EWU will Lutersee mit Pumpspeicherkraftwerk nutzen

Wasser aus dem Oberalpsee soll künftig für die Beschneiung der Skiarena genutzt werden. Nun schlägt das Elektrizitätswerk Ursern (EWU) ein Gegengeschäft vor.
10.04.2012
Für die Skigebietsverbindung zwischen Andermatt und Sedrun sind nicht nur neue Anlagen und Pisten notwendig. Die geplanten Skipisten müssen auch beschneit werden. Für das Gebiet Nätschen-Gütsch werden maximal 300 000 Kubikmeter Wasser benötigt.

Dieses soll den Klauserli-Quellen, der Reuss, der Unteralpreuss, dem Grundwasser und dem Oberalp-see entnommen werden. Zudem ist vorgesehen, das bestehende Kleingewässer auf dem Ober Gütsch zu einem Reservoir auszubauen. Insbesondere die Nutzung des Wassers aus dem Oberalpsee hat für das EW Ursern allerdings Folgen. «Dies bedeutet für uns ganz klar eine Ertragseinbusse», erklärt EWU-Betriebsleiter Markus Russi.

Der Oberalpsee ist ein Speichersee, der dem EWU ermöglicht, je nach Bedarf mehr oder weniger Strom zu produzieren. «Das Kraftwerk in der Unteralp ist für uns sehr wichtig», betont Markus Russi. Wenn nun also das Wasser aus dem Oberalpsee für die Beschneiung genutzt werden soll, fordert das EWU ein Gegengeschäft. Dieses Gegengeschäft ist der Lutersee.

«Undicht und zu wenig Wasser»

Der Lutersee befindet sich im Gebiet Gütsch und Oberalppass, oberhalb des Operalpsees. Ursprünglich war vorgesehen, auch dieses Gewässer als Speichersee für die Beschneiung zu nutzen. Nicht weit davon entfernt sollen dereinst Pisten und Skianlagen entstehen.

Nun will das EWU diesen See zur Stromproduktion nutzen können - und zwar mit einem Pumpspeicherkraftwerk. Gemäss Markus Russi bräuchte es dazu kaum zusätzliche Eingriffe in die Natur. «Wir könnten jene Wasserleitungen, die sowieso für die Beschneiung erstellt werden, zur Stromproduktion nutzen», erklärt er. Gut 300 Meter unterhalb des Lutersees - auf dem Oberalp - würde das Kraftwerk gebaut. «Mit diesem Pumpspeicherkraftwerk erhoffen wir, den Verlust, der beim Oberalpsee entsteht, kompensieren zu können», sagt Markus Russi. Genaue Zahlen hat das EWU noch nicht berechnet.

Auch die Kosten sind noch unklar. Bisher hat man lediglich den See genau beobachtet - dafür standen sogar Taucher im Einsatz. Das Fazit: «Im Grossen und Ganzen ist der See ziemlich dicht, lediglich ab einem gewissen Wasserstand versickert das Wasser», so Markus Russi. Im Winter verzeichnet der See kaum Wasserzufuhr, Fische sind gemäss Markus Russi nicht vorhanden.

Diese Ansicht teilt Benno Bühlmann, Vorsteher Amt für Umweltschutz, nicht: «Der Lutersee ist undicht und hat insbesondere im Winter zu wenig Wasserzulauf und einen zu tiefen Wasserstand.» Aus diesem Grund sei der See oberhalb des Oberalppasses auch nicht mehr Bestandteil des Beschneiungsprojekts, wie Benno Bühlmann auf Anfrage erklärt. Zudem habe es im Lutersee nach Benno Bühlmann Fische.

«Idee ist völlig abwegig»

Komplett neu ist die Idee eines Pumpspeicherkraftwerks für Pro Natura Uri: «Von diesem Projekt haben wir noch nie etwas gehört. Für uns ist diese Idee denn auch völlig abwegig und wir sind klar dagegen, dass jetzt auch noch ein Natursee dem Skigebiet zum Opfer fallen soll», betont Pia Tresch von Pro Natura Uri.

Es könne nicht sein, dass der Lutersee zur Stromerzeugung genutzt werde, obwohl rund um den See eine Landschaftsschutzzone vorgesehen sei. «Dies widerspricht all unseren Bemühungen, das Gebiet möglichst nachhaltig zu nutzen», sagt Pia Tresch.

Zum jetzigen Zeitpunkt will Benno Bühlmann das Vorhaben nicht kommentieren: «Ich kann nicht sagen, ob ein Pumpspeicherkraftwerk grundsätzlich möglich wäre, denn es ist schlicht noch kein konkretes Projekt vorgelegt worden.»

Tatsächlich handelt es sich beim Vorhaben «Pumpspeicherkraftwerk Lutersee» derzeit lediglich um eine Idee. Dennoch stellt das EWU damit eine ganz klare Forderung: Nur wenn das EWU dieses Gewässer nutzen kann, wird auch das Wasser aus dem Oberalpsee zur Beschneiung freigegeben. «Es ist ein Geben und Nehmen. Und an dieser Forderung halten wir fest», betonen die Verantwortlichen des EW Ursern.

Martina Regli


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