zweite Tranche. Dann heisst es auch für die Wehrmänner mit den Jahrgängen 1963 und 1964 zum letzten Mal: «Abtreten!» Zurück bleiben Erinerungen an schöne Stunden, aber auch an Leerläufe und Schikanen.Aus Kapazitätsgründen ging die Rückgabe der Militärausrüstung nicht wie bisher üblich im Foyer des Theater(uri) vonstatten, sondern im Zeughaus Eyschachen. Die erstmals von Kreiskommandant Oberst Edi Furger geleitete Aktion konnte in rekordverdächtigem Tempo abgewickelt werden. Nur etwas mehr als eine Stunde dauerte es, bis die 289 aufgebotenen Männer ihren mühsam heran geschleppten Plunder los waren. Unter denjenigen, die ihren Letzten hatten, befanden sich auch fünf Offiziere: Albert Zopp, Schattdorf, Heinz Gisler, Altdorf, Walter Gisler, Schattdorf, René Röthlisberger, Bürglen, und Karl Briker, Attinghausen.
MassenentlassungAm 10. Oktober werden 290 Armeeangehörige mit Jahrgang 1963 und 1964 aus der Militärdienstpflicht entlassen. 2004 können wieder Militärdienstpflichtige von vier Jahrgänge ihre Ware abgeben, 2005 werden es dann gar sieben Jahrgänge sein. Diese Massenentlassung ist eine Folge der Armeereform, die bekanntlich eine deutliche Verkleinerung der Truppe mit sich bringt.
Harte, aber zugleich schöne Zeit«Sie haben in ihrer Dienstzeit Entbehrungen auf sich genommen, Strapazen ertragen, Flüche ausgestossen, sich geärgert über Leerläufe und Schikanen, aber - so hoffe ich- auch viele schöne Stunden gehabt, echte Kameradschaft erfahren und bleibende Freundschaften geschlossen», sagte Regierungsrat Peter Mattli anlässlich des Entlassungsaktes, der - wie gewohnt - im Theater(uri) über die Bühne ging, zu den scheidenden Wehrmännern. Auch für ihn sei dieser Tag jeweils von ganz besonderer Bedeutung. Es sei ein Tag, der Freude mache, aber auch zum Nachdenken zwinge. Peter Mattli wartete mit einer kurzen Rückblende auf die Jahre 1961 bis 1964 auf und rief dabei die wichtigsten politischen, gesellschaftlichen und sportlichen Ereignisse aus dieser Zeitperiode in Erinnerung.
Der Sicherheitsdirektor gab sich überzeugt, dass es falsch wäre, im Blick auf eine ferne, friedvolle Zukunft die bewährten sicherheitspolitischen Instrumente Armee und Zivilschutz zu vernachlässigen. «Noch erlauben es uns die Zeitumstände nicht, unsere schlagkräftigen und wirksamen Verteidigungsmittel leichtfertig abzugeben. Auf die Fähigkeit, unsere Rechte notfalls allein oder zusammen mit anderen zu schützen, dürfen wir trotz aller Hoffnungen in unserer unsicheren und unstabilen Zeit nicht verzichten.» Die Armee XXI solle nach wie vor kriegsverhindernd wirken und bereit sein, all das zu schützen, «was uns am Herzen liegt, wofür wir einstehen, worauf wir hoffen und woran wir glauben», betonte Peter Mattli. Der Wunsch der Menschheit nach Friede werde leider noch lange nicht in Erfüllung gehen. Schreckliche Ereignisse wie der 11. September, der Irak-Krieg und die fast täglichen Terroranschlage in aller Welt hätten einem vor Tatsachen gestellt, die bis anhin kaum vorstellbar gewesen seien. Die Armee allein genüge aber nicht, um den Frieden zu sichern. Es brauche die Mitwirkung jedes einzelnen Bürgers.
Zum Schluss dankte Peter Mattli den scheidenden Wehrmännern im Namen des Schweizer Volkes und insbesondere auch des Regierungsrates für die geleisteten Diensttage. Mit Geld oder Geschenken könne er sie zwar nicht belohnen, aber die Freude an der freien Schweiz und die Befriedigung, Gutes geleistet zu haben, werde ihnen bestimmt mehr bedeuten als jede materielle Belohnung. Er forderte alle auf, sich auch in Zukunft in den Dienst der Öffentlichkeit zu stellen: «Unser Staat ist auf die Mitarbeit und Mitbestimmung aller angewiesen. Sorgen wir dafür, dass nicht Minderheiten entscheiden, weil die Mehrheit an Abstimmungen fehlt.» In seinen Dank schloss Peter Mattli auch alle Frauen ein, die «ihre Männer für die Landesverteidigung zur Verfügung stellten und sie jeweils über das Wochenende mit moralischer Unterstützung diensttauglich und dienstfreudig machten». Diese «Dienstleistung» könne nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Nach dem offiziellen Teil lud der Sicherheitsdirektor die Dienstentlassenen zum Nachtessen in den «Uristier»-Saal der Dätwyler AG ein. Das gesellige Beisammensein bot Gelegenheit, alte gemeinsame Erlebnisse wieder aufleben zu lassen. Spätestens nach dem einten oder anderen Gläschen des spendierten Ehrenweins dürften gewisse im Tenü grün vollbrachte «Heldentaten» nochmals deutlich an Glanz zugelegt haben.
Urs Hanhart