Das 55. Zentralschweizerische Jodlerfest in Malters gehörte zwar nicht zu den grössten seiner Art, aber es hätte sich wahrscheinlich punkto Gemütlichkeit und musikalischem Niveau ganz vorne in der Liste der diesjährigen Jodlerfeste einreihen können. Besonders vorteilhaft erwiesen sich die geringen Distanzen zu den Wettlokalen. Auch von den Parkplätzen war es kein Problem, zu Fuss ins Jodlerdorf zu gelangen. Dieses hatte es in sich. Die geschmackvoll eingerichteten Jodlerbeizli luden zum Verweilen ein, da die Hitze - ausser in den Wettlokalen - erträglich war. Der Samstagabend mit der lauschigen und lauwarmen Mondnacht liess keine Wünsche offen. Das Jodlervolk staute sich zeitweise so an, dass kein Durchkommen mehr war. Glücklich war, wer sich schon frühzeitig einen Platz gesichert hatte. Die Übrigen mussten sich mit den spontanen Vorträgen der Jodler, Alphornbläser und Fahnenschwinger in den Gässchen und einem Drink an einer Stehbar begnügen. Da das Wetter die ganze Nacht stabil und nicht allzu kalt war, gab es bis weit über Mitternacht hinaus keine Entlas-tung. So mags das Jodlervolk.
Das vom OK angekündigte gemütliche «kleine» Jodlerfest «Jutzä a där Aemmä» wurde Tatsache und erfreute Aktive und Besucher gleichermassen. Nur der Mitternachtjodel wollte nicht so recht gelingen, da just in dem Moment, wo überall im Jodlerdorf der Beichlejutz hätte angestimmt werden sollen, Alphornbläser am Werk waren, die anscheinend vom Ansinnen der Jodler nichts wussten. So verhallten die einzelnen Mitternachtsjodel eben in der allgemeinen Jodel-Geräuschkulisse des Malterser Nachthimmels.
Urner Interpreten glänztenFür die Besucherinnen und Besucher eines Jodlerfestes ist es jeweils nicht einfach, alle Aktiven des eigenen Kantons anzuhören. Das war auch in Malters nicht anders, obwohl die Anzahl der Vorträge kleiner war als auch schon. Wer sich aber bemühte, eine gezielte Auswahl zu treffen, kam in den Genuss von hervorragenden Vorträgen. Das Alphorntrio Tell's Apfelschuss mit Stefan Bucheli, Sisikon, Thomas Furger, Erstfeld, und Hubert Kempf, Altdorf, erfreute die Zuhörerinnen und Zuhörer mit «Rägätröpfli». Thomas Furger zeigte sich nach dem Vortrag sehr zufrieden. Alles hatte gestimmt. Als Jurymitglied bei Alphornvorträgen wusste er um die Tücken und war deshalb seiner Sache sicher. Gemäss eigenen Aussagen hatte die Stimmung im Stück den Ausschlag für das Wettstück gegeben, welches seit dem Frühjahr eifrig geprobt worden war. Wäre allerdings beim Wettvortrag der Spaziergänger aufgetaucht, der das Trio bei der letzten Probe im MS-Areal eigenhändig dirigiert hatte, hätte man anstatt der «Rägätröpfli» Lachhüpfer intoniert. Auch das Alphornduo Chalchschiejen aus Bristen glänzte mit einem feinen Vortrag. Die beiden Bläser Peter Loretz und Rolf Lussmann sind seit dem Jodlerfest in Altdorf dabei. Damals hatte sie das Festfieber endgültig gepackt. Die Idee zum Alphornblasen kam ihnen aber bei einer Trekkingtour. Das Duo bevorzugt die Urner Melodien und probt unregelmässig, je nach Bedarf. In der Gruppe mitzumachen, wäre ihnen zu umständlich. Auch diese gab am Samstagnachmittag ein hervorragendes Zeugnis ihres Könnens ab.
«Seelisberg» als jodlerischer Leckerbissen Leider war mit dem Jodlerklub Seerose aus Flüelen nur eine einzige Jodlergruppe aus Uri in Malters aktiv dabei. Die Urner Jodler unter der Leitung von Franziska Dahinden vertraten den Kanton aber sehr gut und sangen das selten gehörte Lied «Seelisberg» von Robert Fellmann mit viel Hingabe und mit rundem schönem Chorklang. Nach dem Vortrag waren sich die vielen Gratulanten einig: «Das muss eine Höchstnote geben!»
Neben all den vielen hochstehenden Vorträgen mit Spitzenklubs aus der ganzen Zentralschweiz darf auch die Leistung der Fahnenschwinger nicht vergessen werden. Gerade Uri bildet in dieser Sparte eine absolute Hochburg und wartet demzufolge auch immer wieder mit Spitzenleistungen auf.
Die Fahnenschwingerparaden mit Urner Fahnen an den sonntäglichen Umzügen sind legendär und wären aus dem Geschehen nicht mehr wegzudenken. Mit Werner Arnold steht ihnen ein sehr initiativer Obmann vor, der es immer wieder versteht, das Fahnenschwingen zu fördern und ihm die nötige Popularität zu geben. Der Klassierungsliste ist zu entnehmen, wie gut die Urner Fahnenschwinger im Verband vertreten sind.
Alles in allem darf das Jodlerfest in Malters zu den diesjährigen kulturellen Highlights gezählt werden. Mit ihm geht auch die Jodlersaison 2007 offiziell zu Ende, und die meisten Jodler und Jodlerinnen werden sich bereits im Geheimen auf das Eidgenössische Jodlerfest 2008 in Luzern ausrichten. Dazu bleibt aber nur noch ein Jahr intensiver Probentätigkeit.
Robi Kuster