s von Jürg Schubiger verfassten Textes ein weiteres Mosaiksteinchen zu den Altdorfer Tellspielen gesetzt. Die Besucherinnen und Besucher werden mit wacheren Augen und Ohren im Anschluss daran das Tellspiel in sich aufnehmen.
Der Grossvater würde zwar kaum in dieser Lautstärke und Gestik seinem Enkel vor dem Denkmal unseres Freiheitshelden seine Version des Tells erzählen. Man könnte sich aber durchaus vorstellen, dass anstelle der Zuschauerin (Carmen Arnold) andere Touristen den bärtigen Urner Grossvater mit seinem Begleiter ablichten würden, ohne den Wortlaut seiner Geschichte zu verstehen. Nur er sieht im Kreis der Touristen den Gesslerhut aufgerichtet und die Wächter bleich wie Bergkäse daneben stehen. Den Jungen mit dem Plüschtier in den Händen erschreckt es wenig. Deshalb wird der Grossvater konkreter. Er beschwört im Game- und Computerfreak die Fantasie hervor, indem er ihm sogar das Volk nach Kleidern und Aussehen beschreibt, das sich um den Hut geschart hatte.
Laut Grossvater hat Tell dank Walterli die hinterhältige Idee Gesslers mit dem Hut bald erkannt und ist erschrocken. Eigentlich hätte Gessler 20 Hüte aufstellen können, aber es genügte ihm einer als abschreckendes Beispiel. Der aufgebrachte Tell, so meinte der Grossvater, dachte kurz vor der Verhaftung bei sich: «Man würde manchmal gescheiter auf dem Maul hocken als auf dem Hintern.» Hätte Walterli mit seinem Vater Tell nicht vor dem Gessler geblufft, wäre alles ganz anders herausgekommen. Walterli wollte Gessler zeigen, dass sein Vater der beste Schütze des Tales war. Dabei ahnte er nicht, welcher Gefahr er ihn damit aussetzte. Das Volk hielt sich aus der Sache heruas. Nur Tell besass eine Waffe. Das Volk war machtlos.
Tellsgeschichte und Sage vermischen sichMitten in der anschaulichen Erzählung des Grossvaters über die Geschicke Tells schweifen seine Gedanken in die Sagenwelt ab. Wieder ist es der aufgeweckte Junge, der den Grossvater zurechtweist. Damit wird immer wieder Bezug genommen zur heutigen Vermischung von Geschichtlichem, Sagenhaftem und schliesslich von Schillers Freiheitsdrama. Sinnigerweise geht die «neue Geschichte von Wilhelm Tell» im Zeughaus auf dem Lehn zu Ende. Das drohende Gewitter wird mit dem Zuschlagen der Gewehrkisten imitiert. Der Grossvater erinnert sich an die schwierigen Zeiten ohne Luxus und Komfort. In diesen kahlen Betonmauern des alten Zeughauses kann man seinen Ausführungen leicht folgen und sich die eigenen Gedanken machen, bevor man nach dem Genuss des Altdorfer «Chloschterwyys» sowie echten Urner Fleisch- und Käsespezialitäten ins Theater(uri) wechselt, um das Drama Schillers anzusehen.
Grosse schauspielerische LeistungIn diesem halbstündigen Gang vom Telldenkmal zum Zeughaus überzeugten die Laiendarsteller des Tellspiels mit einer hervorragenden schauspielerischen Leistung. Roby Arnold als Grossvater beherrschte den langen Text souverän, sprach so deutlich, dass sogar des Urner Dialekts unkundige Leute folgen konnten. Seine Gestik und Mimik unterstützten das Gesagte. Auch die etwas kleineren Rollen wie diejenigen des Enkels (Elias Huwyler), der Grossmutter (Regula Gisler-Jauch) und der Zuschauerin (Carmen Arnold) wurden überzeugend und echt gespielt.
Für Elias Huwyler brauchte es schon eine Portion Mut, so viel Text ohne fremde Hilfe auswendig zu lernen. Doch Schiller würde sagen: «Früh übt sich, was ein Meister werden will.» Für die Regie zeichnete Louis Näf verantwortlich, der auch die übrigen Rahmenveranstaltungen inszeniert hatte. Die Texte stammen aus «Geschichte von Wilhelm Tell» von Jürg Schubiger, der für das Rahmenprogramm der Tellspiele Altdorf eine Dialektfassung herstellte. Für die Kostüme ist Bernadette Meier verantwortlich. Franziska Bachmann arbeitet in der Regie mit. Alles in allem kann auch dieses fünfte «Drumherum» als sehr gelungen bezeichnet werden.
Robi Kuster