Grünes Licht zur Fusion mit dem Verein Netzwerk Uri

An der Versammlung des Vereins Sucht- und Jugendberatung (VSJB) Uri vom 11. Juni im Restaurant Apertura in Flüelen ist dem Vorstand der Auftrag erteilt worden, binnen Jahresfrist alle Vorbereitungen zur Gründung eines neuen Trägervereins mit dem Verein Netzwerk Uri zu treffen. Ziel ist, die ...
12.06.2003
gemäss Sozialplan 2004 zugeteilten Aufgaben im Bereich der allgemeinen Sozialhilfe zu erfüllen. 2002 war im Bereich der Beratungsstelle ein Jahr der kontinuierlich hohen Arbeitsauslastung und auf Vorstandsebene ein Jahr der Neuorientierung.

VSJB-Präsident Heinz Raab wies darauf hin, dass sich der Vorstand 2002 schwergewichtig mit den Vorgaben des Sozialplanes 2004 zu befassen hatte. Die von Gemeinden und Kanton geforderte Schaffung eines zentralen polyvalenten Sozialdienstes, der für die wirtschaftliche und persönliche Sozialhilfe alle Altersstufen zu integrieren hat, habe den Verein in direkte Konkurrenz um den Jugendbereich gebracht. Da dem Sozialplan 2004 kein relevant höheres Kostendach zur Verfügung stehen werde und die Integration des Jugendbereiches in die allgemeine Sozialhilfe beschlossene Sache sei, habe sich der Vorstand mit seiner vereinsmässigen Zukunft beschäftigen müssen. «Der Erhalt des Status quo mit integrierter Dienstleistung in den Bereichen Jugendberatung, Suchtprävention und Suchtberatung wäre unserer Ansicht nach weiterhin sehr kosteneffizient und auch fachtechnisch sinnvoll gewesen, zumal hier ein eingearbeitetes, gut vernetztes Stellenteam zur Verfügung steht. Aufgrund der vollständigen finanziellen Abhängigkeit von öffentlichen Geldern ist dieses Ansinnen für den Verein jedoch nicht mehr realisierbar», sagte Heinz Raab, und er machte keinen Hehl daraus, dass man sich mit der Neuordnung zunächst schwer getan hat. Für den VSJB hat sich als einzig sinnvolle Perspektive ergeben, mit anderen ähnlich betroffenen privaten Sozialdiensten zu kooperieren und die neue Aufgabe einer gemeinsam geführten Sozialhilfe- und Suchtberatungsstelle konzeptionell in Angriff zu nehmen. Eine Reduktion der Vereinsaufgabe auf reine Suchtberatung und Suchtprävention hätte nach Einschätzung von Heinz Raab wegen finanziellen Einschränkungen zum Zusammenbruch einer eigenständigen Beratungsstelle geführt.

Kompetenten Partner gefunden

«Im Verein Netzwerk Uri haben wir einen ebenbürtigen, kompetenten Partner gefunden, der sich bislang schwergewichtig mit Fragen der allgemeinen Sozialhilfe beschäftigt hat», betonte der Präsident. «Dieser Verein ist eine ideale Ergänzung zu unserem bisherigen Dienstleistungsangebot. Das für uns zentrale Ansinnen, unsere Erfahrungen und das von uns bisher Erreichte in die Anforderungen des neuen Sozialplans einbringen zu können, kann somit konkret realisiert werden.»

Die Arbeitsgruppe betreffs Sozialplan 2004 hat das gemeinsame Angebot der beiden Vereine geprüft und für gut befunden, ebenso der Regierungsrat. Damit ist das Überleben des VSJB auch in Zukunft gewährleistet, auch wenn sich der Verein nach der Neukonstituierung eines grösseren Organs später auflösen wird. Gleiches gilt für den Partnerverein Netzwerk Uri. Ziel und Absicht des Vorstandes war es, auf die baldmöglichste Realisierung des neuen gemeinsamen Vereins hinzuarbeiten, so wie es der Sozialplan 2004 in seinem Konzept vorsieht. Einem entsprechenden Antrag zur Überführung des VSJB wurde an der Versammlung einstimmig zugestimmt. Ende dieses Jahres soll der neue Verein aus der Taufe gehoben werden, damit anfangs 2004 eine funktionsfähige Nachfolgeorganisation in Form eines Sozialzentrums ihre Arbeit aufnehmen kann.

Arbeitsintensives 2002

Sucht- und Jugendberaterin Charlotte Senn präsentierte letztmals einen Jahresbericht. Sie hat ihre Stelle, die sie während rund sechs Jahren inne hatte, wegen eines bald anstehenden, längeren Auslandaufenthalts gekündigt. Das Jahr 2002 bezeichnete Charlotte Senn als arbeitsintensiv. Die Auslastung sei kontinuierlich sehr hoch gewesen und habe sich in etwa im Rahmen der beiden zurückliegenden Jahre bewegt. Rund 70 Prozent ihrer Arbeitszeit wendeten die beiden Beraterinnen für Klientenarbeit auf. Die restliche Zeit wurde in die Präventionstätigkeit und die wichtige Vernetzungstätigkeit mit anderen Institutionen, Kommissionen und Arbeitsgruppen investiert. Der gesamte Arbeitsaufwand nahm 176 Stellenprozente in Anspruch. Das Defizit gegenüber den 160 durch den Sozialplan finanzierten Stellenprozenten wurde wiederum vom Verein übernommen.

142 Fälle behandelt

2002 verzeichnete die Sucht- und Jugendberatung 126 Hilfesuchende auf der Anlaufstelle. Durchschnittlich wurden 6,5 Konsultationen registriert. 16 Klientinnen und Klienten mit einer behördlichen Auflage kamen in den Genuss einer intensiven Beratung mit 20 und mehr Konsultationen. Alles in allem sind 1`757 Konsultationen registriert wurden. Von den insgesamt 142 Fällen wurden 75 im so genannten Einzelsetting sowie 67 im Familien- oder Bezugspersonensetting bearbeitet. 92 Fälle konnten im 2002 abgeschlossen werden. Der Anteil der Hilfesuchenden, die sich direkt an die Beratungsstelle wandten, belief sich auf 51 Prozent. 49 Prozent wurden entweder über- oder zugewiesen. «Diese Zahlen weisen darauf hin, dass unser Dienstleistungsangebot äusserst rege benutzt wird und in der Urner Bevölkerung gut verankert ist», hielt Charlotte Senn fest. Letzteres gilt auch für das Oberland und die Seitentäler, auch wenn naturgemäss nach wie vor die Gemeinden des Unterlandes die grösste Klientel stellen. Je die Hälfte der behandelten Fälle sind dem Suchtbereich und dem Bereich Jugend zuzuordnen.

Zugenommen haben im Vergleich zum Vorjahr die Überweisungen durch Schulen, was von den Verantwortlichen auf die Früherfassung auf der Oberstufe zurückgeführt wird. Wiederum stellten die 15- bis 18-Jährigen mit 40 Prozent die Hauptklientengruppe dar. Charlotte Senn: «Die insgesamt hohe Zahl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen widerspiegelt das Gefährdungspotenzial dieser Entwicklungphase mit den Problemstellungen der Adoleszenz, der Ablösung und der sozialen und beruflichen Integration. Die rege Beanspruchung der Sucht- und Jugendberatung durch diese Altergruppe verdeutlicht die Wichtigkeit der Früherfassung.»
Der Schwerpunkt der Suchtprävention lag - gemäss Charlotte Senn - erneut in der Umsetzung des Früherfassungskonzeptes an den Schulen. Der Arbeits-umfang im Bereich Prävention habe sich im Rahmen der Vorjahre bewegt. Darüber hinaus führte die Sucht- und Jugendberatung im Herbst 2002 im Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst Uri eine mit 50 Teilnehmenden gut besuchte Fachveranstaltung für die Sozial- und Schulbehörden durch.

Vermögen weiter geschrumpft

Die Jahresrechnung 2002 der Sucht- und Jugendberatung weist bei Einnahmen von 248`054 Mehrausgaben von 28`876 Franken aus. Der Fehlbetrag kam hauptsächlich durch die Entlöhnung von Überstunden zustande, wobei deren Deckung wie bereits in den Vorjahren über das Eigenkapital erfolgte. Das Vermögen verminderte sich auf rund 162`000 Franken. Dieser Betrag wird an den neuen Verein übergehen. Heinz Raab geht davon aus, dass künftig keine Vermögensgelder mehr zur Deckung von allfälligen Mehrausgaben herangezogen werden müssen. Das Budget 2003 rechnet mit einen Gesamtaufwand von rund 260`000 Franken.

Vorstand bestätigt

Karl Russi, Altdorf, reichte die Demission aus dem Vorstand ein. Er hatte als Co-Präsident Einsitz in der der Fachkommission Jugend- und Suchtberatung. Für ihn wurde kein Ersatz gewählt, weil der Verein in einem halben Jahr ohnehin aufgelöst wird. Präsident Heinz Raab, Altdorf, Vizepräsident Franz-Xaver Brücker, Altdorf, Toni Moser, Bürglen, Kassier Carlo Christen, Altdorf, sowie die Beisitzer Josef Horat, Schattdorf, und Peter Hirzel, Göschenen, wurden bestätigt. Sie haben nun die Aufgabe, in den nächsten Monaten die Fusion mit dem Verein Netzwerk Uri in die Wege zu leiten und die beiden Vereinskulturen zusammenzuführen.
Zum Schluss dankte Regierungsrat Markus Stadler den Verantwortlichen der Sucht- und Jugendberatung im Namen der Öffentlichkeit für die in den vergangenen Jahren erbrachten Leistungen und die im Zusammenhang mit den Forderungen der öffentlichen Hand mehrmals unter Beweis gesellte Anpassungsfähigkeit. Die Umsetzung des Sozialberatungszentrums werde in engem Kontakt und unter Einbezug des Sozialdienstes Uri erfolgen. Er blickt der anstehenden gemeinsamen Problembewältigung mit grossem Interesse entgegen.











Urs Hanhart


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