Corinne - eine deutsche Ergotherapeutin - brauchte damals eine Auszeit von ihrem Beruf. Dafür ging sie 2005 als Hüttengehilfin in die Göscheneralp. Genauer gesagt auf die Chelenalphütte, wo Urs Arnold als Hüttenwart wirkte.
Es scheint, dass die Deutsche dem Urner eine gute Hilfe war - ins Tal zurück kamen die beiden nämlich als Paar. Im Wonnemonat Mai ist es genau ein Jahr her seit ihrer Heirat.
Doch Corinne Arnold hat noch eine andere Liebe. «Ich bin mit Pferden aufgewachsen und habe bereits als Achtjährige mit Reiten begonnen.» Als sie auf dem Haldi ihren Wohnsitz nahmen, erfüllte sie sich einen Traum und kaufte die Haflingerstute Mona.
Wallach Ronny als ProblemlöserUrs Arnold hatte bis dahin mit Pferden nichts am Hut, liebt aber sowohl Tiere als auch die Natur. Es ging nicht lange, und auch er verfiel den grossen Pferdeaugen.
Bald schon gab es Streit, wer jetzt mit Stute Mona etwas unternehmen darf. Die Lösung für dieses Problem war schnell gefunden: Ronny, ein Haflinger-Paint-Horse-Mix-Wallach.
Nun hatte also auch Urs sein eigenes Pferd. Es folgten gemeinsame Ausritte und die erste zweitägige Reise. «Per Pferd ging es im letzten Sommer vom Oberalppass bis nach Ilanz», erzählt Urs Arnold. Der gelernte Schlosser, der demnächst die Ausbildung als diplomierter Wanderleiter abschliesst, war von dieser Reise begeistert.
1200 Kilometer in 60 TagenFür ihre Hochzeitsreise mussten die beiden nicht lange überlegen. «Wir wollen zusammen mit unseren Pferden meine Eltern in Deutschland besuchen», verrät Corinne Arnold die Pläne. Die insgesamt 1200 Kilometer von Schattdorf nach Hamm wollen sie in 60 Tagen schaffen.
Auf dem Programm stehen sowohl Reiten als auch Laufen - pro Tag mindestens 20 Kilometer. Zwischendurch gibt es auch Ruhetage. «In Deutschland gibt es ein paar Wanderreitstationen, wo man zusammen mit den Pferden übernachten kann», weiss Corinne Arnold. Ansonsten verbringen sie die Nächte der Hochzeitsreise im Zelt. Für die Pferde muss ein mitgeführter Zaun genügen.
Nicht um jeden Preis«Sowohl für uns als auch für die Pferde wird diese Reise zur Bewährungsprobe», sagen die beiden unisono. Weil beide arbeitstätig sind, sehen sie ihre Pferde unter der Woche normalerweise nur gerade während weniger Stunden.
Da Corinne Arnold unter der Woche im Kanton Aargau arbeitet, wird auch das Zusammenleben mit ihrem Herrn Gemahl auf die Probe gestellt. «Obwohl wir aus purem Genuss reisen, werden die zwei Monate sicher zum Experiment», sind sich beide sicher.
Trotz einem gewissen Ehrgeiz wollen sie die Reise aber nicht um jeden Preis zu Ende führen. «Wenn jedoch hinsichtlich Wetter und Gesundheit alles stimmt, möchten wir unser Ziel schon erreichen», findet Urs Arnold.
Am 15. Juli fällt der Startschuss auf der Oak Bar RanchDerzeit nutzen die beiden Wanderreiter jede freie Minute für Training und Vorbereitung. «Pferd und Mensch müssen hundertprozentig aufeinander abgestimmt sein», weiss die routinierte Reiterin.
Damit die Pferde unterwegs nicht dauernd Probleme mit den Hufen bekommen, tragen die Tiere sogenannte Hufschuhe. Insgesamt lasten bei dieser Reise rund 30 Kilogramm Gepäck - und zwischendurch auch ein Mensch - auf dem Pferderücken.
Für die Einreise nach Deutschland müssen zwischenzeitlich noch Abklärungen hinsichtlich der tierärztlichen Bestimmungen getroffen werden. Wenn alles klar ist, soll am 15. Juli auf der Oak Bar Ranch in Schattdorf der Startschuss fallen.
Die Rückreise in die Schweiz im September erfolgt dann mittels Auto und Pferdeanhänger. Dafür suchen die beiden Wanderreiter aber noch allfällige Sponsoren.
Daniel Regli