nen Mittwoch feierte das Stück Premiere.Schon vor dem Einlass beginnt das Stück - man hört im Wald jemanden Holz hacken und das leise Bimmeln eines Glöckchens. Mit dem kurzen Fussmarsch zum Stall, dessen Vorhof die Bühne ist, taucht man vollends ein in eine ganz andere Welt. Es ist kaum zu glauben, dass nur wenige hundert Meter entfernt der Verkehr über die Kantonsstrasse rollt.
Ungutes GefühlDie Geschichte vom Tunsch basiert auf der Sage «Das Sennentuntschi». Drei Sennen basteln sich auf einer einsamen Alphütte eine Puppe, die schliesslich zum Leben erwacht und den drei Sennen gefügig ist. Am Tag der Alpabfahrt bleibt einer der Sennen zurück und wird vom Tunsch getötet.
In der Fassung von Hansjörg Schneider, die von Max Arnold ins Urner Dialekt übersetzt wurde, werden vor allem die Motive der Einsamkeit auf der Alp und des Frevels in den Vordergrund gestellt. Die Alp ist eine Welt für sich - das Dorf im Tal bleibt ein ferner Raum, der nur in den Erzählungen der Sennen Gestalt annimmt. Auf der Alp selber haben sich zwischen dem Hirt, dem Senn und dem Sennenbub verschiedene Verhaltensweisen ausgebildet, die immer wieder zu Spannungen führen. Der Tunsch wirkt zu Beginn als Blitzableiter für die Spannungen, doch schon bald beschleicht den Zuschauer und die Zuschauerin ein ungutes Gefühl - immer dann, wenn die zum Leben erweckte Puppe etwas von den Sennen fordert.
Gekonnte InszenierungDas Schauspielerensemble mit Ernst Gunti-Vögtlin (Senn), Ivo Torelli (Zusenn), Michael Schmidig (Sennenbub) und Jordana Bär (Tunsch Maria) zeigte eine herausragende Darstellung. Überzeugend werden durch die authentische und derbe Sprache Emotionen und Ängste, aber auch das ständige Hin-und-hergerissen-Sein zwischen Glauben und Frevel gespielt. Die Musik und die Klangeffekte (Iwan und Peter Gasser) untermalen und verstärken diese Gefühlszustände gekonnt. Das Bühnenbild mit seinen wenigen, aber starken Requisiten zeugt von der Liebe zum Detail, mit der Regisseur Max Arnold das Stück inszeniert. Er weitet dabei die Bühne über den eigentlichen Vorplatz des Stalles aus, indem er die umliegenden Wiesen und auch das - wenn auch nur imaginäre - Dorf im Tal immer wieder in die Inszenierung mit einbezieht. Dadurch wirkt der begrenzte Raum der Alp niemals beengend, sondern eher als Raum einer aussergewöhnlichen Freiheit, die von den Sennen genutzt wird. «Dr Tunsch» ist ein Theatererlebnis erster Güte und ein Stück Urner Kulturgut, das einem auf überraschende Art neu vorgeführt wird. Ein Muss!
«Dr Tunsch» wird beim Schützenstand Altdorf noch an folgenden Daten gespielt: am 17., 21., 23., 24., 28., 30. Juni sowie am 1. Juli. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr.
Ralph Aschwanden