Mit einem feierlichen Preis- und Lobgesang will der Cäcilienverein St. Martin am Wochenende vom 15. und 16. November sein 200-Jahr-Jubiläum feiern. Das Geburtstagsgeschenk an sich selber, an Musikfreunde und das ganze Pfarreivolk ist ein musikalisches Werk, das speziell für diesen Anlass in Auftrag gegeben wurde. Selber Mitglied des jubilierenden Vereins, hat Josef Arnold-Luzzani spontan zugesagt, als er vom Dirigenten, Aaron Tschalèr, angefragt wurde, den Text für dieses Auftragswerk zu schreiben. Die Beschreibung des Auftrags war wenig verbindlich: «Eine Art Altdorfer Betruf, ein feierlicher Lobgesang, der die Welt der Berge ein bisschen einfangen soll.» Josef Arnold war gepackt: «Das tönte interessant. Ich wusste, dass ich mir nach der Pensionierung die Zeit dafür nehmen kann, und sagte spontan zu.»
Doch richtig konkretisiert habe sich das Ganze erst nach einem längeren Gespräch mit dem Komponisten, Fabian Müller. Natürlich hätte er seine Vorstellungen gehabt, sagt Josef Arnold, doch diese mussten mit dem Komponisten abgesprochen sein. «Wenn ein Komponist innerlich nicht zu einem Text stehen kann, gelingt es ihm auch nicht, dazu eine gute Musik zu schreiben», ist Josef Arnold überzeugt.
Stimmungen einfangen Der pensionierte Kollegi-Rektor hat nicht nur zu einem besonderen, er hat auch zu einem anspruchsvollen Auftrag Ja gesagt. «Der Text für ein kirchenmusikalisches Werk ist einem Gedicht ähnlich. Ich konnte nicht einfach mit Wörtern spielen. Die Textaussagen und die damit erzeugte Stimmung waren mir - und eben auch dem Komponisten - wichtig», erzählt Josef Arnold rückblickend. Auf keinen Fall wollte er eine «kitschige Gärtchenstimmung» oder ein «Juhui auf die schönen Berge», vielmehr verlangte er von sich das Einfangen und in Worte fassen von Stimmungen, wie er sie eben im Urner Alltag erlebt. «Ich bin viel im Ruogig oder auf dem Reussdamm unterwegs. Dabei geniesse ich die Stimmungen, wenn ich zum Spannort oder zum Clariden blicke, wenn der Föhn durchs Tal jagt, wenn Vögel pfeifen oder der Herbstwind die Blätter bewegt», beschreibt Josef Arnold. Weiter gibt er zu bedenken, dass der Charakter des Urners oder der Urnerin doch «letztendlich nicht so heiter» sei. Und auch das kommt im Berghymnus mit dem Titel «Du grosser Unbekannter» zum Ausdruck.
Religiöse Gedanken Fabian Müller, der den Kompositionsauftrag erhielt, hat mit dem Text von Josef Arnold «gerne gearbeitet». Seinem Anspruch, dass das Ganze eine mystisch-mythische Stimmung verbreiten soll, wird durch den Einsatz des Alphorns zusätzlich entsprochen. Auch Josef Arnold ist zufrieden. Gespannt und mit grosser Freude schaut er der Uraufführung vom 16. November in der Kirche St. Martin in Altdorf entgegen. «Das Religiöse ist in diesem Text ganz klar drin. Und viel steckt auch von der Person des Verfassers drin», bemerkt Josef Arnold. Nachträglich wolle er jedoch nicht interpretieren. Er stelle einfach fest, dass Einiges eingeflossen sei, das er während des Schreibens nicht wahrgenommen habe.
Erstaunen mag vielleicht, wie selbstverständlich sich Josef Arnold vom eigenen Text gelöst hat, sobald er ihn dem Auftraggeber weitergeleitet hatte. «Text und Komposition sind zwei Teile, die sich ergänzen sollten. Ich habe den Text abgeschlossen im Wissen, dass ich alles Weitere dem Komponisten überlassen kann oder muss.» Dass er nun - je näher die Uraufführung rückt - immer mehr spüren kann, wie sehr sich Text, Komposition und Gestaltung ergänzen, ist für ihn eine besondere Genugtuung. «Wenn die Sängerinnen und Sänger sowie die Musizierenden voll und ganz hinter dem Werk stehen, wird die auch etwas ungewohnte Musik beim Volk ankommen», davon ist Josef Arnold überzeugt.
Luzia Schuler-Arnold