Gisler-Festival zum Jubiläum

Das am Samstag, 7. August, zum zehnten Mal ausgetragene Bikerennen Schattdorf-Haldi endete mit einem Kuriosum: Ausschliesslich Akteure mit Nachnamen Gisler schafften es aufs Podest. Kurt Gisler, Altdorf, siegte vor Sascha Gisler, Bürglen, und Steve Gisler, Erstfeld. Bei den Damen fuhr die ...
09.08.2004
chwyzerin Anita Steiner auf und davon. Für den einzigen neuen Streckenrekord war der Bürgler Marco Arnold im etwas kürzeren Rennen der Jugendlichen besorgt.

Von der Qualität her war die Auftaktveranstaltung zum Gisler-Motos-Bike-Cup heuer erheblich schlechter besetzt als in den Vorjahren. Das lag in erster Linie am gleichentags stattfindenden Swiss-Cup-Rennen in Savognin. Etliche Cracks, unter ihnen Cup-Titelverteidiger Ivan Planzer, sowie einige seiner Mannschaftskollegen vom Team Gisler/Pouletburg, gaben dieser für sie wichtigeren Prüfung den Vorzug. Bei den Damen fehlte aus dem gleichen Grund unter anderen Nadia Walker vom Athleticum-Team. Die Silenerin hatte das 7 Kilometer lange und 800 Meter Höhendifferenz aufweisende Rennen aufs Haldi 2002 und 2003 jeweils ganz klar für sich entschieden. Von der Quantität her konnte sich das Feld, welches zu einem guten Drittel aus Pläuschlerinnen und Pläuschlern bestand, mit einer knappen Hundertschaft durchaus sehen lassen. Die Beteiligung lag ziemlich im Rahmen des Vorjahres.

Sascha Gisler gab mächtig Gas

Keiner hat das zweitälteste Bikerennen im Kanton Uri so geprägte wie er. Nicht weniger als fünf von neun Teilnahmen vermochte er siegreich zu gestalten. Die Rede ist von Sascha Gisler, der ursprünglich in diesem Jahr eine Wettkampfpause einschalten und erst in der nächsten Saison wieder ins Geschehen eingreifen wollte. Weil er kürzlich zum Geschäftsleiter eines Altdorfer Fitnesscenters berufen wurde, kam der Bürgler aber auf diesen Entscheid zurück. Voll auf den Bikesport zu setzen, liegt für den inzwischen 29-Jährigen allerdings künftig nicht mehr drin, zu gross ist seine berufliche Belastung. Sein Trainingspensum hat er im Vergleich zum Vorjahr um etwa die Hälfte reduziert.
Beim Rennen aufs Haldi war von der fehlenden Trainingsbasis aber zunächst nichts zu merken. Sascha Gisler legte los wie zu seinen besten Zeiten und versuchte, seiner Gegnerschaft mit einem Blitzstart den Schneit abzukaufen. Der einzige, der die horrende Pace des Streckenrekordinhabers mitzugehen vermochte, war dessen ehemaliger Teamkollege Kurt Gisler. Im steilsten Abschnitt zwischen dem 2. und 3. Kilometer steigerte Sascha Gisler seine Kadenz dermassen, dass auch sein letzter Begleiter abreissen lassen musste.

Kurt Gisler kämpfte sich vorbei

Kurt Gisler, der grosse Routinier im Team Gisler/Pouletburg, gab sich aber längst noch nicht geschlagen. Ganz im Gegenteil: Er kämpfte sich wieder an den Führenden heran und zog wenig später mit einem Zwischenspurt an ihm vorbei. Diese letztlich entscheidende Phase ereignete nach rund 4,5 Kilometern. Im nicht mehr sonderlich steilen Schlussstück konnte Kurt Gisler dann den Vorsprung kontinuierlich bis auf 50 Sekunden ausbauen. Nach 32.54 Minuten erreichte er das Ziel beim Skihaus des SSC Schattdorf. Damit verpasste er den seit zwei Jahren bestehenden Streckenrekord um deutliche 2.10 Minuten.

Gesamtsieg im Visier

Für Kurt Gisler, der seinen Trainingsumfang im Vergleich zum Vorjahr um etwa einen Viertel reduziert hat, war dieser Sieg eine grosse Genugtuung, zumal es ihm in dieser Saison bislang gar nicht nach Wunsch lief. Vor allem in den Crosscountry-Rennen kam er nie recht auf Touren. Nach dem Wechsel in die Masters-Kategorie war der 1,73 Meter grosse und 60 Kilogramm leichte Biker mit grossen Ambitionen gestartet, aber die Erfolge wollten sich nicht so recht einstellen. Nun scheint der Knoten endlich geplatzt zu sein. Materialmässig liess der Fahrradmechaniker in der Vorbereitung auf das Rennen nichts dem Zufall. Seinen «Drahtesel» tunte er auf rekordverdächtige 8 Kilogramm herunter. Dieser Wert wird nur von ganz wenigen Serien-Rennrädern unterschritten.
Da noch weitere drei Bergrennen anstehen, rechnet sich Kurt Gisler gute Chancen aus, den Urner Bike-Cup erstmals für sich entscheiden zu können. Zu gute kommen könnte ihm, dass einige Cracks, die sich in erster Linie auf den Swiss-Bike-Cup konzentrieren, es wohl kaum auf die benötigten vier Wertungsrennen bringen werden.
Obwohl er den angestrebten sechsten Sieg nicht realisieren konnte, zeigte sich Sascha Gisler mit seiner Leistung durchaus zufrieden. Was ihm derzeit noch abgeht, ist die Rennpraxis. Schattdorf-Haldi war für ihn erst der dritte Wettkampf in dieser Saison. Man kann davon ausgehen, dass er sich im Verlaufe des Bike-Cups noch deutlich steigern wird.

Gigathlet Steve Gisler bereits wieder im Strumpf

Im Rücken der beiden Dominatoren fuhr Steve Gisler ein hervorragendes Rennen. Das 40-jährige Multitalent aus Erstfeld sicherte sich mit einem Rückstand von nur gerade 1.38 Minuten auf den Tagessieger nicht nur den Sieg bei den Senioren, sondern gleich auch noch den letzten verbleibenden Podestplatz im Gesamtklassement. Von seinem Husarenritt beim Anfang Juli bestrittenen Gigathlon hat sich der robust gebaute Erstfelder erstaunlich rasch erholen können. Einzig die bei diesem zweitätigen Wettkampf arg strapazierten Kniegelenke bereiteten ihm zunächst etwas Probleme. Durch eine starke Reduktion seines Trainingspensums, verbunden mit einigen erholsamen Ferienwochen, bekam er die Beschwerden aber schnell wieder in den Griff.
Bei den Senioren war Lokalmatador Markus Gisler nicht zu schlagen. In der Gesamtwertung erreichte der 47-jährige Schattdorfer den ausgezeichneten 11. Rang, nur 52 Sekunden hinter Juniorensieger Stefan Walker vom Team Gisler/Pouletburg und mit knapp 4 Minuten Rückstand auf den Tagesbesten.

Gewaltiger Vorsprung für Anita Steiner

Absolut nichts zu deuteln gab es am Sieg von Anita Steiner bei den Damen. Die 38-jährige Einsiedlerin, die kürzlich beim renommierten Swiss-Bike-Masters den 2. Platz belegte hatte, knöpfte der zweitplatzierten Seedorferin Antonia Wipfli nicht weniger als 7 Minuten ab. Trotz der frappanten Überlegenheit kam die zierliche Bergspezialistin aber bei weitem nicht an den Streckenrekord heran. Über 2 Minuten fehlten ihr zur Bestmarke von 37.02 Minuten, aufgestellt von Nadja Walker vor zwei Jahren.
Einen neuen Rekord gab es dafür bei den Jugendlichen. Marco Arnold vom VMC Bürglen absolvierte die 4,6 Kilometer lange und 430 Meter Höhendifferenz aufweisende Strecke mit Start beim Brandtritt in 17.04 Minuten. Mit dieser Glanzleistung unterbot der 16-Jährige die bisherige Bestleistung des starken Obwaldners Martin Fanger aus dem Vorjahr um sage und schreibe 51 Sekunden. Auch dessen zweitklassierter Vereinskollege Reto Bricker blieb noch hauchdünn unter der alten Bestzeit. Den VMC-Bürglen-Triumph bei den Nachwuchsakteuren komplett machte Florian Hofstetter mit seinem 3. Rang.
Das Rennen der Mädchen wurde ganz klar von der Obwaldnerin Miriam Fanger dominiert. Sie nahm der Schnellsten der jüngeren Mädchen-Kategorie, der Haldiberglerin Sabine Schillig, über 2 Minuten ab.

Nun folgt Isleten-Isenthal

Im kommenden Jahr wird Schattdorf-Haldi höchstwahrscheinlich wieder am gewohnten Termin Maria Himmelfahrt ausgetragen. Heuer wäre das Festhalten am 15. August, der diesmal bekanntlich ein Sonntag ist, in Bezug auf die Beteiligung mit Sicherheit zu einem Schuss in den Ofen geworden, weil an diesem Tag gleich eine ganze Reihe von bedeutenden Rennen über die Bühne geht.
Fortgesetzt wird der Urner Bike-Cup am übernächsten Freitag, 20. August, mit dem Abend-Bergrennen Isleten-Isenthal. Der Start der Jugend-Kategorie erfolgt um 18.15 Uhr. Einige Minuten später werden dann die Hauptkategorien ins Rennen geschickt.

Urs Hanhart


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