Die Ausgabe der «Alternativen» vom März dieses Jahres dürfte voraussichtliche die letzte der oppositionellen Urner Zeitung gewesen sein. Auf 20 Seiten , inklusive Kulturkalender, wurden verschiedene Urner Themen mehr oder weniger kritisch unter die Lupe genommen. Seither hat sich einiges geändert. Der hauptverantwortliche Redaktor Daniel Regli hat seine journalistische Ausbildung im Medienausbildungs-Zentrum Luzern (MAZ) abgeschlossen und nahm bei «Greenpeace Schweiz» die Stelle als Verkehrskampagnenleiter an. Dieser Weggang hinterliess eine grosse Lücke in der Redaktion der «Alternativen».
Angst vor Exponiertheit und finanzieller Engpass
Othmar Bertolosi gab an, dass es der «Alternativen» nicht leicht falle, Journalisten zu finden. Die Bereitschaft der jungen Leute, sich als Autoren von kritischen Berichten zu exponieren sei heute kaum mehr vorhanden. Auch getrauten sich immer weniger Personen, mit ihren Geschichten zur «Alternativen» zu kommen. Das verschärfte Arbeitsmarktklima führe dazu, dass viele Angst um ihren Job hätten, wenn sie sich kritisch äussern würden. Rafael Brand und Othmar Bertolosi seien alleine nicht in der Lage, die «Alternative» am Leben zu erhalten.
Ein weiteres Problem ist die finanzielle Lage der Zeitung. Die Abonnentenzahl sei in der Vergangenheit stark rückläufig gewesen. Die Schmerzschwelle sei erreicht, erklärte Othmar Bertolosi. Auch hätten keine neuen Mitglieder für den Unterstützungsverein gefunden werden können. Ausserdem verzichtet die «Alternative» auf Inserate. Eine oppositionelle Zeitung könne nicht gegen eine Firma recherchieren, gleichzeitig aber von ihr finanziell abhängig sein.
Politisches Umfeld verändert
Ein drittes Problem, mit dem die «Alternative» zu kämpfen hat, ist die Tatsache, dass sie sich inhaltlich nicht neu zu positionieren vermochte. Die einstigen Stärken - fundierte und exklusive Recherchen - seien heute keine Stärken mehr, da sich die anderen Medien (Zeitungen und Radio) dies auch angeeignet hätten. Und mit Aktualitäten könne die «Alternative» natürlich nicht mithalten. Auch das politische Umfeld hätte sich verändert. Nachdem der grösste Teil des «Kritischen Forums Uri» (KFU) zur SP gegangen sei, sei der oppositionelle Ruf der «Alternativen» etwas verloren gegangen.
Die «Alternative» ist personell und infrastrukturell stark mit dem «Büro Scriptum», wo die Zeitung produziert wird, verwoben. Dadurch habe das Büro schon einige Aufträge verloren. Kürzlich hätte man einen grösseren Auftrag der SBB verloren, weil sich die Alternative für eine eine NEAT in den Berg eingesetzt habe.
Othmar Bertolosi glaubt, wenn sich keine Person findet, die die «Alternative» übernimmt, werde die Zeitung eingehen. Seinen Arbeitsplatz würde dadurch aber niemand verlieren.
Markus Arnold
