Erstfeld zur «Ökostrom-City» gekürt

Aus dem von «EnergieSchweiz für Gemeinden» und der Agentur für erneuerbare Energien und Energieeffizienz (AEE) lancierten Wettbewerb namens «Ökostrom-City» ging Erstfeld in der Kategorie Gemeinde als Siegerin hervor. Auch in den anderen beiden Kategorien belegte das Eisenbahnerdorf absolute ...
12.09.2002
Spitzenplätze. Am Mittwoch, 11. September, durfte Gemeindepräsident Paul Jans beim «Badhüsli» die entsprechende Urkunde sowie als symbolischen Hauptpreis einen Lindenbaum zur Bepflanzung der seit einiger Zeit baumlosen Lindenstrasse entgegen nehmen.

Foto: Urs Hanhart

Mit der Teilnahme am Wettbewerb «Ökostrom-City» erhielten die Energiestädte erstmals die Gelegenheit, sich untereinander zu vergleichen. Ausgezeichnet wurden jene Gemeinden, die sich vorbildlich für eine nachhaltige Stromerzeugung einsetzen und den höchsten Anteil Ökostrom pro Kunden und Kundin ausweisen können. An diesem Vergleich beteiligten sich 16 Energiestädte aus der Deutschschweiz. Das ist ein knappes Fünftel jener Schweizer Gemeinden, die bislang mit diesem Label ausgezeichnet wurden.

Gleich drei Podestplätze

Erstfeld weist mit 60 Kilowattstunden (kWh) pro Einwohner und Jahr den höchsten Anteil Ökostrom aller Energiestädte aus. Das brachte dem Eisenbahnerdorf den Sieg in der Kategorie Gemeinde ein, vor Gossau und Zug. Bewertet wurde das Engagement der Kommune für eine nachhaltige Stromerzeugung durch den Kauf von Ökostrom (für gemeindeeigene Gebäude und Anlagen) und durch den Bau respektive die Förderung von Solar-, Wasser-, Wind- oder Biogas-Kraftwerken. In Erstfeld stammt praktisch der gesamte Ökostrom aus der Wasserkraft. Hinzu kommt ein kleiner Anteil aus der Fotovoltaik. Auch in den anderen beiden Vergleichen schnitt die einzige Urner Energiestadt hervorragend ab. In der Kategorie Ökostrom-EW schaute hinter den beiden St-Galler Gemeinden Buchs und Gossau der 3. Rang heraus. Massgebend war der Anteil des Ökostroms aus eigenen Kraftwerken oder aus Beschaffung an der Gesamtabgabe des Gemeinde-Elektrizitätswerkes. Beim Spezialpreis «naturmade-star» war nur Buchs besser als Erstfeld. Angerechnet wurde dabei nur Ökostrom, welcher mit dem entsprechenden Label zertifiziert ist.

Erstfeld als Vorzeigegemeinde

David Stickelberger, Geschäftsführer bei der AEE, warf die Frage auf, ob es denn überhaupt opportun sei, am 11. September einen freudigen Anlass wie eine solche Preisübergabe durchzuführen. Er selber meinte klar ja, denn Gemeinden, die sich für die Förderung von erneuerbaren Energien einsetzten, leisteten auch einen Beitrag respektive ein Engagement für den Frieden. Die AEE hat unter anderem zum Ziel, bis im Jahr 2010 den Stromanteil aus erneuerbaren Energiequellen in der Schweiz um 1 Prozent zu steigern. «Dazu braucht es aber schweizweit eine massive Verstärkung der Anstrengungen», betonte David Stickelberger, der zum Schluss seiner Ausführungen die Gelegenheit nutzte, die Werbetrommel für das demnächst zur Abstimmung gelangende Elektrizitätsmarktgesetz zu rühren. Er sieht darin einen ersten Schritt in die richtige Richtung, dem aber noch weiter folgen müssten.
Hansulrich Schärer, Sektionschef Erneuerbare Energien BFE, wies darauf hin, dass man in Erstfeld bereits heute bezüglich Ökostromanteil dort angelangt sei, wo die Schweiz in acht Jahren sein sollte. Erstfeld habe in diesem Bereich Vorbildstatus. «Mit solchen Beispielen können wir hausieren gehen», freute sich Hansulrich Schärer. Kurt Egger von EnergieSchweiz für Gemeinden attestierte den Erstfeldern, den Grundsatz «Global denken, lokal handeln» in die Tat umgesetzt zu haben. Die Auszeichnung sei Anerkennung dafür, dass man sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetze.

Ein Meilenstein

Als symbolischen Hauptpreis erhielt die Gemeinde Erstfeld von EnergieSchweiz und AEE einen Lindenbaum. Dieser wird künftig die seit geraumer Zeit baumlose Lindenstrasse beleben. Gemeindepräsident Paul Jans gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass der Urzustand der Strasse wieder hergestellt werden kann. Dieser spezielle Baum soll eine angemessene Beschriftung erhalten, welche auf den für die Gemeinde bedeutenden Tag hinweisen wird. Jans dankte den Pionieren, die Anfang der Dreissigerjahre den Grundstein zum heutigen EWE gelegt haben, ebenso dem aktuellen Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung für die bewiesene Weitsicht sowie den Kantonsbehörden für die Unterstützung und die gute Zusammenarbeit. Zum Schluss sprach Paul Jans Klartext: «Es darf nicht länger sein, dass die Umsetzung des Protokolls von Rio im Rahmen der LA 21 nur Sache von einigen hart gesottenen Freaks ist. Vielmehr müssen wir die Öffentlichkeitsarbeit ausdehnen und dem Volk beweisen, dass es uns ernst ist, mit unseren Ressourcen sorgsam umzugehen. Packen wirs an, wir sind es unseren Jungen schuldig!»
Baudirektor Oskar Epp sprach von einem «aussergewöhnlichen Ereignis». Die Gemeinde Erstfeld dürfe stolz sein, hinsichtlich ihrer ökologischen Energiepolitik als Vorbild betrachtet zu werden. «Neben der Windkraftanlage auf dem Gütsch und der Solaranlage in Gurtnellen verzeichnet die Urner Energiepolitik nun einen weiteren Meilenstein», freute sich Oskar Epp.

Urs Hanhart


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