Erster Wildheupfad der Schweiz eröffnet

Mitten in der Wildnis sein und beobachten, wie Bergbauern mit Sense und Rechen an steilsten Hängen heuen. Das Projekt «Wildheupfad» bringt ein beinahe vergessenes Handwerk näher.
25.07.2008
«Der Kanton Uri will mit dem Projekt das Wildheuen im Tourismus bekannt machen», beginnt Regierungsrätin Heidi Z'graggen die Eröffnungsrede für den Wildheupfad. «Die Seitentäler im Kanton Uri sind von einzigartigen Kulturlandschaften geprägt, und diese möchten wir auf jeden Fall erhalten.» Das Projekt sei ein aktiver Beitrag gegen Verbrachung und Vergandung, so die Regierungsrätin. «Wildheuen ist eine keineswegs veraltete Nutzungsform. Durch das Wildheuen bleibt ein historisches Erbe erhalten», betont Heidi Z'graggen. Zudem sei der ökologische Wert dieser wertvollen Trockenwiesen enorm.

Wildheuen für Anfänger

Georges Eich, Urner Amt für Raumentwicklung, ist ebenfalls überzeugt: «Die Wildheunutzung gerät immer mehr unter Druck.» Durch die Agrarpolitik können immer häufiger nur grosse Betriebe existieren. Der Kanton Uri investiert 1,5 Millionen Franken in das Grossprojekt «Wildheupfad». Bauern, welche die Wildheuflächen bewirtschaften, erhalten pro Hektare 2700 Franken.
Im Gebiet Rophaien oberhalb Flüelen nutzen die Bauern bis zu 150 Hektaren Land. In Zukunft soll die bewirtschaftete Fläche verdoppelt werden. «Da es allerdings nicht genügend Bauern in diesem Gebiet gibt, welche die Wildheuflächen bewirtschaften, brauchen wir Personal», erläutert Georges Eich. «Deshalb findet im Herbst ein Wildheukurs für alle statt, denn Wildheuen ist ein sehr gefährliches Handwerk.»

Erlebnispfad

In fast drei Jahren konnte das Projekt «Wildheupfad» am Rophaien umgesetzt werden. Die Initiantin des Projekts ist Regula Waldner von der Beratungsfirma Oekoskop in Basel. «Der Wildheupfad ist kein gewöhnlicher Lernpfad, wie man sie inzwischen überall findet», erklärt Regula Waldner. «Es ist ein Erlebnispfad mit vielen Aktivitäten, und zwar mitten in der Wildi.»
Wanderer passieren auf dem Wildheupfad 15 Posten, die das Handwerk Wildheuen verständlich machen. So bestaunt man die Schnupperstation, die aus Orgelpfeifen und Blutdruckpumpen gefertigt ist, und versucht herauszuriechen, welche Düfte versteckt sind. Weiter können Interessierte durch ein Fernrohr den Rophaien und vielleicht ein paar Wildheuer bei der Arbeit beobachten. Echte alte Gegenstände und Fragetafeln runden die Reise durch die Vergangenheit ab. Der Wildheupfad ist ein Erlebnis für die ganze Familie.
In 4 bis 5 Stunden gelangen Wanderer von der Bergstation Eggbergen zur Bergstation Axen. Pensionär Franz Gisler und Bildhauer Toni Walker haben den Weg mithilfe des Zivilschutzes erneuert und liebevoll gestaltet. Toni Walker hat alle Posten in sorgfältiger Arbeit aus Holz gefertigt: «In aufwendiger Arbeit konnten wir den Weg in drei Jahren fertigstellen. Ich finde, die Aufgabe war sehr wichtig und hat sich gelohnt, denn wir müssen die Dinge vermarkten, die uns zur Verfügung stehen.» Auch Regula Waldner von Oekoskop ist überzeugt: «Die Leute werden wild sein auf die Wildi.»


Martina Regli


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