«Erster Schritt Richtung Gemeindefusion ist gemacht»

Seit Anfang Jahr führt Andermatt die Verwaltung von Hospental - für eine Entschädigung von jährlich 65`000 Franken. Eine der Gemeinden wäre sogar für eine Fusion offen - die andere nicht.
26.04.2011
Für Hospental waren es schwierige Monate. Kaum hatte die Gemeinde vor gut eineinhalb Jahren wieder eine Gemeindeschreiberin gefunden, fiel diese krankheitshalber aus. «Das war eine enorme Belastung für mich», blickt Gemeindepräsident Gregor Regli zurück. Alle Arbeiten der Gemeindeschreiberin fielen ihm oder den anderen Ratsmitgliedern zu. «So konnte es nicht weitergehen», so Gregor Regli. Dann klopften die
Hospentaler bei ihrer Nachbargemeinde an. Und Andermatt sprang im vergangenen Herbst ein. Ganz neu war diese Situation aber nicht. Schon einmal hatte Andermatt die Gemeindeverwaltung von Hospental übernommen. «Daher waren wir auch sofort bereit, in der Not wieder einzuspringen», erklärt Roger Nager, Gemeindepräsident von Andermatt. Die provisorische Zusammenarbeit funktionierte gut. So gut, dass beide Gemeinden eine dauerhafte Lösung suchten.

Mehrbelastung für Andermatt

Seit Anfang Jahr ist es nun definitiv: Andermatt führt die Gemeindeverwaltung von Hospental. Die Arbeiten eines Gemeindeschreibers oder einer Gemeindeschreiberin fallen damit in Hospental weg. Andermatt übernimmt das Tagesgeschäft, die administrativen Arbeiten sowie die Buchhaltung seiner Nachbargemeinde. «Es sind einige Umstrukturierungen nötig», erklärt Roger Nager. Die beiden Verwaltungen müssen zuerst auf den gleichen Stand gebracht werden. Denn in Hospental sei einiges liegen geblieben, weiss Gregor Regli. Bis also alles parallel läuft, hat Andermatt doppelt zu tun. Arbeit, die auf die bestehenden Arbeitskräfte abgewälzt wird. «Sie waren bereit, diese zusätzliche Belastung zu übernehmen», erklärt Roger Nager. «Dafür sind wir sehr dankbar.» Ist dereinst alles auf dem gleichen Stand, sollte sich auch der Arbeitsaufwand wieder reduzieren, ist Roger Nager überzeugt. Für den zusätzlichen Aufwand zahlt Hos-pental den Andermattern eine Entschädigung von jährlich 65`000 Franken. Darin sind sowohl Personalkosten als auch anfallende Kosten für Geräte und Papier enthalten. «Für uns definitiv die günstigere Variante», sagt Gregor Regli. In erster Linie ist er aber über die Entlastung erleichtert: «Ich bin mit dieser Lösung glücklich.» Trotz des Mehraufwands für Andermatt ist auch Roger Nager überzeugt: «Unter dem Strich profitieren auch wir davon.»

Gemeinsame Wasserversorgung

Noch ist die Verwaltung in Hospental an einem Tag in der Woche geöffnet. Doch im Sommer wird sich das ändern: Dann steht für die Hospentalerinnen und Hospentaler nur noch die Gemeindeverwaltung in Andermatt offen. Zwar behält die Gemeinde ihre eigene Homepage und die bisherige Telefonnummer - doch alles wird nach Andermatt umgeleitet. «Die Bevölkerung kann mit dieser Situation umgehen», wie Gregor Regli bestätigt. Die Einwohnerinnen und Einwohner hätten eingesehen, dass dies die sinnvollste Lösung für Hospental sei. Und noch mehr: «Der Service ist besser, da die Verwaltung in Andermatt an vier Tagen geöffnet ist», ist Gregor Regli überzeugt. Auch könne der Hospentaler Gemeinderat von dieser Zusammenarbeit profitieren. «Wir stehen den Hospentalern mit Rat und Tat zur Seite, wenn das gewünscht ist», betont Roger Nager. Und trotzdem: Entgegen den Befürchtungen von Einheimischen bleibe Hospental politisch eigenständig, hält Gregor Regli fest. «Der Gemeinderat trifft nach wie vor selbst die Entscheide. Es gibt keine Fremdbestimmung.» Allerdings sei es nun naheliegend, bei gemeindeübergreifenden Projekten enger zusammenzuarbeiten. Und bereits steht ein solches Projekt an: die Trinkwasserversorgung. Da sich der Wasserbedarf im Urserntal bis in 20 Jahren verdoppeln wird, ist eine neue Wasserversorgung geplant. Die Kosten von 16,3 Millionen Franken teilen sich nicht nur Andermatt und die Andermatt Swiss Alps AG. Auch Hospental trägt einen Teil dazu bei. In einer ersten Phase wird das Wasserreservoir im Gebiet Wiler ob Andermatt gebaut. Später folgt der Zusammenschluss der Wasserversorgung von Andermatt und Hospental. «Mit dem Zusammenschluss der Trinkwasserversorgung können wir Ressourcen sparen», erklärt Roger Nager. Am 12. Mai wird die Bevölkerung von Hospental über das Projekt informiert.

Bald Gemeindefusion?

Solche Projekte sind es, welche die Gemeinden in Ursern näher zusammenrücken lassen. Auch die Gründung einer gemeinsamen Tourismus GmbH im Tal lässt die Gemeinden enger zusammenarbeiten. Roger Nager ist überzeugt: «Die Tourismus GmbH ist der erste Schritt in Richtung Gemeindefusion.» Denn aus dieser gemeinsamen Organisation könnten auch wichtige Erkenntnisse bezüglich einer Zusammenlegung der Gemeinden gezogen werden. Und der Andermatter geht noch weiter: «Wir wären offen für eine Gemeindefusion. Doch dazu braucht es noch Zeit.» Was für den Andermatter Gemeindepräsidenten durchaus vorstellbar wäre, kommt für den Hospentaler nicht infrage. Zumindest noch nicht. Gregor Regli: «Bisher war das für uns nie ein Thema. Doch sollten einmal Ämter im Gemeinderat nicht mehr besetzt werden können, hätten wir schnell ein Problem.» Im Moment will sich Hospental aber nicht damit auseinandersetzen. «Es besteht derzeit ja auch kein Grund», so Gregor Regli. Ob dereinst eine Gemeindefusion ein Thema werden könnte oder nicht, bleibt also noch offen. Zumindest ein Signal nach aussen setzen die Gemeinden schon heute. Beim Entgegennehmen von Anrufen heisst es von nun an nämlich: «Gemeindeverwaltung Andermatt/Hospental».

Martina Regli


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