sierung hinsichtlich der Arbeitszeiten und der Depotstandorte. Das Personal befürchtet eine Aushöhlung des Lokführerberufes. Morgen Sonntag, 12. Dezember, findet die Jahresversammlung der Sektion Erstfeld des Schweizerischen Eisenbahn- und Vekehrspersonal-Verbandes/Lokomotivpersonal-Verbandes (SEV/LPV) statt. Der SEV hat eine Petition lanciert.Im Oktober 1998 hatte die Unternehungsleitung beschlossen, die SBB in Divisionen Personenverkehr (P), Güterverkehr (G) und Infrastruktur (I) aufzuteilen. Aufgrund dieser Entscheidung wurden im Bereich Traktion die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lokdepots und das Lokpersonal auf den 1. November den Divisionen P und G zugeteilt. Die SBB sind seit dem 1. Januar dieses Jahres eine Aktiengesellschaft (AG).
Erstfeld: Division GBis am 1. November wurde jede Lokführerin und jeder Lokführer entweder der Division P oder der Division G zugeteilt. Infolge der Divisionalisierungen wurden keine Versetzungen vorgenommen. Das Lokpersonal des Standortes Erstfeld ist, ohne gefragt zu werden, der Divison G zugeteilt worden.
Zur Division G gehört auch der Standort Sargans. Unter anderen sind Luzern und Arth-Goldau P-Standorte, Bellinzona und Chiasso Standorte sowohl der Division P und als auch der Division G. Zurzeit hat Erstfeld einen Lokpersonalbestand von 195; als Istzustand geht die Unternehmensleitung von 197 Stellen in Erstfeld aus. Es fehlen als Lokführerinnen und Lokführer ...
Lokführer Toni Zbinden ist Präsident der Sektion Erstfeld des SEV/LPV. Er war auch Mitglied der Arbeitsgruppe «Neuausrichtung des Lokpersonals» (Nalp). Sie war im Frühjahr 1997 eingesetzt worden mit dem Auftrag, das ganze Umfeld des Lokpersonals gründlich zu analysieren. Der Schlussbericht enthält rund 90 Verbesserungs- und Optimierungsvorschläge.
Neue Ausrichtung des LokpersonalsDagegen stehen Entscheide der Generaldirektion, Kosten zu sparen, 5 Prozent im 1999 und weitere 10 Prozent in den folgenden drei Jahren. Dazu hatte der SBB-Verwaltungsrat Ende des vergangenen Jahres die Divisionalisierung verfügt, die Aufteilung der Unternehmung in rechnungsverantwortliche Geschäftsbereiche. Sitzungen zur Aushandlung der Nalp-Verbesserungs- und Optimierungsvorschläge wurden verschoben. Die Unternehmungsleitung sprach nicht mehr von der Neuausrichtung des Lokpersonals, sondern vom Projekt «Massnahmen Lokpersonal 99». Es wurde eine Liste mit möglichen Einsparungen vorgelegt. «Verbesserungsvorschläge waren keine dabei», sagt Toni Zinden. Zur Erreichung des Optimierungsziels ging die Unternehmungsleitung von der Streichung von 170 Stellen aus.
Arbeitszeiten«Nun geht es der Unternehmensleitung darum, dass der Einsatz des Lokpersonals vermehrt systematisiert wird», betont Toni Zbinden. Der Widerstand des SEV/LPV im Arbeitszeitbereich führte dazu, dass die Ausdehnung der Dienstschichten bis auf 15 Stunden und die Reduktion der Minimalarbeitszeit fallengelassen wurden. Und die Geschäftsleitung der SBB verzichtete auf Kürzungen hinsichtlich der Zeitzuschläge. Sie werde aber dereinst bei der Aushandlung der Arbeitszeitverkürzung wieder darauf zurückkommen.
Die Rangierlokführer sind die ersten aus den Reihen des Lokpersonals, welche die Divisionalisierung direkt zu spüren bekommen und eventuell den Arbeitsplatz oder den Arbeitsort wechseln müssen.
Divisionalisierung des LokpersonalsDas Lokpersonal ist verunsichert. Zurzeit sind wichtige strukturelle Fragen beim Lokpersonal im Zusammenhang mit der Divisionalisierung nicht gelöst. Im März waren die Vertretungen der Personalverbände über die geplante Aufteilung des Lokpersonals in die Geschäftsbereiche P und G orientiert worden. Die Universalität des Lokführers sei kein Ziel der Unternehmung, heisst es. «Was das konkret heisst, wissen wir Lokführer bis heute nicht», sagt Toni Zbinden. Er ist seit dem 1. November der Division Cargo SBB (G) der Region 4 in Chiasso zugeteilt, kann aber in Erstfeld bleiben. Er könne bis auf weiteres den Dienstort beibehalten, heisst es. Bis auf weiteres?
«Es herrscht Ungewissheit über den Arbeitsort, Unklarheit zum Beispiel über Arbeitszeitvorschriften, über Ausbildung, über die Durchlässigkeit zwischen den Divisionen oder über Zuweisungsmodalitäten. Wir haben gewisse Bedenken», erklärt Toni Zbinden. Jetzt begannen die Verhandlungen über Arbeitszeitmodelle. Die Eckwerte für die 39-Stunden-Woche sind gesetzt. Die SBB haben den Sozialpartnern ein neues Lohnsystem vorgestellt, das inakzeptabel sei. Oder: Die Auswirkungen der Einführung der Funksteuerung am Gotthard sollen im Stellenbereich gering sein, sagt man. Fragen über Fragen.
Petition des SEVDer SEV hat eine Petition lanciert. Die SBB-Verantwortlichen seien nicht in der Lage, die brennenden Fragen der Lokführer zu beantworten. Aus der Petition: «Die SBB wissen nicht, wie Dienstpläne und Dienstplangestaltung aussehen werden. Die SBB wissen nicht, was mit der Division G passiert ... Gilt für das G-Personal der Gesamtarbeitsvertrag? Die SBB wissen nicht, wie sie die Durchlässigkeit zwischen den Divisionen G und P gewährleisten wollen. Unklarheit herrscht bei den SBB über das künftige Berufsbild des Lokführer, die Laufbahn, die Aus- und Weiterbildung.»
Nachtschicht um NachtschichtDie SBB drohten, sowohl im P als auch im G hart an die Grenze des gesetzlich Zulässigen zu gehen. «Die SBB planen: Immer weniger dienstfreie Sonntage im P bis zum gesetzlichen Minimum von 20 pro Jahr, Nachtdienst und nochmals Nachtdienst im G bis an das gesetzliche Maximum», heisst es in der Petition. Die Divisionalisierung gebe den SBB nicht das Recht, die Dienstpläne «massiv zu verschlechtern und die wohlerworbenen Rechte des Personals mit Füssen zu treten». Lokführerinnen und Lohführer verlangen ein Time-out. Die Unterschriftensammlung ist am 20. November abgelaufen.
Erich Herger