aufkommen.«Dies hier ist ein gebührenpflichtiger Parkplatz. Wenn Sie hier übernachten wollen, müssen Sie 10 Euro bezahlen.» Armin Gisler vom Eagle-Sicherheitsdienst klärt den holländischen LKW-Fahrer darüber auf, dass seit neustem Nachtpark-Gebühren für LKWs erhoben werden. Dieser hat indes kein Interesse und fährt weiter. Es ist ja erst kurz nach 20.00 Uhr. Es bleiben zwei Stunden Zeit, anderswo einen Nachtplatz zu suchen. Es vergeht einige Zeit, bis der nächste Laster einfährt, diesmal einer mit deutschen Kontrollschildern. Da er sowieso Ruhezeit benötigt, entschliesst er sich, ein «Übernachtungs-Ticket» zu kaufen.
Doppelt so viele Lastwagen wie ParkplätzeNoch läuft nicht viel auf dem Parkplatz der Gotthard-Raststätte in Schattdorf. «Normalerweise ist um diese Zeit der LKW-Parkplatz schon ziemlich voll», weiss Armin Gisler. Die neue Gebühr halte noch viele davon ab, den Parkplatz zu benutzen. Doch dies werde sich bald ändern, diese Erfahrung habe sich bei der Raststätte Neuenkirch gezeigt, welche die Gebühr seit dem 16. Februar erhebt.
Das Areal der Gotthard-Raststätte bietet eigentlich Platz für gut 40 Lastwagen. Doch durch das stark gewachsene Verkehrsaufkommen in den vergangenen Jahren wurden jeweils rund 80 Lastwagen abgestellt. Seit dem Frühjahr 2001 sorgt eine Sicherheitsfirma auf dem Parkplatz während der Nacht für Ordnung. Sie weist die Chauffeure deshalb auch auf Car-Parkplätze, PW-Plätze und auf die Durchfahrtspur ein. Doch muss sie darauf achten, dass für die übrigen Besucherinnen und Besucher der Raststätte genügend Verkehrsfläche bleibt.
Sicherheit der Gäste nicht mehr gewährleistetViel geändert hat sich seit Donnerstag für die Angestellten der Sicherheitsfirma nicht, ausser dass sie zusätzlich den Chauffeuren für 15 Franken oder10 Euro ein Nachtpark-Ticket verkaufen - und eventuell anhören müssen, was diese davon halten. Bevor die Sicherheits-
firma engagiert worden war, nahmen die Zustände immer schlimmere Formen an. Es wurde kreuz und quer und über die spärlichen Grünflächen parkiert, sodass die Sicherheit der weiteren Gäste nicht mehr gewährleistet werden konnte. Als man gar Gefahr lief, dass im Notfall die Feuerwehr oder die Ambulanz kaum mehr zur Raststätte hätte vordringen können, habe man reagieren müssen, sagt Josef Schnarwiler, Direktor der Gotthard-Raststätte. Man engagierte die Sicherheitsfirma. «Pro Jahr haben wir für die Bewachung und für Schäden in der Raststätten-Anlage - kaputte Kandelaber, Barriere et cetera - Aufwendungen von rund 150`000 Franken», betont Josef Schnarwiler.
35 Prozent billiger essen und trinkenDa weder Bund noch Kanton sich bereit erklärt haben, diese zusätzlichen Kosten zu übernehmen, haben sich die Gotthard-Raststätte und die ebenfalls stark betroffene Raststätte Neuenkich zur oben erwähnten Gebühr entschlossen. In Neuenkirch startete man am 16. Februar. Die Chauffeure würden die Gebühr mittlerweile ohne weiteres bezahlen. In Schattdorf waren die entsprechenden Signalisationen erst seit kurzer Zeit verfügbar.
Josef Schnarwiler ist überzeugt, dass die Notwendigkeit der Gebühr von den meisten Chauffeuren eingesehen wird. Und ausserdem können diese mit dem Ticket im Restaurant 35 Prozent billiger essen und trinken.
Aus dem Topf der LSVADie Raststätte-Verantwortlichen sind der Auffassung, dass man mit dieser Massnahme nun versuche, ein Verkehrsproblem zu lösen. Dies sei aber Sache des Bundes. Der Bund müsse infolgedessen dafür sorgen, dass die Umtriebe finanziell abgegolten würden, zum Beispiel aus dem Topf der LSVA. Doch hier stiess man bisher auf taube Ohren. Die Alternative wäre, ab 18.00 Uhr die Grenzen für den Transitverkehr dicht zu machen. «Heute haben wir in der Schweiz ab 22.00 Uhr zwischen 2`000 und 3`000 Chauffeure, die nicht wissen, wo sie ihr Fahrzeug parkieren können», sagt Josef Schnarwiler.
Es ist kalt auf dem Parkplatz. Armin Gisler diskutiert mit einem Lastwagenfahrer: «Ich kann auch nichts dafür, dass nun eine Gebühr erhoben wird. Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen.» «Meistens blieben die Chauffeure freundlich», erklärt Armin Gisler. Doch es sei schon vorgekommen, dass er angespuckt wurde.
Markus Arnold