Geht uns bald der Strom aus?

Die Stromversorgung ist selbst in der Schweiz nicht selbstverständlich. Am gestrigen EWA-Energie-Apéro im Schulhaus Gräwimatt in Schattdorf wurden alarmierende Prognosen für die Zukunft gezeigt. Bereits in sechs Jahren sollen laut Axpo-Prognosen die ersten Engpässe entstehen.
26.09.2006
«Ab dem Jahr 2012 werden in der Schweiz bereits die ersten Stromversorgungslücken spürbar», sagte Niklaus Zepf, Leiter Unternehmensentwicklung Axpo. «Die Stromversorgung ist unsere oberste Maxime. Lücken dürfen keine auftauchen.» Dennoch: Laut Prognosen, die von Experten des Energieriesen Axpo gemacht wurden, werden in sechs Jahren die ersten Versorgungsprobleme auftauchen. Im Jahr 2020 soll der Stromverbrauch sogar über der möglichen Stromproduktion liegen.
«Der hohe Energieverbrauch ist ein globales Phänomen», sagte Niklaus Zepf. «Asien ist einer der Treiber für das hohe Niveau des Stromverbrauchs.» Länder wie China und Indien wachsen in rasantem Tempo und werden immer mehr industrialisiert. Der Energiebedarf wächst damit stetig. Aber auch in Europa steigt der Energieverbrauch, oder er bleibt auf sehr hohem Niveau. Seit Anfang der Siebzigerjahre hat er sich bereits verdoppelt. 2020 soll der Stromverbrauch fast drei Mal höher liegen.

Anstieg trotz Sparmassnahmen

Aber auch in der Schweiz muss der Energieverbrauch zu denken geben. Trotz Sparmassnahmen steigt die Kurve seit über 20 Jahren an. «Man muss die Beziehungen zwischen wirtschaftlichem Wachstum und dem Energieverbrauch beachten», sagte Niklaus Zepf. «Steigt das Wirtschaftswachstum um 1 Prozent, nimmt der Stromverbrauch um 1,8 Prozent zu.» Kopfzerbrechen bereitet den Experten die Tatsache, dass dieser Anstieg in einer Zeit passierte, in der die Industrie abgewandert ist.
Mehr Wasser, weniger Strom
«Viele sagen, Wasserkraft bleibt verfügbar», so Niklaus Zepf. «Ich bin da etwas vorsichtiger.» Durch Klimaveränderungen müsse man schon bald mit 7 bis 10 Prozent weniger Wasser rechnen. Auch durch weniger Regen könnte in Zukunft dementsprechend weniger Strom erzeugt werden. Niklaus Zepf erwähnte ebenfalls das Auftreten von Extremsituationen: «Bei Hochwasser hat es zwar mehr Wasser, jedoch kann man wenig davon für die Stromerzeugung nutzen.»

Lösungen gefragt

Lösungsansätze, den Energieverbrauch zu drosseln, bestehen durchaus. Bisher waren gewisse Alternativen zwar ökologisch sinnvoll, standen jedoch wirtschaftlich in einem schlechten Verhältnis. Mögliche Lösungen sind Kleinwasserkraftwerke, Windenergie, wie wir es von Andermatt kennen, der Einsatz von Biogas und Biomasse. Auch die Technik der Geothermie wurde vorgestellt. Dabei wird Energie von der Erdwärme erzeugt. Das Potenzial wird als sehr gross eingestuft. Leider sind aber bisher alle alternativen Lösungen teurer als der derzeitige Marktpreis. «In der Schweiz ist es sicher sinnvoll, nach wie vor auf Wasserkraft zu setzen», sagte Niklaus Zepf abschliessend.

Harry Tresch


Meistgelesen

  • 01Uri lehnt Volksschulverordnung deutlich ab
  • 02Altdorf empfängt den Samichlaus
  • 03Spiringen sagt Ja zur Kunsteisbahn
  • 04«Rüchä Rock» vor ungewisser Zukunft
  • 05Innovationspark Gotthard erhält Baubewilligung
  • 06Wanderweg wegen Steinschlaggefahr gesperrt