twyler-Gruppe anbelangt. Sorgen bereiten ihm die beiden Konzernbereiche mit Sitz in Uri.Der scheidende Verwaltungsratspräsident Roland Zimmerli betonte in seinem Referat, das Mischkonzern-Konzept und die unternehmerische Selbstständigkeit seien für die Dätwyler-Gruppe auch in Zukunft Eckpfeiler zum Erfolg. Die strategische Grundausrichtung stimme, aber operative Verbesserungen seien ein Muss. Nach Einschätzung von Roland Zimmerli kann sich die Dätwyler-Gruppe in Zukunft auf eine solide wirtschaftliche und finanzielle Basis abstützen. Was allerdings nicht drin liege, sei eine auf kurzfristige Gewinnmaximierung ausgerichtete Strategie.
Die Voraussetzungen für ein ausgewogenes selektives Wachstum seien gegeben. «Unsere Strategie fokussiert sich auf echte Wachstumsmärkte wie Kommunikation, Mobilität, Gesundheit und Sicherheit. 80 Prozent des Umsatzes sind in Ordnung. Die Verantwortlichen der Dätwyler-Gruppe wissen, was sie zu tun haben: diesen Prozentsatz zügig zu verbessern und den guten Umsatz finanziell noch besser zu nutzen. Die kurz- und mittelfristigen Aussichten dazu sind vorhanden», so Roland Zimmerli. Nicht zuletzt verfüge die Dätwyler-Gruppe nach einigen Wechseln nun wieder über eine vollzählige und kompetente Konzernleitung.
Per 1. Mai erhält der Konzernbereich Gummi+Kunststoffe mit dem deutschen Dirk Lambrecht einen neuen Leiter. Der 44-jährige Maschinenbau-Ingenieur war zuletzt als Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung beim deutschen Kautschukspezialisten Phoenix AG tätig.
«Sorgenkinder» in UriPaul J. Hälg, der seit August 2004 bei der Dätwyler-Gruppe als CEO (Präsident der Konzernleitung) verantwortlich zeichnet, gab in seinen Ausführungen einen kurzen Rückblick auf das Geschäftsjahr 2004. Von besonderem Interesse aber war sein Ausblick: «Mit Ausnahme von Kabel+Systeme zeigen alle Bereiche eine positive Ebit-Marge. Im Branchenvergleich haben wir aber noch deutliches Verbesserungspotenzial. Unsere grössten Sorgenkinder sind dabei klar die beiden Bereiche mit Sitz in Uri. Für Kabel+Systeme müssen wir leider im Jahr 2005 noch einmal einen Verlust in Kauf nehmen. Gummi+Kunststoffe kämpft mit einer noch knappen Rentabilität.»
Zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit habe man in den vergangenen Jahren in Uri schmerzliche Anpassungen beim Personal vornehmen müssen. Und man werde weiter an der Reduktion der Kosten arbeiten. Paul J. Hälg wies darauf hin, dass die Dätwyler-Gruppe weiterhin 20 Prozent des Umsatzes in Uri erwirtschaftet und im Bergkanton nach wie vor der grösste Arbeitgeber ist. «Der Konzern ist sich seiner Verantwortung gegenüber Uri bewusst», so Paul J. Hälg, «und die Wiederherstellung prosperierender Industrieaktivitäten im Kanton hat für uns hohe Priorität.»
Der überwiegende Teil der Dätwyler-Gruppe sei aber strategisch gut aufgestellt. Dank starker Nischenpositionen bestehe mittelfristig in den meisten Bereichen ein überdurchschnittliches Potenzial für profitables Wachstum und operative Verbesserungen. In den nächsten zwei Jahren will Paul J. Hälg das Schwergewicht auf die operative Optimierung des bestehenden Portfolios legen.
Für das Geschäftsjahr 2005 erwartet er aber eher schwierige Rahmenbedingungen: «Mit Ausnahme von Pharma und Teilen der Autobereiche sehen wir keine wesentlichen Wachstumsimpulse in unseren Hauptmärkten. Wir werden auch weiterhin mit hohen Rohstoffpreisen konfrontiert sein, was die Margen weiter unter Druck setzen wird.» Trotz des ungünstigen Umfelds will der Dätwyler-CEO den Aufwärtstrend fortsetzen und bei Umsatz und Ertrag deutlich zulegen. Er gab sich zuversichtlich, mit den eingeleiteten Massnahmen diese Ziele erreichen zu können. Der bisherige Geschäftsverlauf im laufenden Jahr bestätige diesen Optimismus: «Mit Ausnahme von Kabel+Gummi liegen alle Bereiche deutlich über den Zielvorgaben.»
Steuermann tritt abObwohl an der GV keine Wahlen traktandiert waren, stand ein personeller Wechsel im Mittelpunkt: Roland Zimmerli stellte - wie anlässlich der Bilanz-Medienkonferenz von Ende März angekündigt - sein Amt als Verwaltungsratspräsident altersbedingt zur Verfügung und trat aus dem Verwaltungsrat zurück. Der bald 71-jährige Solothurner war 1970 als Leiter der Bodenbelagsfabrik zur Dätwyler-Gruppe gestossen. Als Nachfolger von Peter und Max Dätwyler war Roland Zimmerli ab 1991 der erste Unternehmensleiter, der nach 76-jähriger Firmengeschichte nicht zur Familie gehörte. Unter seiner Führung entwickelte sich Dätwyler zu einem international aktiven Konzern, der über zwei Drittel des Umsatzes im Ausland erwirtschaftet. In Würdigung seiner grossen Verdienste für die Dätwyler-Gruppe ernannte ihn der Verwaltungsrat zum Ehrenpräsidenten. Zur Regelung der Nachfolge von Roland Zimmerli war keine Wahl nötig: Der sich selbst konstituierende Verwaltungsrat hatte bereits im Vorfeld Ulrich Graf, CEO der Kaba-Gruppe, zu seinem neuen Präsidenten bestimmt. Hans R. Rüegg bleibt unverändert Vizepräsident. Basierend auf dem verbesserten Konzernergebnis und den intakten Aussichten wurde an der GV eine Erhöhung der Dividende auf 11 Prozent beschlossen (bisher 10 Prozent). Dies entspricht 55 Franken pro Inhaberaktie. Auch alle weiteren Anträge des Verwaltungsrats wurden genehmigt.
Urs Hanhart