Tonnen schwere Ungetüm mit einem Durchmesser von 12,07 Metern und einer Vortriebsleistung von im Schnitt 18 Metern pro Tag in den Flüeler Berg fressen. Am Donnerstag, 14. Dezember, wurde geladenen Gästen und Medien Gelegenheit geboten, bei den ersten Arbeiten zum Entstehen der insgesamt nicht weniger als 175 Meter langen TBM dabei zu sein.Seit September 1999 wird an der Umfahrung Flüelen gebaut. Phase 1 mit Installationen und Vorarbeiten dauert noch rund ein halbes Jahr. Anschliessend wird mit dem Tunnelvortrieb (Phase 2) begonnen. Für die 3,3 Kilometer lange Baustrecke, wovon 2,6 Kilometer auf den eigentlichen Tunnel entfallen, werden bei einer Vortriebsleistung von im Schnitt 18 Metern pro Tag rund neun Monate benötigt. Von März 2002 bis März 2003 werden Nischen, Ausstellbuchten und der Lüftungsschaft realisiert. Die vierte und letzte Phase bis zur geplanten Eröffnung im Sommer 2004 beinhaltet den Innenausbau und das Anbringen von Verkleidungen. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf rund 98 Millionen Franken. Vorgesehen ist eine mittlere Belegschaft von 85 Mann.
Dritter EinsatzDie Vortriebsausrüstung ist im Besitz der Arbeitsgemeinschaft Tunnel Umfahrung Flüelen (TUF), bei welcher die Murer AG, Erstfeld, die Federführung inne hat. Mit der Revision und der Montage der TBM wurde die Firma Herrenknecht beauftragt. Die bei der A4-Umfahrung in Flüelen zum Einsatz kommende TBM verrichtet ihren Dienst bereits zum dritten Mal: Nach erfolgreichen Durchstichen am Bözberg- und Murgenthaltunnel kämpft sich die Maschine bald durch Urnergestein. Allein schon die Montage des Ungetüms ist extrem aufwändig und nimmt mehrere Monate in Anpruch. Die Bohrmaschine verfügt über 73 Meissel und bringt 700 Tonnen auf die Waage. Das Gesamtgewicht inklusive Schild und Nachläufer beträgt 2 080 Tonnen. In Einsatzbereitschaft beläuft sich die Gesamtlänge auf 175 Meter.
Ausbruchmaterial für SeeschüttungenDer Flüelertunnel, auf den die verkehrsgeplagte Flüeler Bevölkerung sehnsüchtig wartet, wird als zweispurige Nationalstrasse 2. Klasse ausgebildet. Der Querschnitt besteht aus einem kreisrunden Profil mit einem Kabelkanal unter der Fahrbahn und einem Abluftkanal oberhalb der Fahrraumdecke. Zur Hauptsache durchquert der Tunnel die Altdorfer Sandsteine des parautochtonen Tertiärs. Dieses Gestein wird durch eine Wechsellagerung von Sandsteinen und Tonschiefern aufgebaut. «Das Gebirge ist tektonisch stark beansprucht, mit intensiven Verfaltungen und Kluftbildungen», erklärte der Projektleiter der Umfahrung Flüelen, Richard Kocherhans, und fügte an: «Es wird interessant sein zu beobachten, welche Vortriebsleistung die TBM in dieser Geologie erreichen wird.» Insgesamt müssen 700 000 Tonnen Ausbruchmaterial zu Tage gefördert werden. Beim Portal Süd wird dieses auf ein zweites Förderband übergeben, welches direkt in das Areal der Firma Arnold & Co AG führt. Die Länge des vom Tunnelbauunternehmer betriebenen Bandes beträgt zirka 700 Meter. Im Areal der Firma Arnold wird das Material auf die Verladeeinrichtung für die Schüttung im Urnersee gegeben.
Urs Hanhart