher sein sollen. Geprägt hat mich sicherlich Elliott Smith. Ich sehe viele Gemeinsamkeiten, und manche seiner Sätze könnten von mir sein, das ist beinahe unheimlich.»

Überraschende Töne bringen

Songs entstehen meist nach einem ähnlichen Muster. «Beim Üben klassischer Werke schweife ich immer ab, egal was ich spiele. Gefällt mir eine Harmoniefolge, entwickle ich sie beim Spielen weiter, bis das Ganze für sich allein stehen könnte und einen Bogen hat. Das Wichtigste ist, eine Vorstellung davon zu bekommen und diese zu entwickeln», erzählt Mario Schelbert. Dabei umgeht er die typischen Akkordfolgen, die jeder kennt.
Seine Meinung zur heutigen Pop- und Rockmusik: «Das reizt mich nicht. Dass man zwölf verschiedene Töne für Akkorde und Melodien zur Verfügung hat, wissen die scheinbar nicht. Ich will die Leute überraschen, indem ich Farben und ihre Konstellation verändere und mit den Erwartungen des Zuhörers spiele. Es kann auch sein, dass ich am Morgen aufwache und eine komplette Melodie genau im Ohr habe», sagt der 24-Jährige.

Texte als gedankliche Collagen

Anders verhält es sich mit dem Textschreiben. Er sammelt Stichwörter oder Sätze, die er schön findet und die einen interessanten Ansatz haben. «Ich will in meinen Songs keine Geschichten erzählen, nur Stimmung und Gefühl sind wesentlich. Die Texte sind vielmehr Assoziationen zu einem Hauptgedanken und ähnlich aufgebaut wie eine Collage», erklärt Mario Schelbert.
Während des Interviews beantwortet er geduldig alle Fragen. Doch nun nimmt er seine Gitarre in die Hand und ist einfach glücklich, zu spielen. Dabei hat man als Beobachterin das Gefühl, erst jetzt eine fixe Einheit vor sich zu haben.
Am 13. März, 21.00 Uhr, findet das Konzert seiner Band «Orange Bentleycrash» im «Londoner» in Altdorf statt.

Stefanie Schuler


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