Freizeitzentrum hat Anlaufschwierigkeiten

Bisher war das Sport- und Freizeitzentrum in Gurtnellen Dorf ein Verlustgeschäft. Doch Markus Baumgartner steckt viel Herzblut in seinen Verein «Gurtnellen fun with sports».
18.02.2011
Am Anfang ging alles sehr schnell. Im Oktober 2009 warf Feriengast Markus Baumgartner an einer Gemeindeversammlung in Gurtnellen die Idee auf: Das Schulhaus in Gurtnellen Dorf sollte nicht, wie geplant, in Wohnungen umgebaut, sondern als Ferien- und Freizeitzentrum umgenutzt werden. Der Interessengruppe, die sich in letzter Minute gemeldet hatte, schenkte die Gemeindeversammlung schliesslich ihr Vertrauen. Der Kredit für den Wohnungsbau wurde abgelehnt. Der Gemeinderat wurde beauftragt, mit der Interessengruppe einen Mietvertrag auszuhandeln.

Im Februar 2010 gründete Markus Baumgartner aus dem zürcherischen Bäretswil den Verein «Gurtnellen fun with sports» mit elf Mitgliedern. Das Mietverhältnis mit der Gemeinde begann am 1. März. Umgehend investierte der Verein 50 000 Franken in den Umbau. Die Klassenzimmer wurden zu Schulungsräumen und Schlafzimmern ausgebaut. Die Infrastruktur wurde mit Computer, Beamer und Internetanschluss ausgestattet. Am 1. Mai 2010 stand das Ferien- und Freizeitzentrum für Sport, Schulung, Lager, Events und Erholung bereit.

Halbes Jahr lang Stillstand

Dann passierte lange Zeit gar nichts. Aus privaten Gründen musste Markus Baumgartner ein halbes Jahr beim Projekt in Gurtnellen kürzertreten. In dieser Zeit blieben die 24 Betten fast immer leer. Der Schulungsraum wurde nie genutzt. Gähnende Stille herrschte im ehemaligen Schulhaus in Gurtnellen Dorf. Erst im vergangenen September begann Markus Baumgartner selbst damit, für das Projekt zu werben.

Dann der erste Erfolg: Ein Verein mit 18 Mitgliedern verbrachte eine Woche in Gurtnellen. Die ersten Gäste waren begeistert, Markus Baumgartner war zufrieden: «Die erste Nagelprobe haben wir bestanden.» Doch auch Defizite wurden aufgezeigt. «Uns wurde klar, dass die Küche ausgebaut werden muss», sagt Markus Baumgartner. Auch kam die Idee auf, im Untergeschoss einen Fitnessraum einzurichten. Doch an Investitionen kann der Verein gar nicht denken.

Das Freizeitzentrum ist bis heute ein Verlustgeschäft. Mit den Einnahmen aus rund 400 Übernachtungen im vergangenen Jahr kann der Verein nicht einmal die Mietkosten decken. Finanziert wird das Projekt nach wie vor durch die Mitglieder, auf Sponsorenbeiträge ist der Verein angewiesen. «Doch ums grosse Geld geht es uns gar nicht», betont Markus Baumgartner. Wäre es ihm um den Umsatz gegangen, hätte er nicht in Gurtnellen investiert, sagt der Zürcher. Es war die Liebe zum Dorf, die den langjährigen Feriengast zu diesem Projekt veranlasste. «Gurtnellen hat so viel Potenzial», betont Markus Baumgartner. Das Dorf sei zwar ruhig gelegen, doch für Ausflüge sowohl ins Ober- als auch ins Unterland ideal. «Hier kann wirklich etwas bewegt werden», ist er überzeugt.

Bike- und Töffwochen geplant

Seit anfangs Jahr hat «Gurtnellen fun with sports» den eigentlichen Betrieb aufgenommen. Bereits sind bis im Oktober einzelne Wochenendbuchungen eingetroffen. «Das ist schön, doch sind das nur Kleinigkeiten», erklärt Markus Baumgartner. Er will mehr. So sind in diesem Sommer eine Bike- und eine Velowoche geplant. Sportlerinnen und Sportler können sich in dieser Woche von Fachleuten trainieren lassen und die Gegend kennenlernen. Ausserdem organisiert der Verein zwei Motorradwochen, in denen Töfffans mit einer fachkundigen Begleitung verschiedene Pässefahrten unternehmen. «Einige Anmeldungen sind schon eingetroffen», freut sich Markus Baumgartner.

Mit solchen Projekten soll die Auslastung von bisher 10 Prozent stetig gesteigert werden. Sein Ziel: «Bereits bei einer Auslastung von 70 Prozent könnten wir eine Festanstellung schaffen.» Zunächst müsse der Verein aber die Kosten decken können. Ein wichtiger Schritt für die Weiterführung, denn das Projekt ist vorerst auf zwei Jahre beschränkt. Im Juni will der Verein entscheiden, ob «Gurtnellen fun with sports» weiter besteht oder nicht. Eine erste Bilanz zieht der Verein an der Generalversammlung am Samstag, 26. Februar.

Sich als Einzelkämpfer beweisen

Jetzt will Markus Baumgartner das Projekt bekannt machen. Prospekte sind gedruckt, die Internetseite wird ständig aktualisiert. Doch Markus Baumgartner ist sich bewusst, dass das nicht ausreicht. «Mund-zu-Mund-Propaganda ist jetzt dringend nötig.» An Ideen fehlt es dem Betriebsökonomen nicht. Er hat schon heute Pläne für ein Winterangebot im kommenden Jahr. Doch das Problem ist: Markus Baumgartner ist ein Einzelkämpfer. Der Zürcher treibt das Projekt mit seinen Ideen und seinem Netzwerk weitgehend alleine voran. «Es gibt viele nette Leute, die das Projekt toll finden.

Aber das reicht nicht. Ich brauche noch mehr Macher.» Noch immer sei die Bevölkerung am Abwarten - Unsicherheiten herrschen vor. «Zuerst muss ich beweisen, dass es funktioniert. Dann werden die Leute aktiv.» Wenn er die Bevölkerung erst einmal motivieren kann und das Sport- und Freizeitzentrum gut ausgelastet ist, will Markus Baumgartner kürzertreten und die Einheimischen walten lassen. Dann kann der Zürcher Gurtnellen wieder als Gast geniessen.

Martina Regli


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