Als ihm sein Strahlnerpartner Paul von Känel im letzten Jahr erklärte, dass er künftig den Sommer nicht mehr in der engen Kluft, als vielmehr an der Sonne verbringen möchte, dachte auch Franz von Arx ans Aufhören. «Aber irgendwie hat es mich nicht losgelassen. Ich merkte, dass meine Zeit noch nicht gekommen ist», erklärt Franz von Arx. Sein Gefühl hat ihn nicht getäuscht: Zusammen mit seinem neuen Partner Elio Müller hat er nämlich am 19. September erneut eine Riesenkluft gefunden. «Wir haben Löcher gebohrt und sind dann plötzlich mit der ganzen Maschine in einen Hohlraum gefallen», beschreibt der 22-jährige Elio Müller das Erfolgserlebnis, welches er mit Franz von Arx erleben durfte.
Steine sind diesmal noch etwas grösser Was die beiden danach zu Auge bekamen, weckt bei beiden jetzt noch tiefe Emotionen. In einer rund 6 Meter langen Kluft, 2,5 bis 4 Meter breit und 60 bis 140 Zentimeter hoch, lagen eine prunkvolle, rund 250 Kilogramm schwere Quarzgruppe und viele Spitzen. Die grösste Spitze hat eine Länge von 1,25 Metern und einen Durchmesser von 40 Zentimetern und ist damit 25 Zentimeter länger als die grösste Spitze vom Jahrhundertfund vor drei Jahren. Insgesamt haben die beiden Strahler diesmal rund 2,5 Tonnen Steine aus dem Planggenstock geborgen. «Einige Steine sind auch etwas grösser als jene vom letzten Fund, und wenn sie gereinigt sind, werden sie diesen bezüglich Perfektion, Transparenz und Glanz in nichts nachstehen», sagt Franz von Arx.
Vom Firmgötti geehrt und vom Gefühl geleitetFür Elio Müller aus Silenen, der bereits von Kindsbeinen an strahlen geht, ist das Ganze immer noch unbeschreiblich. Als der gelernte Maurer im letzten Sommer zusammen mit seinem Firmgötti, Franz von Arx, die Infrastruktur am Planggenstock auf Vordermann brachte, hätte er sich das nie zu träumen gewagt. «Als mich schliesslich Franz dann fragte, ob ich sein neuer Partner werden möchte, musste ich nicht lange überlegen - es war für mich eine grosse Ehre,» erklärt Elio Müller. Diesen Juni haben die beiden mit dem Aushub entlang eines Quarzbandes begonnen. Bereits nach 5,5 Metern schwerer Arbeit am harten Granit wurden sie von der Natur reich belohnt. «Solche Funde kann man nicht erwarten, nur erhoffen. Das Wichtigste ist dabei aber, sich vom Gefühl leiten zu lassen, denn dafür reicht der Verstand allein nicht aus», ist sich Franz von Arx sicher.
Auch im nächsten Sommer wird wieder gelochtSobald die Steine gereinigt sind, sollen die 250-kg-Gruppe und allenfalls ein paar Spitzen in die Ausstellung in der Alten Kirche in Flüelen integriert werden. Diese läuft noch bis Ende 2009. Was danach mit den Steinen geschehen soll, ist noch nicht entschieden. Einig sind sich die beiden Erfolgsstrahler aber, dass sie nächsten Sommer wieder in den Eingeweiden des Planggenstocks herumgrübeln werden. «Der Planggenstock ist ein riesiges Kluftgebiet und steckt noch voller Kristalle», erklärt Franz von Arx. Man müsse sie bloss finden. «Wenn sie wieder für uns bestimmt sind, finden wir sie und sonst wird sich halt jemand anders daran freuen.»
Daniel Regli