Giulios letzter Blues

Am vergangenen Freitag, 10 Mai, ist der Kulturraum Uri um eine musikalische Bühne ärmer geworden. Giulio Zenoni lud zum letzten offiziellen Konzert ins Café Plätzli ein, das er Ende Oktober verlassen wird. Als Abschied engagierte er die Blues-Rock-Band Sugar Cane Train. Das vom ...
13.05.2002
en Gitarrenvirtuosen Peter Kane getragene Trio rockte nochmals so richtig ab.

Wenn man «Sugar Cane Train» als Suchbegriff durchs Internet jagt, so gelangt man auf eine hawaiianische Homepage, die den «Sugar Cane Train» als grosse Lokomotive-Attraktion der Insel vorstellt. Seit vielen Jahren dampft diese Lokomotive durch die hawaiianischen West Maui Mountains und dabei soll der Zugführer anscheinend das Publikum während der Fahrt durch die grossen Zuckerrohrfelder mit Volksliedern aus Hawaii berieseln.

Britischer Blues der Endsechziger

Letzten Freitag hielt der «Sugar Cane Train» zum zweiten Mal im Altdorfer «Plätzli». Lokomotivführer Peter Kane mit den Gebrüdern Peter und Walter Keiser nahmen uns mit auf eine Reise durch die Virtuosität des Blues.
Peter Kane - Gitarrist, Komponist und Sänger - ist einer der wirklichen Cracks der Schweizer Musikszene. Geboren in Los Angeles, kam seine Familie in seiner frühen Jugend in die Schweiz. Mit grossen Erfolgen in den Achzigerjahren gründete er 1994 die Band Sugar Cane Train. Zwei CDs wurden bisher veröffentlicht. Beeinflusst wurde Peter Kane vor allem durch Eric Clapton, John Mayall oder Mick Taylor. Auch Jimi Hendrix ist auf seiner Liste. Doch wie man bei seinen Live-Auftritten merkt, zieht er den britischen Blues der Endsechziger- und frühen Siebzigerjahre vor. Verständlich, denn selten kann und wird man ernst genommen, wenn man als Weisser das schwarze Erbe aus Amerika interpretiert. Oder man hört dann, es war einfach nicht «schwarz» genug.
Doch Peter Kane probierte gar nicht, «schwarz» zu klingen. Er sang und rockte sich routiniert durch die Bluesleitern, und es machte den Eindruck, er habe während vieler Jahren einfach das Beste aus verschiedenen musikalischen Stilrichtungen herausgefiltert und so seine Eigenart entwickelt.

Abschied vom «Plätzli»

Wie schon in den Vorschauen angekündigt, stand dieses Konzert unter dem Motto «Giulios last Blues». Nach neun erfolgreichen Jahren verlässt Giulio Zenoni auf Ende Oktober das «Plätzli». In einer kurzen Retrospektive erzählte mir der gelernte Koch von den Anfängen bis zum letzten Konzert von Toni Vescoli zum 60. Geburtstag von Bob Dylan. Dazwischen liess Giulio Zenoni immer seine Beziehungen zur schweizer Rockszene spielen und hat so manch gutes Konzert in den Kanton gebracht. Damit hat er bestimmt eine Nische entdeckt und diese Lücke im Urner Kulturangebot gestopft.
Für die Zukunft möchte Giulio Zenoni weiterkochen, jedoch nicht mehr die wirtschaftliche Last eines kleinen Gas-trobetriebes auf seinen Schultern tragen. Ein bisschen wehmütig aber auch energiegeladen schaut er auf die nächste Station seines Werdeganges und es ist zu hoffen, dass er auch in Zukunft als Konzertorganisator erhalten bleibt.

Philipp Truniger


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