ss der Anbau von «Genmais» hierzulande dereinst erlaubt sein sollte. Auch im Kanton Uri wird Ende April ein Feldversuch gestartet. Es werden noch kleine Anbauflächen gesucht.«Nein, mit gentechnisch verändertem Mais experimentieren wir hier nicht», beruhigt Michael Bannert, Doktorand an der ETH in Zürich. Michael Bannert ist zuständig für die Durchführung des Urner Feldversuches, Teil einer Studie des ETH-Instituts für Pflanzenwissenschaften. Leiter der Studie und der Arbeitsgruppe ist Professor Peter Stamp. Mittels einer weisskörnigen Maissorte, die wegen seinem etwas geringeren Ertrag nicht gezüchtet wird, kann der Flug von genetisch verändertem Mais simuliert werden. Die Studie möchte erfassen, wie hoch das Risiko von ungewollten Befruchtungen mit fremden Maispollen auf den Schweizer Maisfeldern ist.
Befruchtung durch Maispollen untersuchenAuch wenn in der Schweiz der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen nicht erlaubt ist, ist zu erwarten, dass Gesuche zum experimentellen und kommerziellen Anbau in naher Zukunft eingereicht werden. In den USA ist dies schon seit längerer Zeit Praxis, und in angrenzenden Ländern wird bereits versuchsweise Feldanbau mit genetisch verändertem Mais durchgeführt. Mit einem Pollenflug über die Grenze ist somit zu rechnen. Ein gentechfreier Maisanbau kann also nur gewährleistet werden, wenn die Befruchtung mit solchen Pollen verhindert wird. Das setzt genaue Kenntnisse über die Fremdpollenbefruchtung in der Schweiz voraus. Mit den Feldversuchen möchte die ETH-Arbeitsgruppe Näheres über Pollenflugweite, Pollenqualität und Lebensfähigkeit des Pollens herausfinden. Die Urner Versuche geben vor allem über den Pollenflug bei den speziellen hiesigen Windverhältnissen Aufschluss.
So wird der Pollenflug bestimmtIn Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrum Uri konnten zwischen Flüelen und Erstfeld sechs Maisanbauer gefunden werden, die bereit sind auf ihrem Gebiet eine weisskörnige Maissorte anzupflanzen. Wird diese Sorte im Blütenstadium Mitte Juli von einer gelbkörnigen Maissorte befruchtet, bilden sich immer gelbe Körner. Jedes gelbe Korn auf dem ansonsten weisskörnigen Kolben simuliert also eine Fremdbefruchtung durch Maispollen umliegender Felder. Mittels «Vaterschaftsanalysen» kann auch die Herkunft der Pollen bestimmt werden.
Genauere ResultateUm den Pollenflug möglichst exakt verfolgen zu können, werden auf der ganzen unteren Reussebene verteilt 11 Quadratmeter grosse Flächen mit 100 «weissen» Maispflanzen angesät. Die Pollenstände werden aber entfernt. Somit können nur Kolben entstehen, wenn sie von Fremdpollen bestäubt werden. Ist kein Pollenflug vorhanden, gibt es keine Maiskörner. «Gelbe» Pollen ergeben gelbe Körner, «weisse» Pollen ergeben weisse Körner. Auf diese Weise lässt sich der Pollenflug ziemlich exakt ableiten. Die Bestäubung durch Bienen könne beim Mais praktisch ausgeschlossen werden, erläuterte Michael Bannert an der Medienorientierung vom 16. April.
Beim Versuch mithelfen?Um das Flugverhalten der Urner Maispollen genau beobachten zu können, ist das Forscherteam auf ein möglichst dichtes Netz an kleinen Anbauflächen angewiesen. Man sei deshalb - gegen ein kleines Entgelt - noch auf der Suche nach zirka 11 Quadratmeter kleinen Wiesenstücken, Gartenbeeten oder Ackerrandstreifen, wo Ende April, Anfangs Mai jeweils rund 100 «weisse» Maispflanzen angesät werden können, teilt Michael Bannert mit. Interessierte können sich melden bei Adrian Arnold, Landwirtschaftliches Bildungs- und Beratungszentrum Uri, A Pro Strasse 44, 6462 Seedorf; Telefon: 041 870 14 94; E-Mail: adrian.arnold@ur.ch. - Auch die Thermik ist ein wesentlicher Einflussfaktor für den Pollenflug. Für die Ausarbeitung einer Thermik- und Windsystemkarte für das untere Reusstal sucht die ETH-Arbeitsgruppe noch Kontakt zu Kennern der lokalen Thermik- und Windverhältnisse. Gleitschirm- Drachen- und Segelflieger oder sonstige Kenner, die beim Erstellen der Karte mitarbeiten möchten, melden sich bei der obigen Adresse.
Markus Arnold