Er wollte den Titel und schaffte es. Und damit gab er auch offiziell bekannt, seine Karriere als Radrennfahrer quasi auf dem Höhepunkt nach 16 Jahren zu beenden. Der Willkommgruss in seinem Wohnquartier in Bürglen und beim VMC Silenen war herzlich. Mit ihm wurden auch Linda Indergand und Reto Indergand in Silenen gefeiert. Sie gewannen an den Schweizermeisterschaften beim Nachwuchs die Silber- beziehungsweise die Bronzemedaille. Dutzende ungeduldiger Fans warteten am Sonntagabend, 1. Juli, in Silenen auf das angekündigte Erscheinen des neuen Rad-Schweizermeis-ters auf der Strasse, Beat Zberg. Um 21.14 Uhr traf er - unter tosendem Applaus, unterstützt von einer siebenköpfigen «Tryychler»-Gruppe - vor der «Alten Post» ein.
Die letzte Chance gepacktBeat Zberg war es, der in Brugg früh eine Fluchtgruppe auslöste. Bereits in der zweiten von zwölf Runden des Rennens über 205,5 Kilometer setzten sich auf die Tempoverschärfung des 36-jährigen Urners hin acht Fahrer vom Feld ab. Dabei waren auch Fabian Cancellara, Michael Albasini und David Loosli. Die Entscheidung führte Beat Zberg in der vorletzten Runde am Fusse der Steigung zum Bözberg herbei, 31 Kilometer vor dem Ziel. Er attackierte und kam weg. Beat Zberg kam solo im Ziel an mit einem Vorsprung von über 2 Minuten.
Der Stolz der TalentschmiedeMarcel Jauch, der Präsident des über 400 Mitglieder zählenden VMC Silenen, der im Gotthardkanton als eigentliche Radsport-Talentschmiede gilt und bald auf sein 100-jähriges Bestehen zurückblenden darf, hiess Beat Zberg in seiner engeren Heimat herzlich willkommen. Der VMC Silenen hat schon einige Medaillen an Schweizermeisterschaften feiern können. Auch Markus Zberg, der Bruder von Beat, hatte den Titel eines Rad-Strassenmeisters der Schweiz im Jahr 2000 ins Urnerland geholt. Und nun hat Beat Zberg mit der Goldmedaille seinen SM-Medaillensatz komplettiert.
Rücktritt Ende JahrBeat Zberg gedenkt, nach Saisonende als Radsportprofi zurückzutreten. Was er beruflich weiter tun will, weiss Beat Zberg noch nicht genau. Es werde wohl etwas im Sportbereich sein, sagte er noch unverbindlich. Nun will er sich während einiger Tage ganz seiner jungen Familie widmen. Er will dem «Legoland» in Deutschland einen Besuch abstatten. Die Tour de France wird Beat Zberg nicht bestreiten. Möglicherweise wird er an den WM in Stutt-gart dabei sein. Dort hatte er vor vielen Jahren als Amateur die WM-Bronzemedaille gewonnen.
Auch ein Tag der Indergand-SprösslingeIn Silenen sind am Sonntagabend noch zwei weitere Erfolge gefeiert worden. Linda Indergand, 14-jährig, Tochter des fünffachen Eisenbahner-Rad-Schweizermeisters Josef Indergand und gegenwärtigen Co-Präsidenten der IG Radsport Uri (er leitet diese zusammen mit Rolf Furrer), hatte vor wenigen Wochen in der Bike-Kategorie Mega die SM-Silbermedaille gewonnen. Zurzeit humpelt sie mit zwei Gehhilfen in der Gegend herum, nachdem sie sich kürzlich beim Schulturnen einen Wadenbeinbruch zugezogen hatte. Linda gibt sich aber zuversichtlich, im September in Muttenz zum Swiss-Power-Final antreten zu können. Und Reto war am vergangenen Sonntag in Brugg blendend in Form. Wäre da nicht ein Wechseldefekt aufgetreten, den ihm ein Mitfahrer beigefügt hatte, wäre durchaus noch eine bessere Klassierung im Schlussspurt möglich gewesen. Reto Indergand gelang mit dem 3. Platz eine tolle Leistung. Er hofft nun auf die Qualifikation für die Teilnahme an der Jugendolympiade in Belgrad; sie findet zwischen 21. und 28. Juli statt. Im Swisspower-Cup belegt er zurzeit in seiner Altersklasse den 3. Rang im Zwischenklassement. Diesen möchte der 15-jährige Silener, der bald die Lehre als Elektroinstallateur bei der Dätwyler AG antreten wird, unbedingt verteidigen.
Ruedi Ammann